Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ökologie
Ökologie[zu grch. oĩkos »Haus« und lógos »Lehre«] die, aus der Biologie hervorgegangene Wiss.; sie befasst sich mit den Wechselbeziehungen zw. den Organismen und der unbelebten (abiot. Faktoren wie Klima, Boden) und der belebten Umwelt (biot. Faktoren) sowie mit dem Stoff- und Energiehaushalt der Biosphäre und ihrer Untereinheiten (z. B. Ökosysteme). Teilgebiete der Ö. sind Autökologie (untersucht die Ansprüche des Einzellebewesens an seine Umwelt sowie die wechselseitigen Beziehungen zw. Individuum und Umwelt), Demökologie (Populations-Ö.; befasst sich mit den Wechselbeziehungen artgleicher Individuen) und Synökologie (beschäftigt sich mit Wechselbeziehungen versch. Populationen untereinander sowie zw. diesen und der Umwelt). Neuestes und komplexestes Teilgebiet der Ö. ist die System-Ö., die Ökosysteme unter autökolog., populationsökolog. und v. a. unter synökolog. Gesichtspunkten untersucht. - In zunehmendem Maße wurde auch der Mensch (als Teil seiner Umwelt, v. a. als Manipulator der Natur) in die Ö. einbezogen. Die Human-Ö., die sich den komplexen Wechselwirkungen zw. dem Menschen und seiner natürl. und techn. Umwelt widmet, ist nicht mehr nur eine naturwiss. Disziplin; sie bezieht heute vielmehr auch Erkenntnisse der Geisteswiss. (z. B. Philosophie, Psychologie, Sozialwiss.) mit ein.
Eine wichtige Rolle für die auf dem Konzept des Ökosystems basierende ökolog. Forschung spielen auch die Anwendung der Systemanalyse zur Formulierung mathemat. Modelle, ferner die Kybernetik (v. a. zur Beschreibung ökolog. Gleichgewichte) und die EDV, die die Erfassung komplexen Datenmaterials, dessen Verarbeitung im Sinne von Simulationen komplexer Systeme sowie Prognosen der Wirkung von Veränderungen innerhalb eines Systems ermöglicht.
In den Mittelpunkt des öffentl. Interesses rückte die Ö. seit Ende der 1960er-Jahre, als die Auswirkungen der Umweltverschmutzung und die Begrenzung der natürl. Rohstoffvorkommen immer deutlicher wurden. Seitdem hat die Ö. eine inhaltl. und institutionelle Ausweitung erfahren, die über die naturwiss. Ö. weit hinausgeht. Ö. steht nunmehr v. a. für eine neue Weltanschauung: Die Idee vom unbegrenzten Fortschritt und Wachstum gilt als korrekturbedürftig, es wird eine Rückbesinnung darauf gefordert, dass die Natur Veränderungen nur in sehr begrenztem Maß verträgt, ohne irreversible Schäden zu erleiden, und dass die Menschheit als ein Glied des globalen Ökosystems mit dessen Gefährdung sich selbst in ihrer Existenz gefährdet.
Literatur:
Campell, B.: Ö. des Menschen. Unsere Stellung in der Natur von der Vorzeit bis heute. A. d. Engl. Neuausg. Frankfurt am Main u. a. 1987.
Ö., hg. v. Hans J. Müller. Jena 21991.
Eichler, H.: Ökosystem Erde. Der Störfall Mensch. Eine Schadens- u. Vernetzungsanalyse. Mannheim u. a. 1993.
Ott, K.: Ö. u. Ethik. Ein Versuch prakt. Philosophie. Tübingen 21994.
Streit, B.: Ö. kurzgefaßt. Mannheim u. a. 1994.
Begon, M. u. a.: Ö.A. d. Engl. Heidelberg 1998.
Bick, H.: Grundzüge der Ö. Stuttgart 31998.
Dernbach, B.: Public Relations für Abfall. Ö. als Thema öffentlicher Kommunikation. Opladen 1998.
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