Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ostpreußen
I Ọstpreußen,ehem. preuß. Provinz im NO des mitteleurop. Tieflands, südlich und östlich der Ostseeküste; gegliedert in die RegBez. Königsberg, Gumbinnen, Allenstein und (bis 1939) Westpreußen; Hptst. war Königsberg.
Geschichte: Das Gebiet des späteren O. wurde erst im Neolithikum (etwa ab 3000 v. Chr.) besiedelt. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. bewohnten die Goten O., danach die balt. Prußen, deren Name auf ihr Siedlungsgebiet übertragen wurde. Die ersten Christianisierungsversuche im 9./10. Jh. scheiterten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien um Hilfe gegen die Prußen an den Dt. Orden, dem er das Culmer Land schenkte. Das spätere O. ging aus dem Ostteil des Deutschordenslandes hervor, das, 1525 in das Herzogtum Preußen übergeführt, 1618 in Personalunion mit Brandenburg vereinigt und im Frieden von Oliva (1660) aus poln. Lehnshoheit gelöst, zur Keimzelle des Königreichs Preußen (1701 Krönung von Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. zum »König in Preußen«) wurde. In dem durch Pest 1709/10 entvölkerten Land wurden etwa 40 000 Kolonisten v. a. aus der Schweiz, der Pfalz, Nassau und Salzburg (1732) angesiedelt. Im Siebenjährigen Krieg war O. 1758-62 von den Russen besetzt. Königsberg (Pr) entwickelte sich mit seiner Univ. zu einem Mittelpunkt des dt. Geisteslebens. 1815 wurde die Provinz O. (das bisherige königlich-preuß. Gebiet einschließlich des 1772 hinzugekommenen Ermlands, aber ohne Marienwerder) gebildet, die 1824-78 mit Westpreußen (vom Königreich Preußen bei der 1. Poln. Teilung annektierter westl. Teil des Ordensstaates) zur Provinz Preußen vereinigt war. Der Erste Weltkrieg brachte O. durch die russ. Invasion schwere Schäden. Die durch den Versailler Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen des Dt. Reiches (Poln. Korridor) schnitten O. vom übrigen Reichsgebiet ab. Das Memelland wurde an die Alliierten abgetreten (1923 von Litauen besetzt und annektiert). Der ostpreuß. Kreis Soldau kam an Polen, Danzig wurde Freie Stadt. Durch die Kriegsereignisse 1944/45 erlitt die Bev. hohe Verluste (614 000 Tote); O. wurde am 25. 4. 1945 vollständig von sowjet. Truppen erobert. Durch das Potsdamer Abkommen (2. 8. 1945) kam das nördl. O. unter Verwaltung der UdSSR (zu Russland) und das südl. O. unter poln. Verwaltung. Im Zwei-plus-vier-Vertrag vom 12. 9. 1990 und im Dt.-Poln. Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 erklärten die Vertragspartner die 1945 entstandenen Grenzen für endgültig.
▣ Literatur:
Franz, W.: Ostpreuß. Landeskunde. Kiel 1993.
⃟ Hermanowski, G.: O. Lexikon Geografie, Geschichte, Kultur. Neuausg. Augsburg 1996.
II Ọstpreußen,
dt. Neustamm, der aus einer Mischung der balt. Prußen mit den seit dem 13. Jh. eingewanderten Deutschen und den meist im 15. und 16. Jh. zugewanderten Masuren (im S) und Litauern (im NO) entstand; stellte bis zur Vertreibung der Deutschen (1945/46) 97 % der Bev. von Ostpreußen.
I Ọstpreußen,ehem. preuß. Provinz im NO des mitteleurop. Tieflands, südlich und östlich der Ostseeküste; gegliedert in die RegBez. Königsberg, Gumbinnen, Allenstein und (bis 1939) Westpreußen; Hptst. war Königsberg.
Geschichte: Das Gebiet des späteren O. wurde erst im Neolithikum (etwa ab 3000 v. Chr.) besiedelt. Im 2. und 3. Jh. n. Chr. bewohnten die Goten O., danach die balt. Prußen, deren Name auf ihr Siedlungsgebiet übertragen wurde. Die ersten Christianisierungsversuche im 9./10. Jh. scheiterten. Um 1225 wandte sich Herzog Konrad I. von Masowien um Hilfe gegen die Prußen an den Dt. Orden, dem er das Culmer Land schenkte. Das spätere O. ging aus dem Ostteil des Deutschordenslandes hervor, das, 1525 in das Herzogtum Preußen übergeführt, 1618 in Personalunion mit Brandenburg vereinigt und im Frieden von Oliva (1660) aus poln. Lehnshoheit gelöst, zur Keimzelle des Königreichs Preußen (1701 Krönung von Kurfürst Friedrich III. als Friedrich I. zum »König in Preußen«) wurde. In dem durch Pest 1709/10 entvölkerten Land wurden etwa 40 000 Kolonisten v. a. aus der Schweiz, der Pfalz, Nassau und Salzburg (1732) angesiedelt. Im Siebenjährigen Krieg war O. 1758-62 von den Russen besetzt. Königsberg (Pr) entwickelte sich mit seiner Univ. zu einem Mittelpunkt des dt. Geisteslebens. 1815 wurde die Provinz O. (das bisherige königlich-preuß. Gebiet einschließlich des 1772 hinzugekommenen Ermlands, aber ohne Marienwerder) gebildet, die 1824-78 mit Westpreußen (vom Königreich Preußen bei der 1. Poln. Teilung annektierter westl. Teil des Ordensstaates) zur Provinz Preußen vereinigt war. Der Erste Weltkrieg brachte O. durch die russ. Invasion schwere Schäden. Die durch den Versailler Vertrag festgelegten Gebietsabtretungen des Dt. Reiches (Poln. Korridor) schnitten O. vom übrigen Reichsgebiet ab. Das Memelland wurde an die Alliierten abgetreten (1923 von Litauen besetzt und annektiert). Der ostpreuß. Kreis Soldau kam an Polen, Danzig wurde Freie Stadt. Durch die Kriegsereignisse 1944/45 erlitt die Bev. hohe Verluste (614 000 Tote); O. wurde am 25. 4. 1945 vollständig von sowjet. Truppen erobert. Durch das Potsdamer Abkommen (2. 8. 1945) kam das nördl. O. unter Verwaltung der UdSSR (zu Russland) und das südl. O. unter poln. Verwaltung. Im Zwei-plus-vier-Vertrag vom 12. 9. 1990 und im Dt.-Poln. Grenzvertrag vom 14. 11. 1990 erklärten die Vertragspartner die 1945 entstandenen Grenzen für endgültig.
▣ Literatur:
Franz, W.: Ostpreuß. Landeskunde. Kiel 1993.
⃟ Hermanowski, G.: O. Lexikon Geografie, Geschichte, Kultur. Neuausg. Augsburg 1996.
II Ọstpreußen,
dt. Neustamm, der aus einer Mischung der balt. Prußen mit den seit dem 13. Jh. eingewanderten Deutschen und den meist im 15. und 16. Jh. zugewanderten Masuren (im S) und Litauern (im NO) entstand; stellte bis zur Vertreibung der Deutschen (1945/46) 97 % der Bev. von Ostpreußen.