Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nordrhein-Westfalen
Nọrdrhein-Westfalen,Abk. NRW, das volkreichste Land in Dtl., 34 080 km2, (1998) 17,968 Mio. Ew.;
Hptst. ist Düsseldorf.Landesnatur: NRW hat Anteil am Norddt. Tiefland und am Mittelgebirgsland. Das eiszeitlich überprägte Tiefland greift in der Niederrhein. und Westfäl. Bucht tief in die Mittelgebirge ein. Das Mittelgebirgsland gehört zum Rhein. Schiefergebirge (linksrheinisch Eifel und Hohes Venn, rechtsrheinisch Sauerland, Berg. Land, Rothaargebirge, Siegerland, Siebengebirge und ein Teil des Westerwaldes) und zum Weserbergland (Lipper Bergland, Wiehengebirge, Teutoburger Wald). Der größte Teil N.-W.s gehört zum Stromgebiet des Rheins. Das Klima wird von maritimen Einflüssen bestimmt.Bevölkerung: Sie besteht v. a. aus Rheinländern und Westfalen. Um die Jh.wende kamen ins Ruhrgebiet viele Ansiedler aus dem Osten (Schlesier, Ostpreußen, Polen u. a.), nach 1945 viele Flüchtlinge und Vertriebene. 49 % der Bev. sind kath., 35 % evangelisch. - N.-W. verfügt über 49 Hochschulen, davon 16 Hochschulen mit Univ.rang, acht Univ. (eine Privatuniv.), eine TH (Aachen), sechs Gesamthochschuluniv., eine Sporthochschule (Köln), eine Kunstakademie, drei Hochschulen für Musik, die Folkwang-Hochschule Essen (Schauspiel, Regie u. Ä.), 12 FH, drei Landes-FH, zwei evang. Kirchl. Hochschulen, eine Theolog. Fakultät und zwei Philosophisch-Theolog. Hochschulen.Wirtschaft: Räuml. Schwerpunkt ist der Wirtschaftsraum Rhein-Ruhr. Im Ruhrgebiet, in dem auf Grundlage der Steinkohle eine bed. Eisen- und Stahlind., Energiewirtschaft und chem. Ind. entstanden war, setzte nach dem Aufschwung bis in die 1960er-Jahre mit den Absatzkrisen im Steinkohlenbergbau und mehreren Stahlkrisen ein Niedergang ein, der Strukturveränderungen bewirkte. Die zentrale Bedeutung ging auf das Rheinland über, mit Köln und Düsseldorf als wichtigsten Städten. Weitere Ind.gebiete sind das Aachener Gebiet, das Niederrheingebiet, der Münsterländer Textilbezirk, Ostwestfalen-Lippe, Siegerland und Berg. Land. - Steinsalz und Kali werden am Niederrhein, Schwefelkies im Sauerland gewonnen. Sol- und Schwefelquellen, Eisensäuerlinge u. a. Mineralquellen finden sich bes. in Bad Salzuflen, Bad Oeynhausen, Bad Lippspringe, Bad Meinberg, Bad Driburg, Bad Sassendorf und Aachen. - 53,2 % der Fläche werden für die Landwirtschaft genutzt. Angebaut werden in den Lössgebieten am Rand der Mittelgebirge Roggen, Weizen, Zuckerrüben, auf den Sand- und Lehmböden des Tieflands bes. Kartoffeln und Futterpflanzen und am Rand des Vorgebirges Gemüse und Obst. Bed. Viehwirtschaft (Schweine, Rinder, Pferde, Geflügel). Der Wald nimmt ein Viertel der Fläche ein. Der Fremdenverkehr spielt eine große Rolle im Sauerland, Berg. Land, Siebengebirge, in der Eifel und im Teutoburger Wald. - N.-W. ist durch das Eisenbahn- und Autobahnnetz gut erschlossen. Wichtigste Wasserstraßen sind der Rhein, der Rhein-Herne-Kanal, der Dortmund-Ems-Kanal, der Wesel-Datteln- und der Datteln-Hamm-Kanal sowie der Mittellandkanal; wichtigster Binnenhafen ist Duisburg; internat. Flughäfen in Düsseldorf und Köln-Bonn.Verfassung: Nach der Verf. von 1950 liegt die Legislative beim Landtag (237 Abg., für 5 Jahre gewählt), die Exekutive bei der Reg. unter Vorsitz des MinPräs. Der Reg.chef wird vom Landtag gewählt, verfügt über Richtlinienkompetenz und kann durch konstruktives Misstrauensvotum gestürzt werden. Die Verf. enthält einen Grundrechtekatalog und sieht die Möglichkeit des Eingriffs in die Gesetzgebung durch Volksbegehren und -entscheid vor.
Geschichte: Das Land N.-W. wurde durch die brit. Militärreg. am 23. 8. 1946 aus der preuß. Provinz Westfalen und dem nördl. Teil der preuß. Rheinprovinz gebildet. Am 21. 1. 1947 wurde das Land Lippe-Detmold eingegliedert. CDU und SPD wechselten sich als stärkste Partei im Landtag ab; 1958-62 besaß die CDU die absolute Mehrheit, 1980 wechselte sie an die SPD (1985 und 1990 bestätigt). MinPräs.: R. Amelunxen (Zentrum; 1946/47), K. Arnold (CDU; 1947-56), F. Steinhoff (SPD; 1956-58), F. Meyers (CDU; 1958-66), H. Kühn (SPD; 1966-78), J. Rau (SPD; 1978-98), W. Clement (SPD; seit 1998).
Literatur:
Steinberg, H. G.: Menschen u. Land in N.-W. Eine kulturgeograph. Landeskunde. Köln u. a. 1994.
Gesellschafts- u. Wirtschaftsgesch. Rheinlands u. Westfalens, Beiträge v. D. Briesen u. a. Köln u. a. 1995.
Brunn, G. u. Reulecke, J.: Kleine Gesch. von N.-W. 1946-1996. Köln u. a. 1996.
Eckey, H.-F.: Arbeitsmarktbilanz für N.-W. Bochum 1996.
NRW-Lexikon, bearb. v. R. Angermund u. a. Opladen 1996.
N.-W. Mit einem Anhang Fakten - Zahlen - Übersichten, Beiträge v. E. Glässer u. a. Gotha 21997.
N.-W. in Europa, hg. v. W. Loth u. P. Nitschke. Opladen 1997.
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