Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Papyrus
Papyrus[lat.] der (grch. Papyros), Beschreibstoff in Rollen-, Blatt- und Buchform. Das entrindete Stängelmark der Papyrusstaude wurde in dünnste Streifen geschnitten, dann kreuzweise geklebt und getrocknet. P. gelangte von Ägypten aus in die ganze antike Kulturwelt. Zum Schreiben diente ein schräg gekappter Binsenhalm, seit dem 3. Jh. v. Chr. der Rohrhalm mit gespaltener Spitze (Kalamos). Die Schrift wurde mit Lösungen von Kohlenschwärze (Ruß), auch mit Zinnober (rot), später mit Sepia- und Metalltinten ausgeführt. P. lässt sich in Ägypten für den Beginn des 3. Jt. v. Chr. nachweisen, doch ist die P.-Rolle als Beschreibstoff schon im 4. Jt. zu finden. Nach Griechenland kam die P.-Rolle wohl im 6. Jh. v. Chr. Seit dem 2. Jh. n. Chr. wurde der P. allmählich durch das Pergament verdrängt. - In Ägypten haben sich beschriftete P.-Blätter (P.-Texte) in Bodenschichten erhalten, die vom Grundwasser unerreicht blieben. Die ältesten und besterhaltenen sind die hieroglyph. Rollen, darunter der 40 m lange Große P. Harris, ein Taten- und Rechenschaftsbericht Ramses' III. Jenseitsdarstellungen finden sich in den »Totenbuch« gen. religiösen Textsammlungen. Weitaus bedeutender und zahlreicher als alle anderen P.-Gruppen (u. a. koptische, aramäische, phönikische, kanaanäische, hebräische, arabische P.) sind die grch. P., die seit Alexander d. Gr. für Jahrhunderte die wichtigsten Zeugen antiken Lebens (Urkunden) und antiken wie christl. Schrifttums (Bibel) sind.
Literatur:
Schubart, W.: Einführung in die Papyruskunde. Berlin 1918, Nachdr. Zürich u. a. 1980.
Schubart, W.: Das Buch bei den Griechen u. Römern. Heidelberg 31962.
Repertorium der griech. christl. Papyri, hg. v. K. Aland. Berlin 1976.
Bischoff, B.: Paläographie des röm. Altertums u. des abendländ. Mittelalters. Berlin 21986.
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