Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Otto
I Ọtto,Herrscher:
Hl. Röm. Reich:
1) O. I.,der Große, König (seit 936), Kaiser (seit 962), * 23. 11. 912, ✝ Memleben 7. 5. 973, Sohn und Nachfolger Heinrichs I., Vater von 2); brach die Macht der Stammesherzöge und verlieh die meisten Herzogtümer an Angehörige des sächs. Herrscherhauses. Die wichtigste Stütze seines starken Königtums wurden die Bischöfe (Reichskirchensystem). Die Ungarn besiegte O. auf dem Lechfeld bei Augsburg (10. 8. 955). Die Ostgrenze gegen die Slawen wurde durch die Gründung von Bistümern, bes. des Erzbistums Magdeburg (968) als Missionszentrum, und die Erfolge des Markgrafen Gero ausgedehnt und gesichert. 951/952, 961-965 und 966-972 zog O. nach Italien; er machte sich zum König des langobardisch-italien. Reiches, heiratete die Königinwitwe Adelheid und ließ sich 962 in Rom zum Kaiser krönen (Bindung der Kaiserwürde an das dt. Regnum, das spätere Hl. Röm. Reich; Orientierung der Reichspolitik nach Italien; Schirmvogtei über die röm. Kirche). - Durch die Ehe seines Sohnes mit Theophano erreichte er 972 die Anerkennung seines Kaisertums durch Byzanz. O. wurde im Magdeburger Dom beigesetzt.
Literatur:
H. Zimmermann. O. der Große, hg. v. Darmstadt 1976.
Beumann, H.: Die Ottonen. Stuttgart u. a. 31994.
2) O. II., König (seit 961), Kaiser (seit 967), * 955, ✝ Rom 7. 12. 983, Sohn von 1) und dessen 2. Gemahlin Adelheid, Vater von 3); wurde bereits 967 zum (Mit-)Kaiser gekrönt und 972 mit der byzantin. Prinzessin Theophano vermählt. 980 zog er nach Rom, wo er die Stellung des Papstes gegen den stadtröm. Adel sicherte. Im Kampf gegen die Sarazenen in Unteritalien erlitt er 982 eine vernichtende Niederlage bei Crotone (Kalabrien). Auf dem Reichstag von Verona 983 ließ er seinen Sohn Otto zum König wählen. 983 zerstörte der Aufstand der Dänen und Slawen fast das ganze Aufbauwerk seines Vaters östlich von Saale und Elbe.
3) O. III., König (seit 983), Kaiser (seit 996), * 980, ✝ Paternò (bei Viterbo) 24. 1. 1002, Sohn von 2); stand bis 996 unter der Vormundschaft erst seiner Mutter Theophano, dann seiner Großmutter Adelheid und des Erzbischofs Willigis von Mainz. Seine eigene Reg. beschränkte sich v. a. auf Kämpfe um Rom, wo er 996 zum Kaiser gekrönt wurde und 999 den Erzbischof Gerbert von Aurillac zum Papst (Silvester II.) erhob. In engem Einvernehmen mit ihm versuchte er nun, seine Konzeption von der Erneuerung des Röm. Reichs zu verwirklichen. O. wollte Rom zum Sitz des Reiches (aus Germanen, Romanen und Slawen) machen, dessen Leitung Kaiser und Papst gemeinsam zukommen sollte. Durch die Gründung des Erzbistums Gnesen, seine Beteiligung an der Gründung des Erzbistums Gran und seine Anerkennung Stephans I. als König von Ungarn wurde die Verselbstständigung des Ostens eingeleitet.
Literatur:
Althoff, G.: O. III. Darmstadt 1996.
4) O. IV.,O. von Braunschweig, Röm. König (seit 1198), Kaiser (seit 1209), * in der Normandie um 1177, ✝ Harzburg (heute Bad Harzburg) 19. 5. 1218; Sohn Heinrichs des Löwen, Onkel von 8); wuchs in England am Hof seines Onkels Richard Löwenherz auf. 1198 wählte ihn die welf. Partei zum Gegenkönig Philipps von Schwaben. Nach dessen Tod (1208) konnte er sich durchsetzen und wurde 1209 zum Kaiser gekrönt. Als er die stauf. Italienpolitik aufgriff und die Eroberung des unter päpstl. Lehnshoheit stehenden Sizilien begann, veranlasste Papst Innozenz III. 1211 die Wahl des Staufers Friedrich II. zum Gegenkönig. Nach der Niederlage gegen den mit Friedrich verbündeten frz. König Philipp II. August bei Bouvines (1214) verlor O. seinen Anhang in Dtl. und blieb auf Braunschweig beschränkt.
Literatur:
Hucker, B. U.: Kaiser O. IV. Hannover 1990.
Bayern:
5) O. von Northeim, Herzog (1061-70), ✝ 11. 1. 1083; entstammte dem sächs. Hochadel; verlor das ihm von der Kaiserinwitwe Agnes 1061 verliehene Herzogtum Bayern infolge einer Anklage wegen Hochverrats. O. war ein Führer des großen Sachsenaufstands (1070-75) gegen Heinrich IV.
