Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nord-Süd-Konflikt
Nord-Süd-Konflikt,Bez. für die Gegensätze, die sich aus dem wirtsch.-sozialen und politisch-kulturellen Entwicklungsgefälle zw. den Ind.staaten der nördl. Erdhalbkugel einerseits und den dem Süden der Erde zugerechneten Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas andererseits (Nord-Süd-Gefälle) nach dem Zweiten Weltkrieg ergaben, speziell im Gefolge der Entkolonialisierung und v. a. als Konsequenz von Bevölkerungsexplosion, Nahrungsmittelknappheit, unzureichender Industrialisierung sowie mangelnder Einbindung der Entwicklungsländer in die internat. Arbeitsteilung, der Ausbeutung ihrer wirtsch. Ressourcen durch die Ind.staaten und der ungerechten Handelsbeziehungen.
Seit den 1970er-Jahren suchen die Staaten der Dritten Welt im Rahmen des im UN-System und auf zahlr. Konferenzen geführten Nord-Süd-Dialogs über die Forderung nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung den N.-S.-K. zu entschärfen. Ende 1977 konstituierte sich eine Nord-Süd-Kommission (18 Politiker und Wissenschaftler, je zur Hälfte aus Ind.- und Entwicklungsländern), deren Aufgabe darin besteht, die Beziehungen zw. Ind.- und Entwicklungsländern zu analysieren und Wege zu einer ausgeglicheneren Weltordnung vorzuschlagen (Berichte 1980 und 1983). Trotz erster Ansätze, den außenwirtsch. Beziehungen zw. Ind.- und Entwicklungsländern eine neue Qualität zu geben (Lomé-Abkommen), bleibt der N.-S.-K. ein globales Problem mit einer Vielzahl von Einzelkonflikten (Verschärfung der Schuldenkrise, armutsbedingte Umweltzerstörung, Verknappung der natürl. Ressourcen, Anwachsen der Flüchtlingsströme).
Durch das Wegfallen der »Zweiten Welt« der sozialist. Staaten ist offenkundig geworden, dass die meisten jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa sowie im Bereich der ehem. Sowjetunion, gemessen an ihrem Pro-Kopf-Einkommen, ebenfalls als Entwicklungsländer anzusehen sind. Um ihnen die Chance zu geben, eines Tages in den Kreis der OECD-Länder aufgenommen zu werden (bes. in die Europ. Union), werden sie von den Ind.ländern wirtschaftlich bes. unterstützt. Fast alle OECD-Länder schichteten seit den Haushaltsjahren 1991/92 Teile der Südhilfe zugunsten der Osthilfe um. Die Motive haben sich in doppelter Hinsicht verändert: Zum einen ist mit dem Zusammenbruch des »Sozialist. Modells« der Wettbewerb um die Gunst der Entwicklungsländer entfallen, sodass z. T. Hilfszusagen mit Forderungen nach Mehrparteiendemokratie und Verwirklichung von Menschenrechten verbunden werden. Zum anderen ist ein Trend zu neuartigen Konditionen für die Gewährung von Entwicklungshilfe zu beobachten, der mit den Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung zusammenhängt.
▣ Literatur:
Braun, G.: N.-S.-K. u. Dritte Welt. Paderborn 51994.
⃟ Nass, K. O.: Tropfen auf den heißen Stein. Reportagen u. Analysen zum Nord-Süd-Problem. Baden-Baden 1994.
⃟ Rufin, J.-C.: Die neuen Barbaren. Der N.-S.-K. nach dem Ende des Kalten Krieges. A. d. Frz. München 1996.
Nord-Süd-Konflikt,Bez. für die Gegensätze, die sich aus dem wirtsch.-sozialen und politisch-kulturellen Entwicklungsgefälle zw. den Ind.staaten der nördl. Erdhalbkugel einerseits und den dem Süden der Erde zugerechneten Entwicklungsländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas andererseits (Nord-Süd-Gefälle) nach dem Zweiten Weltkrieg ergaben, speziell im Gefolge der Entkolonialisierung und v. a. als Konsequenz von Bevölkerungsexplosion, Nahrungsmittelknappheit, unzureichender Industrialisierung sowie mangelnder Einbindung der Entwicklungsländer in die internat. Arbeitsteilung, der Ausbeutung ihrer wirtsch. Ressourcen durch die Ind.staaten und der ungerechten Handelsbeziehungen.
Seit den 1970er-Jahren suchen die Staaten der Dritten Welt im Rahmen des im UN-System und auf zahlr. Konferenzen geführten Nord-Süd-Dialogs über die Forderung nach einer neuen Weltwirtschaftsordnung den N.-S.-K. zu entschärfen. Ende 1977 konstituierte sich eine Nord-Süd-Kommission (18 Politiker und Wissenschaftler, je zur Hälfte aus Ind.- und Entwicklungsländern), deren Aufgabe darin besteht, die Beziehungen zw. Ind.- und Entwicklungsländern zu analysieren und Wege zu einer ausgeglicheneren Weltordnung vorzuschlagen (Berichte 1980 und 1983). Trotz erster Ansätze, den außenwirtsch. Beziehungen zw. Ind.- und Entwicklungsländern eine neue Qualität zu geben (Lomé-Abkommen), bleibt der N.-S.-K. ein globales Problem mit einer Vielzahl von Einzelkonflikten (Verschärfung der Schuldenkrise, armutsbedingte Umweltzerstörung, Verknappung der natürl. Ressourcen, Anwachsen der Flüchtlingsströme).
Durch das Wegfallen der »Zweiten Welt« der sozialist. Staaten ist offenkundig geworden, dass die meisten jungen Demokratien in Mittel- und Osteuropa sowie im Bereich der ehem. Sowjetunion, gemessen an ihrem Pro-Kopf-Einkommen, ebenfalls als Entwicklungsländer anzusehen sind. Um ihnen die Chance zu geben, eines Tages in den Kreis der OECD-Länder aufgenommen zu werden (bes. in die Europ. Union), werden sie von den Ind.ländern wirtschaftlich bes. unterstützt. Fast alle OECD-Länder schichteten seit den Haushaltsjahren 1991/92 Teile der Südhilfe zugunsten der Osthilfe um. Die Motive haben sich in doppelter Hinsicht verändert: Zum einen ist mit dem Zusammenbruch des »Sozialist. Modells« der Wettbewerb um die Gunst der Entwicklungsländer entfallen, sodass z. T. Hilfszusagen mit Forderungen nach Mehrparteiendemokratie und Verwirklichung von Menschenrechten verbunden werden. Zum anderen ist ein Trend zu neuartigen Konditionen für die Gewährung von Entwicklungshilfe zu beobachten, der mit den Bemühungen um eine nachhaltige Entwicklung zusammenhängt.
▣ Literatur:
Braun, G.: N.-S.-K. u. Dritte Welt. Paderborn 51994.
⃟ Nass, K. O.: Tropfen auf den heißen Stein. Reportagen u. Analysen zum Nord-Süd-Problem. Baden-Baden 1994.
⃟ Rufin, J.-C.: Die neuen Barbaren. Der N.-S.-K. nach dem Ende des Kalten Krieges. A. d. Frz. München 1996.