Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nordeuropa
Nọrd|europa,zusammenfassende Bez. für die Staaten Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island.
Vorgeschichte: Die Besiedlung N.s begann mit dem Ende der Altsteinzeit. Die mit den Rückzugsschwankungen des Inlandeises verbundene Entstehungsgeschichte der Ostsee bildet den erdgeschichtl. Rahmen der spät- und nacheiszeitl. Besiedlung Skandinaviens. Rentierjäger des Magdalénien zogen dem mit dem Eis nach N weichenden Jagdwild nach. In der Allerödzeit (etwa 10000-9000 v. Chr.) sind sie in der nach Bromme (Seeland) benannten Kulturgruppe fassbar, die in der darauf folgenden jüngeren Dryaszeit (Tundrenzeit) als Lyngbykultur ausgeprägt war, v. a. in Dänemark und S-Schweden. Die mittelsteinzeitl. Maglemosekultur, in der der Hund als erstes Haustier auftrat, brachte N. in der trockenwarmen Ancyluszeit eine erhebl. Bev.zunahme. Im feuchtwarmen Atlantikum, dem Klimaoptimum der Mittelsteinzeit, stellte eine Landsenkung die Verbindung von Nord- und Ostsee durch Sund und Belte her (Litorinazeit). In dieser Periode entstanden als Siedlungsreste der Küstenbewohner die Muschelhaufen (Kjökkenmöddinger) der Erteböllekultur. An der norweg. Küste siedelten Fischer- und Jägervölker, die an ihren Fangplätzen Felsbilder von Jagdtieren hinterließen. Seit etwa 2700 v. Chr. drangen die Träger der Trichterbecherkultur in Skandinavien ein. Diese Kultur umfasste ganz Dänemark und S-Schweden sowie Teile Norwegens. Kennzeichnend für sie waren v. a. die Megalithgräber. In N-Schweden und Norwegen herrschten damals Jäger- und Fischerkulturen mit Grübchenkeramik und Schiefergeräten. In Finnland entsprach dieser Kultur die kammkeram. Kultur. Zu Beginn des 2. Jt. v. Chr. drangen osteurop. Hirtenstämme als Träger der Bootaxtkultur (Schnurkeramik) nach Finnland, S-Schweden und S-Norwegen ein, verwandte Hirtenstämme aus Mittel- und Nord-Dtl. als Träger der Einzelgrabkultur nach Dänemark. In Finnland wurde die Bootaxtkultur von der Kiukaiskultur abgelöst, die wohl aus der Verschmelzung der kammkeram. mit der Bootaxtkultur entstanden ist. Damit waren die Grundlagen für die Entstehung der frühen nord. Bronzezeit geschaffen. Der S von N. war Zentrum der Kultur des Nord. Kreises, die v. a. an den Küsten, in Schweden bis Norrland, verbreitet war. Im Landesinneren lebten noch Jägerstämme mit steinzeitl. Kultur. Um 1000 v. Chr. wurde der Nord. Kreis durch Einflüsse der mitteleurop. Urnenfelderkultur bereichert und allmählich umgeformt (Übergang zur Brandbestattung). In der Eisenzeit um 500 v. Chr. wurde kelt. Einfluss spürbar (Gundestrup), doch beweisen z. B. die Mooropfer (Hjortspring) das Fortleben nordisch-bronzezeitl. Brauchtums. Aus dieser Zeit ist Ackerbau bezeugt (Hakenpflüge, Hofstätten mit dreischiffigen Hallenhäusern). Im Grabbrauch zeichnet sich eine gesellschaftl. Differenzierung ab. Körperbestattungen mit reichen Beigaben u. a. von röm. Importgut (Bronze- und Glasgefäße) traten auf. Auch die Runen erschienen erstmals in dieser Zeit. Das german. Siedlungsgebiet wurde in Norwegen bis zum Polarkreis ausgedehnt. In Finnland trat die german. Besiedlung an Bedeutung hinter eine baltisch bestimmte Kultur zurück. In der Völkerwanderungszeit nahm die Siedlungsdichte seit dem 4. Jh. stark zu. Bezüglich der Kultur (Entstehung des german. Tierstils) und Wirtschaft (Handel und Schifffahrt) ist die Völkerwanderungszeit die unmittelbare Vorstufe der Wikingerzeit.
