Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Panama
I Pạnama Fläche: 78 678 km2
Einwohner: (1995) 2,631 Mio.
Hauptstadt: Panama
Verwaltungsgliederung: 9 Provinzen und ein besonderes Territorium
Amtssprache: Spanisch
Nationalfeiertag: 3. 11.
Währung: 1 Balboa (B/.) = 100 Centésimos (c, cts)
Zeitzone: MEZ —7 Std.
(span. Panamá, amtlich República de Panamá), Staat in Zentralamerika, zw. Pazifik und Karib. Meer, grenzt im W an Costa Rica, im O an Kolumbien.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1972 (mehrfach, zuletzt 1994, revidiert) ist P. eine präsidiale Rep.; Staatsoberhaupt und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präsident. Er ernennt und entlässt das Kabinett. Die Legislative liegt bei der Gesetzgebenden Versammlung (72 Abg., auf fünf Jahre gewählt). Einflussreichste Parteien: Revolutionäre Demokrat. Partei (PRD), Arnulfist. Partei (PA), Nationalistisch Liberal-Republikan. Bewegung (MOLIRENA).
Landesnatur: P. umfasst die gebirgige (im Vulkan Chiriquí 3 475 m hoch), meist mit trop. Wäldern bedeckte Landbrücke zw. Kolumbien und Costa Rica, die an der schmalsten Stelle 55 km breit ist, einschl. der Perleninseln u. a. vorgelagerten Inseln. Auf der pazif. Seite ist ein breiteres Tiefland (Darién) ausgebildet. P. hat trop. Klima mit hohen Niederschlägen.
Bevölkerung: Die Bevölkerung besteht vorwiegend aus Mestizen (rd. 65 %, in den westl. Prov. Chiriquí, Veraguas, Herrera und Coclé rd. 90 %), in den dichter besiedelten pazifischen Küstengebieten leben bes. Schwarze und Mulatten (14 %, in den Prov. Bocas del Toro, Colón und Darién jeweils um 50 %), daneben Weiße (10 %, in den Prov. Panamá, Colón, Los Santos und Chiriquí um 15 %), Indianer (8 %, Guaymí und Cuna sind die größten Gruppen) und Asiaten (4 %). - Allg. Schulpflicht besteht vom 6. bis 15. Lebensjahr, der Unterricht ist unentgeltlich. Es gibt eine Staatsuniv. (gegr. 1935), eine kath. Univ. (gegr. 1965) und eine TU in Panama. - Die überwiegende Mehrheit der Bev. ist kath. (rund 80 %), über 10 % gehören prot. Kirchen, 4 % dem Islam, etwa 5 % der Bahai-Religion sowie traditionellen Stammesreligionen an.
Wirtschaft, Verkehr: In der Wirtschaftsstruktur P. dominiert der exportorientierte Handels- und Dienstleistungssektor. Die Einnahmen aus dem Kanalverkehr, dem Betrieb der 1982 fertig gestellten Transisthmuspipeline von Puerto Armuelles, dem Fremdenverkehr und dem Geschäft mit der Billigflagge (die meisten Handelsschiffe unter panamaischer Flagge gehören ausländ. Reedereien) sind die wichtigsten Devisenquellen des Landes und tragen zum Ausgleich des traditionellen Außenhandelsdefizits bei. In den letzten Jahren entwickelte sich P. zu einem internat. Bank- und Finanzzentrum.
Die wichtigsten landwirtsch. Gebiete liegen westlich der Kanalzone im pazif. Bereich. Angebaut werden für den Inlandsbedarf Reis, Mais, Maniok, Bataten und Bohnen, für den Auslandsmarkt bestimmt sind v. a. Bananen, aber auch Kaffee, Kakao und Zuckerrohr. Viehzucht wird v. a. in den Savannen und Höhengebieten der pazif. Prov. betrieben. Ohne geregelte Forstwirtschaft werden die artenreichen trop. Laubwälder (rd. 50 % der Staatsfläche) genutzt. Hauptfanggebiet für die Fischerei ist der Pazifik. An Bodenschätzen sind Kupfererze nachgewiesen; abgebaut wird Kalk für die Zementind.; in Salinen wird Salz gewonnen. Die Ind. ist hauptsächlich auf die Produktion von Konsumgütern für den Inlandsbedarf ausgerichtet. Wichtig sind die Nahrungs- und Getränkeind., außerdem Leichtind. und zwei Zementfabriken. Fast die Hälfte aller Betriebe konzentriert sich auf die Prov. Panama. Die 1948 gegr. Freizone von Colón ist der größte Waren- und Kapitalumschlagsplatz von Lateinamerika. - Eine hohe verkehrspolit. Bedeutung hat der Panamakanal. Die Gesamtlänge des Eisenbahnnetzes beträgt 583 km. Das Straßennetz ist rd.10 800 km lang. Wichtigste Strecken sind die Schnellstraße Panama (Stadt)-Colón und die Carretera Interamericana (Panamerican Highway), von der 550 km fertig gestellt sind (mit Betondecke und Brücke über den Panamakanal); die Verbindung zur kolumbian. Grenze wird angestrebt. Die wichtigsten Häfen sind Cristóbal und Balboa. Der internat. Flughafen liegt 27 km nördlich der Hauptstadt.
