Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Origenes
Origenes,grch. Theologe und Philosoph, * Alexandria um 185, ✝ Tyrus um 254; Lehrer und Leiter der alexandrin. Katechetenschule; 212 exkommuniziert; 232 Eröffnung einer eigenen Schule in Caesarea; starb an den Folgen von Folterungen während der Christenverfolgung unter Kaiser Decius; galt bereits zu Lebzeiten als bedeutendster und umstrittenster Theologe der grch. Kirche; führte ein streng asket. Leben, das er bis ins Extrem steigerte (nach dem Kirchenhistoriker Eusebios Selbstkastration aufgrund seiner Deutung von Mt. 19, 12) und bejahte das Martyrium. - O. schuf mit der Hexapla, einer Zusammenstellung von fünf voneinander abweichenden grch. Bibelübersetzungen mit dem hebr. Original, die Arbeitsgrundlage für eine wiss. Bibelexegese; kommentierte als Exeget fast alle bibl. Bücher und entwickelte die Lehre vom dreifachen (dem buchstäbl., moral. und allegor.) Schriftsinn; verfasste mit »De principiis«, einer Darstellung der christl. Lehre in der Begrifflichkeit der hellenist. Philosophie (Neuplatonismus), das erste christl. Lehrsystem. Von seinen apologet. Schriften ist die Apologie gegen den spätantiken Philosophen Celsus (»Contra Celsum«) erhalten. - Die Auffassungen des O. (Origenismus) beeinflussten nahezu die gesamte Theologie des grch. Ostens und führten zu heftigen Auseinandersetzungen, in deren Gefolge sie 399 erstmals und 553 endgültig als häretisch verurteilt wurden.
Literatur:
Berner, U.: O. Darmstadt 1981.
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