Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
neugriechische Literatur
neugriechische Literatur,die Literatur in neugriechischer Sprache. Die Eroberung Konstantinopels durch die Türken (1453) nahm dem grch. Volk und seiner Literatur den geistigen Mittelpunkt. Nur auf der Insel Kreta kam es im 16./17. Jh. zu einer eigenständigen grch. Literatur (V. Kornaros mit dem Epos »Erotokritos«; Drama »Erophile« von G. Chortatzis; das geistl. Drama »Abrahams Opfer« von unbekanntem Verfasser). Die kret. Literatur dieser Zeit und das grch. Volkslied (Klephtenlieder, Klagelieder, histor. Volkslieder, Disticha u. a.) sind die stärksten Zeugnisse der n. L. zw. 1453 und 1800. Erst der grch. Freiheitskampf seit 1821 vermittelte neue Impulse (bes. durch die Werke des D. Solomos). Einen Wendepunkt bedeuteten die Achtzigerjahre. J. Psycharis ergriff gegenüber den Vertretern einer purist. Sprache leidenschaftlich die Partei der Volkssprache. E. Roidis gab der neuen Literatur ihr Programm, in K. Palamas fand sie einen bed. Dichter. Nach dem Ersten Weltkrieg entstand eine Antikriegslit. (S. Myrivilis). In den Werken der Generation der 30er-Jahre wurde der Kern der Erzählung und des Romans von der Sittenschilderung und Beschreibung in die Darstellung und psycholog. Analyse gesellschaftl., menschl. und seel. Konflikte verlegt. In der Lyrik löste schlichte Sprache (K. Kavafis) die von K. Palamas ausgegangene Tradition stilistisch differenzierter Sprachgestaltung ab. Zu den Begründern der modernen grch. Lyrik in den 30er-Jahren zählen G. Seferis, O. Elytis, N. Embirikos, N. Engonopulos u. a., die Dichter des sozialpolit. Engagements N. Vrettakos, J. Ritsos und der religiös orientierte T. Papatzonis. Die Ereignisse der Kriegs-, Besatzungs- und Bürgerkriegszeit nach 1945 fanden ihren Niederschlag v. a. in Prosa und Lyrik. Die »Generation der 30er-Jahre« trat mit mehreren Romanen und Erzählungen auf; zu den Autoren der 40er- und 50er-Jahre gehören u. a. S. Tsirkas, G. Theotokas, M. Lundemis. Von den Erzählern der Nachkriegszeit sind weiterhin zu nennen A. Samarakis, V. Vassilikos, K. Tachtsis, D. Christodulu, von den jüngeren M. Kumantareas, T. Valtinos, Katerina Angelaki-Rooke, E. Venesis. Die bekanntesten Romane von N. Kazantzakis entstanden nach 1945. Das eigtl. neugrch. Theater begründete neben G. Xenopulos S. Melas. Zahlr. Erzähler schufen auch Tragödien und Schauspiele.
Literatur:
Tzermias, P.: Die n. L. Eine Orientierung. Tübingen 1987.
Politis, L.: Geschichte der n. L. A. d. Griech. Neuausg. Köln 1996.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: neugriechische Literatur