Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
niederländische Musik
niederländische Musik,die Musik in den ehem. burgund., dann habsburg. und später span. Niederlanden (dem heutigen Königreich der Niederlande) und früher auch in den südl. Niederlanden (dem heutigen Königreich Belgien).
Die niederländ. Komponisten der burgund. und habsburg. Zeit bestimmten mit mehrstimmigen Kompositionen (Messen, Motetten, Chansons) im 15. und 16. Jh. die abendländ. Musik entscheidend. Zur ersten Blüte kam die n. M. am burgund. Hof Philipps des Guten und Karls des Kühnen zw. etwa 1420 und 1470 mit G. Dufay und G. Binchois (burgund. Musik). Das fläm. Element tritt in der zweiten Jahrhunderthälfte mit den im Gebiet der heutigen frz.-belg. Grenze beheimateten Komponisten J. Ockeghem und J. Obrecht hervor. Dieser Epoche gehören weiter Josquin Desprez und H. Isaac an (frankofläm. Schule). Die großen Meister des 16. Jh. sind N. Gombert, A. Willaert und J. Clemens non Papa. Willaert begründete die venezianische Schule. Zu seinen Schülern gehören der Niederländer C. de Rore und der Venezianer A. Gabrieli. Durch O. di Lasso erreichte die niederländ. Chorpolyphonie einen letzten Höhepunkt. Um 1600 erneuerte J. P. Sweelinck mit seiner Orgelmusik noch einmal die europ. Geltung der n. M. - Im späteren Belgien lehnte sich die Musik an frz. Vorbilder an. Gegen die frz. Ausrichtung entstand eine fläm. Bewegung (P. Benoît). Bed. belg. Komponisten der jüngsten Zeit sind F. Peeters und H. Pousseur. - In den nördl. Niederlanden (Holland) wurde im 18. Jh. das niederländ. Musikleben stark von ausländ. Einflüssen beherrscht. Erst im 19. Jh. wurde die einheim. Musik bewusst gepflegt; seit Ende des 19. Jh. gewinnt die europ. Entwicklung auch hier Gestalt (J. Wagenaar u. a.). W. Pijper und dessen Schüler H. Badings gelten als Mitbegründer der Neuen Musik. Um deren Anschluss an die internat. Richtungen der Gegenwart sind u. a. bemüht: T. de Leeuw, P. Schat, O. Ketting, M. Mengelberg, R. de Leeuw, L. Andriessen, K. Boehmer und T. Keuris. Gefördert wird die Neue Musik der Niederlande bes. durch die 1947 gegr. Stiftung DONEMUS, Amsterdam. In Bilthoven besteht das Kontaktzentrum »Gaudeamus« für junge Musiker.
▣ Literatur:
Reeser, E.: Een eeuw Nederlandse muziek 1815-1915. Amsterdam 21986.
⃟ Elders, W.: Composers of the Low Countries. A. d. Niederländ. Oxford 1991.
⃟ Muziek in de 20ste eeuw, hg. v. J. Nuchelmans u. a. Baarn 1995.
niederländische Musik,die Musik in den ehem. burgund., dann habsburg. und später span. Niederlanden (dem heutigen Königreich der Niederlande) und früher auch in den südl. Niederlanden (dem heutigen Königreich Belgien).
Die niederländ. Komponisten der burgund. und habsburg. Zeit bestimmten mit mehrstimmigen Kompositionen (Messen, Motetten, Chansons) im 15. und 16. Jh. die abendländ. Musik entscheidend. Zur ersten Blüte kam die n. M. am burgund. Hof Philipps des Guten und Karls des Kühnen zw. etwa 1420 und 1470 mit G. Dufay und G. Binchois (burgund. Musik). Das fläm. Element tritt in der zweiten Jahrhunderthälfte mit den im Gebiet der heutigen frz.-belg. Grenze beheimateten Komponisten J. Ockeghem und J. Obrecht hervor. Dieser Epoche gehören weiter Josquin Desprez und H. Isaac an (frankofläm. Schule). Die großen Meister des 16. Jh. sind N. Gombert, A. Willaert und J. Clemens non Papa. Willaert begründete die venezianische Schule. Zu seinen Schülern gehören der Niederländer C. de Rore und der Venezianer A. Gabrieli. Durch O. di Lasso erreichte die niederländ. Chorpolyphonie einen letzten Höhepunkt. Um 1600 erneuerte J. P. Sweelinck mit seiner Orgelmusik noch einmal die europ. Geltung der n. M. - Im späteren Belgien lehnte sich die Musik an frz. Vorbilder an. Gegen die frz. Ausrichtung entstand eine fläm. Bewegung (P. Benoît). Bed. belg. Komponisten der jüngsten Zeit sind F. Peeters und H. Pousseur. - In den nördl. Niederlanden (Holland) wurde im 18. Jh. das niederländ. Musikleben stark von ausländ. Einflüssen beherrscht. Erst im 19. Jh. wurde die einheim. Musik bewusst gepflegt; seit Ende des 19. Jh. gewinnt die europ. Entwicklung auch hier Gestalt (J. Wagenaar u. a.). W. Pijper und dessen Schüler H. Badings gelten als Mitbegründer der Neuen Musik. Um deren Anschluss an die internat. Richtungen der Gegenwart sind u. a. bemüht: T. de Leeuw, P. Schat, O. Ketting, M. Mengelberg, R. de Leeuw, L. Andriessen, K. Boehmer und T. Keuris. Gefördert wird die Neue Musik der Niederlande bes. durch die 1947 gegr. Stiftung DONEMUS, Amsterdam. In Bilthoven besteht das Kontaktzentrum »Gaudeamus« für junge Musiker.
▣ Literatur:
Reeser, E.: Een eeuw Nederlandse muziek 1815-1915. Amsterdam 21986.
⃟ Elders, W.: Composers of the Low Countries. A. d. Niederländ. Oxford 1991.
⃟ Muziek in de 20ste eeuw, hg. v. J. Nuchelmans u. a. Baarn 1995.