Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ölpest
Ölpest,die Verschmutzung von Uferregionen, v. a. der Meeresküsten, samt der dortigen Flora und Fauna durch Rohöl (z. B. durch Tankerhavarien, Offshorebohrungen, Kriegshandlungen) oder Ölrückstände (z. B. aus dem Bilgenwasser der Schiffe), die in Fladen oder großen Feldern (Ölteppich) auf dem Wasser schwimmen. Das ausgelaufene Öl beeinträchtigt den Gasaustausch sowie andere Lebensfunktionen des Biotops Wasser erheblich. Innerhalb von 1 bis 2 Wochen verfliegen die leichteren Bestandteile des Öls, die schwer flüchtigen Komponenten verbinden sich mit dem Meerwasser zu einer zähen, braunen Brühe, die nach einigen Wochen entweder auf den Meeresgrund absinkt, als Teerklumpen an die Strände treibt oder sich in den großen Wirbelströmungen sammelt. Augenfälligste Folge ist das massenhafte Verenden von Wasservögeln durch Verkleben des Gefieders. - Auf dem freien Meer schwimmende Ölfelder werden erst in einigen Wochen bis Monaten durch Bakterien und Hefepilze weitgehend abgebaut. Chem. Verfahren, das Öl durch Dispersionsmittel zum Absinken zu bringen, sind sehr umstritten, da sie, bes. in flachen Küstengewässern, möglicherweise die Organismen des Meeresbodens vergiften. Die Bekämpfung der Ö. erfolgt daher v. a. durch Eingrenzen und Abschöpfen bzw. Abpumpen der Ölschicht. - Zur biolog. Bekämpfung sind erste Ansätze durch die Züchtung eines Bakterienstammes (Pseudomonaden) gemacht worden; diese durch genet. Manipulation entstandenen Bakterien können das in einem Nährmedium enthaltene Rohöl zu etwa 60 % abbauen. - Etwa 5-6 Mio. t Erdöl, Ölreste und Abfälle von Erdölkohlenwasserstoffen verschmutzen jährlich die Weltmeere. Die bislang größte Ö. der Geschichte wurde am Ende des 2. Golfkriegs durch die aus Kuwait abziehenden Iraker ausgelöst; nach Schätzungen gelangten durch die Zerstörung von Ölförderanlagen etwa 1,4 Mio. t Öl in den Pers. Golf.
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