Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nordsee
Nọrdsee(engl. North Sea), Nebenmeer des Atlant. Ozeans zw. dem europ. Festland, den Brit. Inseln und Skandinavien, mit diesem durch die Straße von Dover und den Ärmelkanal im SW und einen breiten Durchgang im N östlich der Shetlandinseln verbunden; zur Ostsee führen Skagerrak und Kattegat. Der südlichste trichterförmige Teil der N. ist die Hoofden, die südöstlichste Bucht die Dt. Bucht mit Jadebusen und Weser- und Elbemündung. Die N. ist rd. 580 000 km2 groß und mit Ausnahme der schmalen Norweg. Rinne (bis 725 m tief) ein flaches Schelfmeer, das 200 m Tiefe nicht überschreitet (im Mittel 94 m). Südlich der Linie Scarborough-Göteborg liegt ihr Boden nirgends tiefer als 60 m, in der Doggerbank noch weniger. Im Ganzen sinkt der Boden der N. von S nach N ab, bedeckt mit Sand und Schlick; vereinzelt Steingründe und anstehendes Gestein.
Die Wasserzirkulation wird stark durch die Gezeiten beeinflusst, v. a. im Wattenmeer. Der mittlere Springtidenhub erreicht in der inneren Dt. Bucht 4 m (Wilhelmshaven), in der Straße von Dover 5 m, an der engl. Küste 6 m (The Wash). In die Weser dringt die Gezeitenwelle 67 km, in die Elbe 148 km weit ein. Sturmfluten, am häufigsten im Winter, richten an den Küsten oft große Verheerungen an; z. B. Holland-Sturmflut (1. 2. 1953), Hamburg-Sturmflut (16./17. 2. 1962, Wasserstand in Hamburg 5,70 m ü. M.). - Die N. ist bed. Fischereigebiet (Hering, Schellfisch, Kabeljau, Scholle; Hauptfanggebiete sind die Doggerbank, Fladengrund, norweg. Küstengewässer) und eines der verkehrsreichsten Meere; wichtige Häfen: London, Antwerpen, Rotterdam, Amsterdam, Hamburg, Bremen. Seit den 1960er-Jahren Nutzung der neu entdeckten, großen Erdöl- und Erdgaslager. Die N. gehört zu den am stärksten belasteten Meeresgebieten. Trotz Anstrengungen bei der Überwachung (z. B. Joint-Monitoring-Programme der Übereinkommen von Oslo und Paris), der Diagnose (z. B. N.-Schutzkonferenzen der acht Anliegerstaaten 1984, 1987 und 1990) und Gegenmaßnahmen (z. B. Einstellung der Dünnsäureverklappung durch dt. Unternehmen zum Jahresende 1989) besteht ein bedrohl. Zustand der Meeresverschmutzung, der sich in katastrophalen Algenblüten, Fischkrankheiten und Robbensterben äußert.
Literatur:
Kramer, J.: Kein Deich - kein Land - kein Leben. Geschichte des Küstenschutzes an der N. Leer 1989.
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