Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
norwegische Kunst.
nọrwegische Kunst.Der Raum des heutigen Norwegen gehörte in der Frühzeit zum Bereich der skandinav. Tierstile. Die Zimmermannstechnik der Wikinger wurde für den Bau von Stabkirchen fruchtbar; bed. u. a. Urnes am Lusterfjord (um 1060), Borgund (um 1150), Heddal (um 1250). Die Decken waren bemalt (erhalten u. a. in Torpo im Hallingdal, um 1280). Beim Steinbau schloss die n. K. sich sowohl in der Romanik (Dom von Stavanger, seit 1125) wie in der Gotik (Dom von Trondheim, 12./13. Jh.) engl. Vorbildern an. Von den profanen Bauten des MA. sind v. a. die Festungen Akershus in Oslo (um 1300), deren Inneres im 17. Jh. in ein Renaissanceschloss umgewandelt wurde, und Bergenhus in Bergen mit Håkonshalle (13. Jh.) und Rosenkranzturm (1562-68) zu nennen. Während der Gotik erlebte die Tafelmalerei eine Blüte (Antependien), bed. Zeugnisse roman. und got. Plastik besitzen u. a. das Dommuseum in Trondheim (Hl. Olaf aus Vaernes, um 1150) und das Histor. Museum in Bergen (Skulpturen aus Urnes, Ende 12. Jh.). Im 17./18. Jh. entwickelte sich die Volkskunst (Schnitzereien z. B. an Bauernhäusern und Kirchen sowie »Rosendekor«-Malerei).
Den Klassizismus vertraten die dän. Architekten Christian Henrik Grosch, der die Univ. in Oslo entwarf, und Hans Ditlev Frantz Linstow, nach dessen Plänen das dortige Schloss entstand. Der Historismus der Folgezeit gipfelte in einer Phase der »Nationalromantik«, die verschiedenste Einflüsse vereinigte (u. a. Arts and Crafts Movement, Neugotik, Jugendstil) und bis in die 1920er-Jahre andauerte. Sie wurde von einer sehr kurzlebigen neoklassizist. Strömung abgelöst. Den Funktionalismus vertraten Nicolai Sivert Beer, Lars Thalian Backer, Ove Bang, Arne Korsmo u. a. Nach dem Zweiten Weltkrieg erlangten Knut Knutsen, Erling Viksjø, Nils Holter, Sverre Fehn, Johan Andreas Engh, Kjell Lund und Nils Slaatto Bedeutung. Die Landschaftsmalerei wurde von J. C. C. Dahl vertreten; ihm folgten T. Fearnley u. a. Sozialkrit. Züge prägt das Werk von Christian Krohg, der den Naturalismus in Norwegen einführte. Gerhard Munthe lieferte mit seinen Entwürfen für Bildteppiche einen bed. Beitrag zum Jugendstil. Auf dem Gebiet der Grafik traten v. a. Theodor Kittelsen und O. Gulbransson hervor, Letzterer gehörte in München zu den wichtigsten Mitarbeitern des Simplicissimus. Europ. Bedeutung erlangte die norweg. Malerei mit E. Munch, der nicht nur zu den Wegbereitern des Expressionismus zählt, sondern auch zu den Erneuerern der Wandmalerei (Aula der Univ. Oslo, 1910-16). Modernen Strömungen folgten nach dem Zweiten Weltkrieg u. a. Johannes Rian, Thore Heramb, Knut Rumohr, Ludvig O. Eikaas und Jakob Weidemann. In der norweg. Bildhauerei des 20. Jh. nimmt nach S. Sinding das Schaffen von G. Vigeland großen Raum ein (Freianlage und Museum im Frognerpark, Oslo). Bildhauer der jüngeren Generation wie Emil Carl Jonas Lie, Gunnar Tideman Janson und Stinius Fredriksen setzten sich mit seinem Werk auseinander, später traten Ornulf Bast, Per Hurum und Per P. Storm, nach 1945 bes. Hans J. Meyer, Arne Johan V. Gunnerud und Arnold Haukeland hervor.
Literatur:
Kunstsalon Wolfsberg, Norweg. Künstler. Malereien, Skulpturen, Grafiken, Ausst.-Kat. Zürich 1987.
Die Stabkirchen Norwegens. Meisterwerke nord. Baukunst, bearb. v. Y. Sakuma u. O. Storsletten. Freiburg im Breisgau u. a. 1993.
Knaurs Kulturführer in Farbe Norwegen, hg. v. M. Mehling. München 31994.
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Ansicht: norwegische Kunst.