Nọrd|europa,zusammenfassende Bez. für die Staaten Norwegen, Schweden, Dänemark, Finnland und Island.
Vorgeschichte: Die Besiedlung N.s begann mit dem Ende der Altsteinzeit. Die mit den Rückzugsschwankungen des Inlandeises verbundene Entstehungsgeschichte der Ostsee bildet den erdgeschichtl. Rahmen der spät- und nacheiszeitl. Besiedlung Skandinaviens. Rentierjäger des Magdalénien zogen dem mit dem Eis nach N weichenden Jagdwild nach. In der Allerödzeit (etwa 10000-9000 v. Chr.) sind sie in der nach Bromme (Seeland) benannten Kulturgruppe fassbar, die in der darauf folgenden jüngeren Dryaszeit (Tundrenzeit) als Lyngbykultur ausgeprägt war, v. a. in Dänemark und S-Schweden. Die mittelsteinzeitl. Maglemosekultur, in der der Hund als erstes Haustier auftrat, brachte N. in der trockenwarmen Ancyluszeit eine erhebl. Bev.zunahme. Im feuchtwarmen Atlantikum, dem Klimaoptimum der Mittelsteinzeit, stellte eine Landsenkung die Verbindung von Nord- und Ostsee durch Sund und Belte her (Litorinazeit). In dieser Periode entstanden als Siedlungsreste der Küstenbewohner die Muschelhaufen (Kjökkenmöddinger) der Erteböllekultur. An der norweg. Küste siedelten Fischer- und Jägervölker, die an ihren Fangplätzen Felsbilder von Jagdtieren hinterließen. Seit etwa 2700 v. Chr. drangen die Träger der Trichterbecherkultur in Skandinavien ein. Diese Kultur umfasste ganz Dänemark und S-Schweden sowie Teile Norwegens. Kennzeichnend für sie waren v. a. die Megalithgräber. In N-Schweden und Norwegen herrschten damals Jäger- und Fischerkulturen mit Grübchenkeramik und Schiefergeräten. In Finnland entsprach dieser Kultur die kammkeram. Kultur. Zu Beginn des 2. Jt. v. Chr. drangen osteurop. Hirtenstämme als Träger der Bootaxtkultur (Schnurkeramik) nach Finnland, S-Schweden und S-Norwegen ein, verwandte Hirtenstämme aus Mittel- und Nord-Dtl. als Träger der Einzelgrabkultur nach Dänemark. In Finnland wurde die Bootaxtkultur von der Kiukaiskultur abgelöst, die wohl aus der Verschmelzung der kammkeram. mit der Bootaxtkultur entstanden ist. Damit waren die Grundlagen für die Entstehung der frühen nord. Bronzezeit geschaffen. Der S von N. war Zentrum der Kultur des Nord. Kreises, die v. a. an den Küsten, in Schweden bis Norrland, verbreitet war. Im Landesinneren lebten noch Jägerstämme mit steinzeitl. Kultur. Um 1000 v. Chr. wurde der Nord. Kreis durch Einflüsse der mitteleurop. Urnenfelderkultur bereichert und allmählich umgeformt (Übergang zur Brandbestattung). In der Eisenzeit um 500 v. Chr. wurde kelt. Einfluss spürbar (Gundestrup), doch beweisen z. B. die Mooropfer (Hjortspring) das Fortleben nordisch-bronzezeitl. Brauchtums. Aus dieser Zeit ist Ackerbau bezeugt (Hakenpflüge, Hofstätten mit dreischiffigen Hallenhäusern). Im Grabbrauch zeichnet sich eine gesellschaftl. Differenzierung ab. Körperbestattungen mit reichen Beigaben u. a. von röm. Importgut (Bronze- und Glasgefäße) traten auf. Auch die Runen erschienen erstmals in dieser Zeit. Das german. Siedlungsgebiet wurde in Norwegen bis zum Polarkreis ausgedehnt. In Finnland trat die german. Besiedlung an Bedeutung hinter eine baltisch bestimmte Kultur zurück. In der Völkerwanderungszeit nahm die Siedlungsdichte seit dem 4. Jh. stark zu. Bezüglich der Kultur (Entstehung des german. Tierstils) und Wirtschaft (Handel und Schifffahrt) ist die Völkerwanderungszeit die unmittelbare Vorstufe der Wikingerzeit.