Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Ostblock
Ostblock,im Zusammenhang mit dem Ost-West-Konflikt im Westen gebräuchl. Schlagwort, i.w.S. für alle europ. und asiat. Staaten, die nach dem Zweiten Weltkrieg unter sowjet. Hegemonie gerieten; i.e.S. alle Staaten Ostmittel-, Ost- und Südosteuropas, die als Mitgl. des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe und des Warschauer Pakts in Abhängigkeit von der UdSSR standen. Die anfänglich monolithisch erscheinende Einheit des O. wurde aufgrund polit., wirtsch. und ideolog. Interessengegensätze sowie im Zuge von Selbstständigkeitsbestrebungen infrage gestellt, v. a. in Polen (»poln. Herbst«) und Ungarn (Volksaufstand, beide 1956). 1968 scheiterte ein Reformversuch in der Tschechoslowakei (»Prager Frühling«) und führte zur Breschnew-Doktrin. Der Reformkurs M. Gorbatschows in der UdSSR (seit 1985) begünstigte schließlich mittelbar stärkere Verselbstständigungs- und Demokratisierungsprozesse im O. (zuerst 1988/89 in Ungarn, 1989 in Polen), bis die rasanten polit. Umwälzungen in Mittel- und O-Europa 1989-91 zum Zerfall des O. führten: 1991 Auflösung des Rats für gegenseitige Wirtschaftshilfe und des Warschauer Pakts sowie Ende 1991 Auflösung der UdSSR. Die von den Transformationsprozessen in der Gesellschaft überlagerte notwendige wirtsch. und polit. Stabilisierung ehem. O.-Staaten wird durch schwierige nat. Selbstfindungsprozesse (Nationalitätenfrage) z. T. behindert. Einige frühere O.-Staaten bemühen sich um die Aufnahme in die EU. Im Juli 1997 wurden Polen, Tschechien und Ungarn von der NATO eingeladen, Beitrittsverhandlungen aufzunehmen.
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