6) O. I. von Wittelsbach, Herzog (seit 1180), * um 1120, ✝ Pfullendorf 11. 7. 1183, Großvater von 7); einer der wichtigsten Ratgeber Kaiser Friedrichs I. Barbarossa, der ihm nach dem Sturz Heinrichs des Löwen (1180) das verkleinerte Herzogtum Bayern verlieh, das seitdem in der Hand der Wittelsbacher blieb.
7) O. II.,der Erlauchte, Herzog (seit 1231), * Kelheim 7. 4. 1206, ✝ Landshut 29. 11. 1253, Enkel von 6); gewann durch Heirat für Wittelsbach die Rheinpfalz (um 1224); wurde 1251 Stellvertreter König Konrads IV. in Deutschland.
Braunschweig-Lüneburg:
8) O. I.,das Kind, Herzog (seit 1235), * 1204, ✝ Harzburg (heute Bad Harzburg) 9. 6. 1252; Enkel Heinrichs des Löwen, Neffe von 4); besaß seit 1227 alle welfischen Stammlande, die 1235 von Kaiser Friedrich II. zum Herzogtum Braunschweig-Lüneburg erhoben wurden. Er ist der Stammvater aller späteren Welfen.
Griechenland:
9) O. I., König (1832-62), * Salzburg 1. 6. 1815, ✝ Bamberg 26. 7. 1867, 2. Sohn König Ludwigs I. von Bayern; wurde 1832 von der grch. Nationalversammlung zum König gewählt; durch die Revolution von 1862 gestürzt.
Pfalz:
10) O. Heinrich (gen. Ottheinrich), Kurfürst (seit 1556), * Landshut 10. 4. 1502, ✝ Heidelberg 12. 2. 1559; erhielt 1505 mit seinem Bruder Philipp Pfalz-Neuburg. In der Kurpfalz, die er nach dem Tod Friedrichs II. erhalten hatte (1556), führte er die luth. Reformation ein; er gründete die berühmte Heidelberger Bibliothek (Palatina) und ließ 1556-59 das Heidelberger Schloss durch den »Ottheinrichsbau« erweitern.
II Ọtto,
1) Berthold, Pädagoge, * Bienowitz (heute Bieniowice, bei Góra, Wwschaft Leszno) 6. 8. 1859, ✝ Berlin 29. 6. 1933; gründete 1906 in Berlin eine Reformschule (»B.-O.-Schule«); vertrat eine »Pädagogik vom Kinde aus« unter natürl. Lernen (Muster: familiäre Tischgemeinschaft) in freiem Gesamtunterricht. - Werke: Die Zukunftsschule, 2 Tle. (1901-14); Die Reformation der Schule (1912).
2) Frei, Ingenieur und Architekt, * Siegmar (heute zu Chemnitz) 31. 5. 1925; trat als Pionier auf dem Gebiet flexibler Hängedachkonstruktionen und auf dem des ökolog. Bauens hervor; bed. Bauten: u. a. Pavillon für die Weltausstellung in Montreal (1966/67, mit R. Gutbrod), Überdachung von Olympiabauten in München (1972), Ministerratsgebäude in Riad (1978-82, mit Gutbrod und O. Arup), Einfamilienhäuser am Tiergarten in Berlin (1989, mit H. Kendel).
3) Kristin, Schwimmerin, * Leipzig 7. 2. 1966; u. a. Olympiasiegerin 1988 (50 und 100 m Freistil, 100 m Schmetterling, 100 m Rücken, 4 × 100 m Freistil und Lagen) sowie siebenmal Weltmeisterin und neunmal Europameisterin (zw. 1982 und 1989). Sportlerin des Jahres 1988 und 1989.
4) Nicolaus August, Maschinenbauer und Unternehmer, * Holzhausen a. d. Haide (bei Nassau) 14. 6. 1832, ✝ Köln 26. 1. 1891; gründete 1864 mit E. Langen die Gasmotorenfabrik Deutz (Name ab 1872), erfand 1867 zusammen mit Langen einen atmosphär. Gasmotor und 1876 den Viertaktgasmotor mit verdichteter Ladung und Fremdzündung (Ottomotor), der das Vorbild für den gesamten weiteren Verbrennungsmotorenbau gab.
Literatur:
Sittauer, H. L.: Nicolaus A. O., Rudolf Diesel. Leipzig 41990.
5) Rudolf, evang. Theologe, * Peine 25. 9. 1869, ✝ Marburg 7. 3. 1937; Prof. in Göttingen, Breslau und Marburg; erlangte Bedeutung bes. durch sein Buch »Das Heilige« (1917), in dem er den Begriff des Numinosen (Numen) für das vom Menschen als heilig Erfahrene in die Religionswiss. einführte.
6) Teo, Bühnenbildner, * Remscheid 4. 2. 1904, ✝ Frankfurt am Main 9. 6. 1968; war 1927/31 Bühnenbildner der Berliner Krolloper, 1931/32 Ausstattungschef der Staatstheater Berlin, emigrierte nach Zürich, schuf Bühnenbilder für B. Brecht, die Regisseure G. Gründgens, G. Strehler, F. Kortner u. a.
7) Walter F. (Friedrich), klass. Philologe, * Hechingen 22. 6. 1874, ✝ Tübingen 23. 9. 1958; Prof. in Wien, Basel, Frankfurt am Main, Königsberg (Pr); arbeitete bes. über den grch. Mythos.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Otto