Geschichte: Die atlant. Küste wurde 1502 von Spaniern, J. de la Cosa und R. de Bastidas, entdeckt. 1510 gründeten die Spanier bei Veraguas ihre ersten Siedlungen auf dem amerikan. Festland. 1513 durchquerte V. Núñez de Balboa die Landenge und erreichte als erster Europäer am 29. 9. den Pazifik. Von hier aus eroberte F. Pizarro Peru. P. wurde wichtigste Zwischenstation und Warenumschlagplatz zw. Europa und Peru: Der Weg von und zu den südamerikan. Silberminen führte bis Mitte des 18. Jh. über den Isthmus von Panama. 1739 wurde P. Teil des Vizekönigreichs Neugranada. 1821 erklärte das Land seine Unabhängigkeit von der span. Verwaltung und schloss sich Großkolumbien an. Versuche, einen eigenen Staat zu bilden, schlugen fehl. Erst unter dem Schutz der USA, die die Kontrolle über den geplanten Panamakanal anstrebten, trennte sich P. 1903 von Kolumbien. Die Verf. von 1904 berechtigte die USA zu Interventionen in ihrem Interesse. Seit den 1930er-Jahren strebte P. nach größerer Unabhängigkeit (1936 und 1954 Revision des Kanalvertrages, Erhöhung der Zahlungen an P.). Erst 1960 erkannten die USA den Staat P. nominell als souverän an. Nach dem Sturz von Arnulfo Arias (Präs. 1940/41 und 1949-51) kurz nach seiner 3. Wahl 1968 übernahm eine Militärjunta die Reg.; die eigentl. Macht lag, auch nach der Ernennung von Demetrio Basilio Lakas Bahas zum Präs., bei General Omar Torrijos Herrera. 1977 wurde ein neuer Kanalvertrag unterzeichnet, der die volle Souveränität P.s im Jahr 2000 zum Ziel hat. 1983-88 erzwang die Nationalgarde unter Oberbefehl von General M. Noriega Morena mehrfach einen Wechsel im Amt des Präsidenten. Unruhen führten 1987/88 zur Verhängung des Ausnahmezustandes. Die USA stellten ihre Finanzhilfe ein, warfen Noriega u. a. Drogenhandel vor und forderten seine Auslieferung. Wahlen im Mai 1989 gewann zwar der Kandidat der Oppositionspartei, Guillermo Endara, doch annullierte Noriega das Ergebnis und ernannte eine provisor. Regierung. Nach Unruhen und einem Putschversuch gegen Noriega intervenierten am 20. 12. 1989 amerikan. Truppen; Noriega stellte sich, wurde in die USA gebracht und im Juli 1992 zu 40 Jahren Gefängnis verurteilt. Das Amt des Präs. übernahm Ende 1989 G. Endara (PA). Er erreichte das Ende der außenpolit. Isolierung P.s und einen gewissen wirtsch. Aufschwung, doch gelang es ihm nicht, auch die unteren Bev.schichten daran zu beteiligen. 1994 wurde E. Pérez Balladares (PRD) als Kandidat des Bündnisses »Alianza Pueblo Unido« zum Präs. gewählt. Am 14. 10. 1994 billigte das Parlament den Verf.artikel, der die »Autoridad del Canal de P.« konstituiert, die im Jahre 2000 die Aufsicht über den P.-Kanal übernehmen soll. Eine Verf.änderung, die die direkte Wiederwahl des Präs. ermöglichen sollte, wurde 1998 in einem Referendum von der Bev. abgelehnt. Die Präsidentschaftswahlen 1999 gewann Mireya Moscoso (PA), Witwe des 1968 gestürzten Präs. Arias.
Literatur:
Schubert, A.: P. Geschichte eines Landes u. eines Kanals. Berlin 1978.
Sandner, G.: Zentralamerika u. der ferne karib. Westen. Konjunkturen, Krisen u. Konflikte 1503-1984. Stuttgart 1985.
Conflict resolution and democratization in P., hg. v. E. Loser. Washington, D. C., 1992.
Barry, T. u. Lindsay-Poland, J.: Inside P. The essential guide to its politics, economy, society, and environment. Albuquerque, N. M., 1995.
Peracy, T. L.: We answer only to God. Politics and the military in P., 1903 - 1947. Albuquerque, N. M., 1998.
II Pạnama
(span. Ciudad de Panamá), Hptst. und wichtigster Hafen (Balboa) der Rep. P., nahe der pazif. Einfahrt in den Panamakanal; 452 000 Ew.; Erzbischofssitz; Kulturzentrum mit zwei Univ., TU, Seefahrtschule, Tropenforschungsinstitut, Museen; Nahrungsmittel-, Holz-, Textil-, Metallind., Herstellung von Kosmetika und Arzneimitteln; Flughafen.- Kathedrale (1796 geweiht), Kirche San José, Präsidentenpalast im maur. Stil (1673, renoviert 1921). Die Altstadt und der Salón Bolívar wurden zum UNESCO-Welterbe erklärt.- P. wurde 1519 von den Spaniern gegr., seit 1903 Hauptstadt.
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