Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
norwegische Sprache.
nọrwegische Sprache.Die n. S. umfasst die beiden seit 1885 offiziell gleichberechtigten Schriftsprachen Norwegens, Bokmål (vor 1929 Riksmål) und Nynorsk (vor 1929 Landsmål). Beide Sprachen gehören zur nordgerman. Sprachengruppe: Das heute als Schreibsprache überwiegende Bokmål weist z. T. ausgeprägt ostnord. Züge auf, während das seit Mitte des 19. Jh. geförderte Nynorsk bes. auf jüngere Dialektstufen des Westnordischen (altnordische Sprache) gestützt ist.
Das Mittelnorwegische (bis um 1550) unterlag schon früh dem Einfluss des Niederdeutschen, des Schwedischen und des Dänischen, das seit 1397 (Kalmarer Union) als Verw.sprache zunehmend Einfluss gewann. Durch die Reformation (1550 dän. Bibelübersetzung) und die Einführung des Dänischen als Unterrichtssprache (1739) wurde das Dänische zur Sprache der gebildeten Stände, es wurde allg. mit norweg. Lautung gesprochen. Die Wandlung zur Zweisprachigkeit (Beginn der Geschichte der modernen n. S.) erfolgte in der Zeit der Nationalromantik nach der Beendigung der Union mit Dänemark (1814). Eine Linie der Hinwendung zur Volkssprache zielte auf die »Norwegisierung« des in Norwegen gesprochenen Dänisch; Impulse dazu gingen v. a. von H. A. Wergeland, P. C. Asbjørnsen, J. Moe und Knud Knudsen aus. Dieses »Riksmål« wurde von Dichtern des 19. Jh. (H. Ibsen, B. Bjørnson, A. L. Kielland) aufgegriffen. Der Sprachwissenschaftler I. Aasen trat dagegen entschieden für eine Erneuerung der n. S. auf der Grundlage altertüml. (formenreicher) Dialekte ein. Seine Mitte des 19. Jh. erschienenen Arbeiten bildeten wichtige Grundlagen des »Landsmål«, das nach seinem Willen als »Norsk Folkesprog« das Riksmål ersetzen sollte. In der ersten Hälfte des 20. Jh. schlugen die Bemühungen, eine gemeinsame Landessprache (Samnorsk) zu schaffen, fehl. Nach Phasen des Angriffs auf das Bokmål als angeblich elitäre Sprache in den 1960er- und 1970er-Jahren kann das Verhältnis der beiden Sprachformen zueinander heute als stabilisiert gelten.
▣ Literatur:
Seip, D. A.: Norweg. Sprachgeschichte. A. d. Norweg. Berlin 1971.
⃟ Haugen, E.: Die skandinav. Sprachen. A. d. Engl. Neuausg. Hamburg 1984.
nọrwegische Sprache.Die n. S. umfasst die beiden seit 1885 offiziell gleichberechtigten Schriftsprachen Norwegens, Bokmål (vor 1929 Riksmål) und Nynorsk (vor 1929 Landsmål). Beide Sprachen gehören zur nordgerman. Sprachengruppe: Das heute als Schreibsprache überwiegende Bokmål weist z. T. ausgeprägt ostnord. Züge auf, während das seit Mitte des 19. Jh. geförderte Nynorsk bes. auf jüngere Dialektstufen des Westnordischen (altnordische Sprache) gestützt ist.
Das Mittelnorwegische (bis um 1550) unterlag schon früh dem Einfluss des Niederdeutschen, des Schwedischen und des Dänischen, das seit 1397 (Kalmarer Union) als Verw.sprache zunehmend Einfluss gewann. Durch die Reformation (1550 dän. Bibelübersetzung) und die Einführung des Dänischen als Unterrichtssprache (1739) wurde das Dänische zur Sprache der gebildeten Stände, es wurde allg. mit norweg. Lautung gesprochen. Die Wandlung zur Zweisprachigkeit (Beginn der Geschichte der modernen n. S.) erfolgte in der Zeit der Nationalromantik nach der Beendigung der Union mit Dänemark (1814). Eine Linie der Hinwendung zur Volkssprache zielte auf die »Norwegisierung« des in Norwegen gesprochenen Dänisch; Impulse dazu gingen v. a. von H. A. Wergeland, P. C. Asbjørnsen, J. Moe und Knud Knudsen aus. Dieses »Riksmål« wurde von Dichtern des 19. Jh. (H. Ibsen, B. Bjørnson, A. L. Kielland) aufgegriffen. Der Sprachwissenschaftler I. Aasen trat dagegen entschieden für eine Erneuerung der n. S. auf der Grundlage altertüml. (formenreicher) Dialekte ein. Seine Mitte des 19. Jh. erschienenen Arbeiten bildeten wichtige Grundlagen des »Landsmål«, das nach seinem Willen als »Norsk Folkesprog« das Riksmål ersetzen sollte. In der ersten Hälfte des 20. Jh. schlugen die Bemühungen, eine gemeinsame Landessprache (Samnorsk) zu schaffen, fehl. Nach Phasen des Angriffs auf das Bokmål als angeblich elitäre Sprache in den 1960er- und 1970er-Jahren kann das Verhältnis der beiden Sprachformen zueinander heute als stabilisiert gelten.
▣ Literatur:
Seip, D. A.: Norweg. Sprachgeschichte. A. d. Norweg. Berlin 1971.
⃟ Haugen, E.: Die skandinav. Sprachen. A. d. Engl. Neuausg. Hamburg 1984.