Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Olympische Spiele
Olỵmpische Spiele,1) im Altertum die antiken Festspiele in Olympia von 776 v. Chr. bis 393 n. Chr. Die antiken Festspiele in Olympia in der Landschaft Elis waren die bedeutendsten der hellen. Welt. Ihre Anfänge lagen in kult. Spielen, die bis ins 16. Jh. v. Chr., in die Frühzeit der Achäer, zurückgehen. Noch im 8. Jh. wurden der Diaulos (doppelte Stadionlänge), der Langstreckenlauf (Dolichos = 4 608 m), der »Pentathlon« (Fünfkampf aus Stadionlauf, Diskus- und Speerwerfen, Weitspringen und Ringen) sowie das Ringen als selbstständiger Wettbewerb ins Programm aufgenommen. Im 7. Jh. kamen der Faustkampf, das Wagenrennen mit dem Viergespann, Pferderennen und das Pankration, um 520 v. Chr. der Waffenlauf hinzu. Während der klass. Zeit wurden nie mehr als 14 Wettkämpfe durchgeführt, die sich auf fünf (nach anderer Version auf sechs) Tage verteilten. Die Bürger von Elis luden zu den Spielen ein, übernahmen die Leitung und stellten die Kampfrichter (Helladoniken). Teilnehmen durften nur freie griech. Vollbürger, nach der Eroberung durch Rom (146 v. Chr.) auch Nichtgriechen. Die Römer zeigten jedoch zunächst nur geringes Interesse, was sich erst in der Kaiserzeit änderte. Frauen waren weder als Akteure noch als Zuschauer zugelassen. Die für alle Teilnehmer verbindl. Vorbereitungszeit in Olympia betrug 30 Tage; unmittelbar vor, während und nach den Spielen herrschte in ganz Griechenland »Gottesfriede«. Der Siegespreis bestand aus einem Ölzweig vom hl. Ölbaum in der Nähe des Zeustempels von Olympia. Berühmt war das Geschlecht der Diagoriden aus Rhodos, das über drei Generationen hinweg 464-404 v. Chr. Olympiasieger in den athlet. Disziplinen stellte und auch politisch auf der Insel führend war. Im 4. Jh. n. Chr. liefen die O. S. aus, nachdem sie im 2. Jh. noch einmal eine Blütezeit erlebt hatten. Von 393 n. Chr. ist die letzte Ausrichtung der O. S. bezeugt.2) gemäß der Olympischen Charta Sammelbez. für »Spiele der Olympiade« (»Sommerspiele«) und »Olymp. Winterspiele«. Die O. S. sind Wettkämpfe zw. Athleten in Einzel- oder Mannschaftswettbewerben, nicht zw. Ländern. Sie führen die Athleten zusammen, die dazu von ihren Nat. Olymp. Komitees (NOK) ausgewählt, deren Meldungen vom Internat. Olymp. Komitee (IOK) entgegengenommen wurden und die sich unter der fachl. Leitung der internat. Sportverbände miteinander messen. Auf dem Internat. Leibeserzieher. Kongress in Paris 1894, zu dem P. de Coubertin eingeladen hatte, wurde die Wiederbegründung der O. S. beschlossen und das Internationale Olympische Komitee gegründet. Neben den Ausgrabungen in Olympia gaben J. C. F. GutsMuths, J. J. Winckelmann und die in England durchgeführten Wettkämpfe mit olymp. Bez. den Anstoß zu dieser Initiative Coubertins. Seine Grundvorstellungen und Entwürfe bestimmen trotz inhaltl. Veränderungen die Zeremonien und den Ablauf der O. S. bis heute. Die Regeln und Bestimmungen über Durchführung, Teilnahme und Programm der O. S. sind in den olympischen Regeln festgelegt.
Literatur:
Zentner, C.: Das große Buch der O. S. München 1995.
O. S. - die andere Utopie der Moderne, hg. v. G. Gebauer. Frankfurt am Main 1996.
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