Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
naive Kunst
naive Kunst,als Laienkunst außerhalb der kunstgeschichtl. Stilrichtungen stehende Kunst. Im Unterschied zur Volkskunst und der vom Kult getragenen Kunst der Naturvölker ist sie durch die Individualität des Künstlers geprägt, der sie ohne akadem. Vorbildung, z. T. auch ohne jede techn. Vorkenntnisse und Verbindungen zu zeitgenöss. und vergangenem Kunstschaffen ausübt. N. K. ist detailfreudig exakt und harmonisch bunt, oft von einer instinktiven Sicherheit in Komposition und Farbklang; ihre Themen reichen von der Umwelt des Künstlers bis zu fantast. Traumbildern. - Am weitesten lässt sich die n. K. in den USA zurückverfolgen, wo sie sich im 18. Jh. aus der volkstüml. Gebrauchsmalerei von Wanderkünstlern herausbildete und sich mit Porträt, Pionierleben und bibl. Motiven (E. Hicks) beschäftigte. Der europ. n. K. näher verwandt waren die Bilder der Farmersfrau A. M. Moses und die erot. Szenen von M. Hirshfield. In Frankreich erhob der Zöllner H. Rousseau die n. K. zu einem gültigen Beitrag zur modernen Kunst; außerdem wurden L. Vivin, Séraphine, A. Bauchant, C. Bombois bekannt. In Dtl. traten als naive Künstler u. a. J. A. Trillhase, M. Raffler, F. Gerlach, J. Wittlich, A. Ebert, in der Schweiz A. Dietrich, in Italien O. Metelli und A. Ligabue hervor. Bed. für die Entwicklung der n. K. in Osteuropa wurden Kroatien (bäuerl. Schule von Hlebine mit I. Generalić u. a.) und Polen (Nikifor) sowie der Georgier N. Pirosmanaschwili. Zu einem Zentrum n. K. entwickelte sich die Schule von Port-au-Prince auf Haiti; internat. namhaft sind u. a. H. Hyppolite, P. Obin, A. Pierre, G. Valein, P. Duffaut, S. Philippe-Auguste.
Literatur:
Bihalji-Merin, O.: Die Naiven der Welt. Neuausg. Eltville am Rhein 1986.
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