Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Panslawismus
Panslawịsmusder, Bez. für das Streben nach einem polit. und kulturellen Zusammenschluss aller Slawen. Als Terminus zunächst für die slaw. Sprachverwandtschaft eingeführt (»allslawisch«), verliehen die Westslawen dem P. in den 1830er-Jahren polit. Stoßkraft. Gleichzeitig entwickelte Michail Petrowitsch Pogodin (* 1800, ✝ 1875) Vorstellungen einer Einigung der slaw. Völker unter Führung Russlands. Dessen repressive Haltung gegenüber Polen (insbesondere nach dem poln. Aufstand von 1863) und die russ. Niederlage im Krimkrieg begünstigten jedoch den Austroslawismus, der bereits auf dem Prager Slawenkongress 1848 in Erscheinung getreten war. In Russland, dessen Vormachtstreben v. a. den slaw. Völkern im Osman. Reich galt, wies der P. imperiale Züge auf und wandelte sich zum Panrussismus. Der auf dem Prager Slawenkongress 1908 formulierte Neoslawismus (Neo-P.) strebte eine Allianz von Russland und Österreich-Ungarn an. Im Ersten Weltkrieg v. a. bei Tschechen und Serben wirksam, lebte der P. in gewissem Sinne in der Solidarität gegen Hitler im Zweiten Weltkrieg wieder auf.
Literatur:
Kohn, H.: Die Slawen u. der Westen. A. d. Amerikan. Wien 1956.
Picht, U.: M. P. Pogodin u. die slav. Frage. Stuttgart 1969.
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