Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Papua-Neuguinea
Papua-Neuguinea Fläche: 462 840 km2
Einwohner: (1995) 4,302 Mio.
Hauptstadt: Port Moresby
Verwaltungsgliederung: 19 Provinzen und ein Hauptstadtdistrikt
Amtssprachen: Englisch, daneben Neumelanesisch und Hiri Motu (beides Pidginsprachen)
Nationalfeiertag: 16. 9.
Währung: 1 Kina (K) = 100 Toea (t)
Zeitzone: MEZ +9 Std.
[-gi'nea] (amtl. engl. Papua New Guinea, Pidgin English: Papua Niugini), Staat im westl. Pazifik, Ozeanien, umfasst den Ostteil der Insel Neuguinea, den Bismarckarchipel, den Louisiadearchipel, die D'Entrecasteauxinseln, die nördl. Salomoninseln Buka und Bougainville sowie zahlr. kleine Inseln und Atolle.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1975 (1991 geändert) ist P.-N. eine parlamentar. Monarchie im Commonwealth. Staatsoberhaupt ist der brit. Monarch, vertreten durch einen Generalgouverneur. An der Spitze der Reg. steht der vom Parlament gewählte Premierminister. Die Legislative liegt beim Abg.haus (109 auf 5 Jahre gewählte Abg.). Einflussreichste Parteien: Pangu Pati (PP), People's Democratic Movement (PDM), People's Action Party (PAP), People's Progress Party (PPP), Melanesian Alliance (MA).
Landesnatur: Das Zentralgebirge, das die Insel Neuguinea von W nach O durchzieht, besitzt ausgedehnte Hochländer. Es erreicht im Mount Wilhelm im Bismarckgebirge 4 508 m ü. M. Im SW erstreckt sich ein bis 450 km breites Küstentiefland. Das nördl. Tiefland liegt zw. dem Zentralgebirge und dem Küstengebirge. Die Inseln sind meist vulkan. Ursprungs. Es herrscht trop. Regenklima (in der zentralen Gebirgsregion über 6 000 mm Jahresniederschlag). Trop. Regenwald, Sumpfwälder, Savannen und Grasländer bedecken das Land.
Bevölkerung: Die Mehrheit der Bev. besteht aus Papua, die sich in über 700 Sprachgruppen gliedern (Papuasprachen) und zu etwa 90 % im unwegsamen Bergland Neuguineas leben. Sie stehen teilweise auf neolith. Kulturstufe. In Küstennähe und auf den Inseln leben v. a. Melanesier, ferner Minderheiten von Mikronesiern, Polynesiern, Europäern u. a. - Es besteht keine allg. Schulpflicht; in Port Moresby gibt es eine staatl. Univ., in Lae eine TU (beide gegr. 1965). Die Analphabetenquote beträgt 27,8 %. - Mehr als 90 % der Bev. sind Christen, ferner gibt es Anhänger traditioneller Stammesreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: Hauptzweige der Wirtschaft sind Bergbau und Landwirtschaft, von Letzterer leben rd. 85 % der Bevölkerung. In Kleinbetrieben (vielfach noch in Wanderfeldbau mit Brandrodung) und Plantagenwirtschaften Anbau v. a. von Bananen, Kokos- und Ölpalmen, Bataten, Zuckerrohr, Taro, Jamswurzel, Kaffee, Kakao, Kautschuk, Tee; Schweine- und Geflügelhaltung. Wälder bedecken 70 % der Landesfläche; Holzeinschlag wird für den Eigenbedarf und Export betrieben; Küstenfischerei dient dem Eigenbedarf. Durch die Vergabe von Fanglizenzen an Ausländer für die Hochseefischerei werden weitere Einnahmen erzielt. Große Bedeutung hat der Abbau von Kupfer und Gold (auf Bougainville, Lihir und Porgera sowie bei Ok Tedi auf Neuguinea), ferner von Silber; Vorkommen von Chrom, Nickel, Kobalt, Blei, Zink, Bauxit und Erdöl werden erst z. T. genutzt. Die Ind. konzentriert sich auf die Verarbeitung landwirtsch. Güter; außerdem Zementwerke, Schiffbau. Exportgüter sind Kupfererz, Gold, Kaffee, Kakao, Kopra, Palmöl; Haupthandelspartner sind Japan, Dtl. und Australien. - Es gibt keine Eisenbahn; Hauptverkehrsträger sind Flugzeuge und Schiffe; das Straßennetz umfasst 21 433 km Straßen (nur z. T. befestigt); Tiefwasserhäfen sind Port Moresby, Rabaul und Madang; internat. Flughafen in Port Moresby.
Geschichte: Der aus dem ehem. austral. Territorium Papua und dem Treuhandgebiet Neuguinea gebildete Staat erhielt am 16. 9. 1975 seine Unabhängigkeit. Die innenpolit. Entwicklung war in den folgenden Jahrzehnten im Wesentlichen bestimmt vom demokrat. Wechsel der Regierungen. Die führenden Parteien stellten u. a. mit M. Somare (Pangu Pati), J. Chan (PPP) und P. Wingati (PDM) den MinPräs. 1988/89 brach auf Bougainville ein Aufstand aus, der die Unabhängigkeit der Insel zum Ziel hatte. Getragen von der Bougainville Revolutionary Army (BRA) dauerte er bis zum Friedensschluss im April 1998 an. Der Bougainville-Konflikt führte zu Spannungen mit dem Nachbarstaat Salomoninseln.
Als Mitgl. der »Gruppe Melanes. Speerspitze« (P.-N., Vanuatu und Salomoninseln) tritt P.-N. für die Bewahrung der melanes. kulturellen Traditionen ein und fordert von Frankreich die Unabhängigkeit Neukaledoniens. 1991 schloss es ein Sicherheitsabkommen mit dem Austral. Bund. Auf einem Treffen des »Südpazifikforums« (SPF) in Madang (P.-N.) kritisierten die Teilnehmer scharf die Kernwaffenversuche Frankreichs (1995/96).
Literatur:
Löffler, E.: Geomorphology of Papua New Guinea. Canberra 1977.
Löffler, E.: Papua New Guinea. Richmond 1979.
Wesemann, H.: P.-N. Köln 1985.
Rath, G.: P.-N. Ein südpazif. Entwicklungsland auf dem Weg in das Jahr 2000. Hamburg 1989.
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