Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nürnberg
Nụ̈rnberg,kreisfreie Stadt im RegBez. Mittelfranken, Bayern, an der Pegnitz, im W mit Fürth verwachsen, 492 900 Ew.; Verw.- und kulturelles Zentrum Mittelfrankens; Sitz der Bundesanstalt für Arbeit, Bundesfinanzdirektion; Fachbereiche Wirtschafts- und Sozialwissenschaften sowie Erziehungs- und Kulturwissenschaften der Univ. Erlangen-N., Akademie der bildenden Künste, FH, Staatsarchiv, Opernhaus, Schauspielhaus, Kammerspiele, Germanisches Nationalmuseum, Naturhistor., Verkehrs-, Gewerbe-, Spielzeugmuseum; zoolog. Garten. Der wichtigste Ind.zweig ist die Elektrotechnik, gefolgt von Maschinen- und Fahrzeugbau, Druck-, chem., Metallwaren-, ferner Nahrungs- und Genussmittelind. (Lebkuchen), Bleistiftherstellung und Spielwarenindustrie. Alljährlich findet eine Spielwarenmesse von internat. Bedeutung statt, ferner eine Erfindermesse. Einen besonderen Anziehungspunkt bietet der um 1640-50 entstandene »Christkindlesmarkt«. - Seit 1972 Hafen am Rhein-Main-Donau-Großschifffahrtsweg, nördlich der Stadt der Flughafen.
Stadtbild: Trotz schwerer Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg lässt N. nach dem Wiederaufbau das histor. Stadtbild erkennen. Die Pegnitz teilt die Altstadt in die ältere Sebalderstadt (im N) und die seit dem 12. Jh. entstandene Lorenzerstadt (im S). Die Stadtbefestigung mit mehreren Türmen (14./15. Jh.) ist größtenteils erhalten. Der riesige Komplex der Burg besteht aus der im 12. Jh. entstandenen Burggrafen- und Kaiserburg (Umbauten bis ins 15./16. Jh., heute Museum), den Kaiserstallungen (graf. Sammlung) sowie der stauf. Doppelkapelle (um 1180). Viele der beschädigten mittelalterl. Bauwerke sind wiederhergestellt, so die nach 1350 vollendete Lorenzkirche mit spätgot. Hallenchor (1439-77), zu deren Kunstschätzen der »Engl. Gruß« von V. Stoß (1517/18) und das Sakramentshaus von A. Krafft (1493-96) gehören. Nordwestlich dieser Kirche steht der Tugendbrunnen (1585-89), auf der O-Seite des Hauptmarktes die Frauenkirche (seit 1352) mit dem »Tucheraltar« (um 1440/50) und Werken von A. Krafft. Der Schöne Brunnen (14. Jh.) wurde 1902/03 erneuert. Das Rathaus (14. Jh., seit 1616 im Stil eines italien. Stadtpalastes neu errichtet) wurde wiederhergestellt. Die Sebalduskirche (um 1240-73) birgt das von P. Vischer d. Ä. und Söhnen gegossene Sebaldusgrab (1508-19) und die Kreuzigung von V. Stoß. Erhalten oder wiederhergestellt sind: Fembohaus (1596, heute Museum), Albrecht-Dürer-Haus (Mitte 15. Jh.), Weinstadel, Unschlitthaus, Tucherschlösschen, Mauthalle. Das Pellerhaus (1602-05) wurde weitgehend zerstört (heute Teile wiederhergestellt und in den Neubau von Stadtarchiv und -bibliothek einbezogen).
Geschichte: Die Stadt entstand bei der 1050 erstmals gen. Reichsburg N. (Burggrafen seit 1191 die Hohenzollern); erhielt 1200 Stadtrecht; 1219 Großer Freiheitsbrief Kaiser Friedrichs II., seit König Rudolf I. Aufstieg zur Freien Reichsstadt (bis 1806). Kaiser Karl IV. verpflichtete 1356 (Goldene Bulle) jeden Röm. König, in N. den 1. Reichstag abzuhalten; 1427 Erwerb der Burg und vieler Rechte durch die Stadt. 1424-1796 (sowie 1938-45) war N. Aufbewahrungsort der Reichsinsignien; wuchs zur gebietsmächtigsten dt. Reichsstadt heran und erlangte im 15./16. Jh., bes. während der Reformation (1525 in N. eingeführt), polit. Bedeutung und wirtsch. sowie kulturelle Blüte: u. a. Maler und Grafiker (M. Wolgemut, A. Dürer), Bildhauer (A. Krafft, V. Stoß), Erzgießer (Familie Vischer), Gelehrte (W. Pirckheimer, Regiomontanus, M. Behaim), Meistersinger (Hans Sachs). Im Dreißigjährigen Krieg (1632 schwed. Besetzung) stark geschwächt, erneuter Aufschwung nach dem Erwerb N.s durch Bayern (1806): Industrialisierung, Eröffnung der 1. dt. Eisenbahn N.-Fürth (1835), Bau des Donau-Main-Kanals (1843-45). 1933 erklärte A. Hitler N. zur »Stadt der Reichsparteitage« (1927, 1929 und 1933-38 Nürnberger Parteitage). Schauplatz der Nürnberger Prozesse.
Literatur:
Mulzer, E.: Die Nürnberger Altstadt. Nürnberg 21984.
Schultheiss, W.: Kleine Geschichte N.s. Nürnberg 21987.
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