Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Négritude
Négritude[-'tyd, frz.] die, kulturphilosoph. und literar. Bewegung, die im Paris der 1930er-Jahre entstand; dort trafen schwarze Intellektuelle aus den frz. Kolonien (A. Césaire, L.-G. Damas, R. Maran aus der Karibik, L. S. Senghor aus Senegal) zusammen. Angeregt durch die literar. Bewegung der Harlem Renaissance (von Anfang der 1920er-Jahre bis Anfang der 1930er-Jahre), in der zum ersten Mal ein öffentlich wahrnehmbares Selbstverständnis schwarzer amerikan. Autoren entstand, sowie durch die Werke von Ethnologen (L. Frobenius, M. Delafosse) und das Interesse bildender Künstler (P. Picasso, G. Braque) für Afrika, wandten sie sich in der Zeitschrift »L'Étudiant Noir« gegen die eurozentr. Vorstellung eines ahistor. und kulturell wertlosen Afrika. Césaire, der den Begriff N. prägte, bezeichnete damit die Gemeinschaft aller Schwarzen, ihre Gesch. des Leidens unter Sklaverei und Kolonialismus sowie ihre produktiven Leistungen in der Neuen Welt. In Afrika dagegen wurde unter N. die Gesamtheit dessen verstanden, was man als eigene kulturelle Werte und Eigenschaften betrachtete: Emotivität und Einklang mit der Natur als positiver Gegensatz zu den »abendländ. Eigenschaften« Vernunft und Fortschrittsglauben, ein Ansatz, der von afrikan. Kritikern und Literaten seit den 1960er-Jahren vielfach als rassistisch, undifferenziert und rückschrittlich kritisiert wurde. (schwarzafrikanische Literaturen, karibische Literaturen)
Literatur:
Heinrichs, H.-J.: »Sprich deine eigene Sprache, Afrika!«. Von der N. zur afrikan. Literatur der Gegenwart. Berlin 1992.
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