Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ostsee
Ọstsee(Baltisches Meer), kleines und flaches Nebenmeer des Atlantiks, durch die Skandinav. Halbinsel und Jütland von diesem getrennt, über Skagerrak und Kattegat mit der Nordsee verbunden; Anrainerstaaten sind Dtl., Dänemark, Schweden, Finnland, Russland, Estland, Lettland, Litauen und Polen. Seine Gesamtfläche beträgt einschl. Kattegat 0,39 Mio. km2, mittlere Tiefe 55 m, größte Tiefe 459 m (Landsorttief), Wasservolumen 0,02 Mio. km3. Die O. gliedert sich in Kattegat, Beltsee, Arkonasee, Bornholmsee, Gotlandsee, Rigaer Bucht und Finn. Meerbusen, Ålandsmeer, Schärenmeer und Bottn. Meerbusen. - Sie ist geologisch jung. Während der letzten Eiszeit war ihr Becken mit Eis bedeckt; bei dessen Rückzug füllte es sich mit Schmelzwasser (Balt. Eisstausee) und bildete das mit Nordsee und Weißem Meer verbundene salzige Yoldiameer (Yoldia). Danach hob sich das Land, die O. wurde vom Weltmeer abgeschnitten, süßte aus zum Ancylussee (Ancylus). Durch Erhöhung des Spiegels des Weltmeeres trat sie erneut durch die Beltsee mit der Nordsee in Verbindung und bildete das salzreiche Litorinameer als Vorläufer der heutigen O. (auch Myameer gen.). In der geolog. Gegenwart hebt sich bes. der Nordraum der O. (maximal 80 cm im Jh., der Wasserstand an der pommerschen Küste steigt dagegen um 10 cm im Jh.).
Der Salzgehalt liegt, durch die Zuflüsse von Binnenwasser (jährlich 479 km3) und den geringen Wasseraustausch der O. mit der Nordsee bedingt, bei einem Mittel von etwa 8 ‰ an der Oberfläche. Die von der Nordsee eindringenden Gezeiten sind sehr gering; der Tidenhub erreicht im Kattegat 40 cm, in der Beltsee 20-30 cm, in der mittleren O. nur wenige cm. Der Wasserstand wird meist durch unperiodisch winderzeugte Schwankungen beherrscht. Dabei kann es in den flachen Gebieten in der westl. O. sowie im Inneren des Finn. und Bottn. Meerbusens zu Sturmfluten kommen. - Der Ertrag des Fischfangs (bes. Hering, Dorsch, Lachs, Sprotte, Scholle, Flunder, Aal) ist mäßig. - Mit dem internat. Schiffsverkehr besteht über den Nord-O.-Kanal eine Verbindung. Zahlr. Fährlinien verbinden die Küstenplätze. Die Vogelfluglinie hat sich seit 1963 durch die Hochbrücke über den Fehmarnsund zur Hauptverkehrsader zw. Skandinavien und Mitteleuropa entwickelt. Wichtigste O.-Häfen sind: Kopenhagen, Stockholm, Luleå, Wasa, Turku, Helsinki, Kotka, Sankt Petersburg, Riga, Memel, Königsberg, Danzig, Gdingen, Stettin, Rostock, Lübeck, Kiel.
Die starke Belastung der O. durch Meeresverschmutzung (Meer) ist auf die dichte Besiedlung der Küstengebiete und den geringen Wasseraustausch mit dem Atlantik zurückzuführen. Spezielle Maßnahmen wurden 1974 mit der Helsinki-Konvention eingeleitet, der alle Anrainerstaaten beigetreten sind. Seit 1979 erfolgt eine gezielte Überwachung mit Auswertung durch eine Expertenkommission, deren zweiter Bericht 1990 vorlag. Danach ist die Belastung zwar sehr hoch, nimmt aber derzeitig nicht weiter zu. Bis 1995 sollte entsprechend dem Beschluss der »Baltic Marine Environment Protection Commission« die Einleitung von Verschmutzungen halbiert werden.
Literatur:
J. Newig Die O. Natur u. Kulturraum, hg. v. u. H. Theede. Husum 1985.
Liedl, F. u. a.: Die O. Meeresnatur im ökolog. Notstand. Göttingen 1992.
Meereskunde der O., hg. v. G. Rheinheimer. Berlin u. a. 21995.
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