Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nigeria
Nigeria⃟ Fläche: 923 768 km2
Einwohner: (1995) 111,721 Mio.
Hauptstadt: Abuja
Verwaltungsgliederung: 36 Bundesstaaten und 1 Bundesterritorium
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 1. 10.
Währung: 1 Naira (₦) = 100 Kobo (k)
Zeitzone: MEZ
(amtlich engl. Federal Republic of N., dt. Bundesrepublik N.), Bundesstaat in Westafrika, grenzt im S an den Golf von Guinea, im W an Benin, im N an Niger, im äußersten NO an Tschad (Tschadsee), im O und SO an Kamerun.
Staat und Recht: Nach dem Putsch vom Nov. 1993 waren die verfassungsmäßigen Organe aufgelöst und durch ein Militärregime ersetzt worden. Als höchstes legislatives und exekutives Gremium fungierte seither der Provisor. Regierungsrat (PRC; 26 Mitgl.). Sein Vors. war zugleich Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Regierungschef. Dem Kabinett (Bundesexekutivrat, FEC) gehörten sowohl Militärs als auch Zivilisten an. Im Rahmen des seit 1995 laufenden Demokratisierungsprozesses fanden am 22. 2. 1999 Wahlen zum Zweikammerparlament, bestehend aus Repräsentantenhaus (360 Abg.) und Senat (119 Mitgl.), sowie Präsidentschaftswahlen statt. Einflussreichste der seit 1996 wieder zugelassenen Parteien: Demokrat. Volkspartei (PDP), Allianz für Demokratie (AD) und Partei des Gesamten Volkes (APP).
Landesnatur: An die an Lagunen und Sümpfen reiche Küstenebene, die sich im Nigerdelta zu einem 100 km breiten Sumpfgebiet erweitert, schließen sich Plateaus und Hügelländer an (bis 600 m ü. M.). Nach N folgt eine 80-160 km breite Senkungszone, der die Flüsse Niger und Benue folgen. Es schließt sich die nordnigerian. Plateaulandschaft an, die im Hochland von Bauchi 1 780 m ü. M. erreicht. Im NW und NO finden sich ausgedehnte Ebenen. Die höchste Erhebung des Landes ist der Vogel Peak mit 2 042 m ü. M. an der Grenze zu Kamerun. N. hat trop. Klima (Regenzeit im S April-Nov., in der Mitte April-Okt., im N Mai-Okt.). An die Mangrovebestände der Küste schließt sich landeinwärts trop. Regenwald an, der nach N in Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsavanne übergeht.
Bevölkerung: N. ist der volkreichste Staat Afrikas mit einer Vielzahl von Völkern und Stämmen. Hauptgruppen sind im N die Hausa (21 % der Bev.), Fulbe (11 %) und Kanuri, im SW die Yoruba (21 %), im SO die Ibo (18 %). Rd. 39 % der Bev. leben in Städten; Lagos und Ibadan haben über 1 Mio. Ew., über 40 Städte zw. 100 000-500 000 Ew. - Die Voraussetzungen für die bestehende allg. Schulpflicht (7.-12. Lebensjahr) sind noch nicht überall gegeben; die Analphabetenquote liegt bei knapp 50 %. Es bestehen 13 Univ. sowie landwirtsch., techn. u. a. Hochschulen. - 45 % der Bev. sind Muslime, 49 % Christen, ferner Anhänger von Naturreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: N. ist der größte Erdölproduzent Afrikas. Um die starke Abhängigkeit vom Rohölexport zu überwinden, wird die Landwirtschaft wieder mehr gefördert. Rd. 75 % der Landesfläche sind für Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschaft geeignet. Die Landwirtschaft kann den Eigenbedarf nicht decken; vorherrschend sind Kleinbetriebe und Wanderfeldbau. Angebaut werden Jamswurzel, Mais, Hirse, Reis, Maniok, Bananen; für den Export bes. Kakao, Ölpalmen (Palmkerne und -öl), Erdnüsse, Kautschuk, Kokosnüsse, Tabak und Baumwolle. Vieh-(Nomaden-)wirtschaft treiben im nördl. Savannengebiet die Fulbe. Der Wald wird v. a. für Brennholz genutzt; Aufforstung ist nötig. Der Fischfang (Küste und Binnengewässer) ist noch wenig entwickelt. - Hauptwirtschaftszweig ist die Erdölförderung, ferner Förderung von Erdgas, Abbau von Zinn, Columbit, Steinkohle, Eisenerz u. a. Bodenschätzen. Vielseitige Ind.: Nahrungs- und Genussmittelind., Textil-, pharmazeut., elektrotechn. Ind., Zement-, Düngemittel-, Hüttenwerke, Kfz-Montage; Erdölraffinerien. Ausgeführt werden bes. Erdöl (95 % des Ausfuhrwertes), ferner Kakao, Zinn; Haupthandelspartner sind Großbritannien, Dtl., USA. - Das Verkehrsnetz ist (außer im N) gut ausgebaut; das Eisenbahnnetz umfasst 3 505 km, das Straßennetz 143 000 km, davon 32 000 km asphaltiert; 6 500 km Binnenwasserstraßen. Haupthäfen sind Lagos und Port Harcourt mit Erdölhafen Bonny; internat. Flughäfen bei Lagos, Kano, Port Harcourt und Abuja.
Geschichte: Die ältesten Staaten in vorkolonialer Zeit waren im N des heutigen N. Kanem-Bornu und die Hausastaaten (Hausa). Im S entstanden etwa im 15. Jh. die ersten Yoruba-Königreiche, Oyo und Benin, mit dem kulturellen Mittelpunkt Ife (afrikanische Kunst). Seit dem 16. Jh. führten zunächst Portugiesen, später Engländer Sklaventransporte nach Amerika durch. Der Gründung zahlr. Handelsstützpunkte durch Briten, Deutsche und Franzosen folgte ab 1880 die Errichtung der brit. Herrschaft (1914 Kolonie), die den Sklavenhandel endgültig unterband. 1960 erhielt N. die Unabhängigkeit. Am 30. 5. 1963 wurde die Republik N. ausgerufen, Staatspräs. wurde N. Azikiwe. Nach einem Militärputsch kam 1966 General Y. Gowon an die Macht. Ein blutiger Bürgerkrieg um die zumeist von Ibo bewohnte Ostregion Biafra erschütterte 1967-70 das Land. Nach innenpolit. Beruhigung und wirtsch. Stabilisierung übernahm 1975 nach einem unblutigen Staatsstreich General Murtala Ranat Mohammed die Staatsführung; bei einem gescheiterten Putschversuch 1976 wurde er ermordet. General Olusegun Obasanjo übernahm die Reg. und leitete 1977 die Rückkehr zu gewählten Staatsorganen ein. Die Wahlen 1979 gewann S. Shagari, der sich als neuer Staatspräs. um eine Konsolidierung der Demokratie bemühte. Korruptionsvorwürfe gegenüber der politisch führenden Schicht lösten im Dez. 1983 einen Putsch aus; die Verf. wurde suspendiert, Parteien wurden verboten. Der neue Staatschef General Mohammed Buhari wurde 1985 nach einem Putsch durch General I. Babangida ersetzt, der die Rückkehr zu einer zivilen Herrschaft einleitete (Zulassung polit. Parteien, Kommunalwahlen 1989, Parlamentswahlen 1992). Die Reg. übernahm ein Übergangsrat aus Militärs und Zivilisten. Vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden kulturell-ethn. Spannungen kam es zu zahlr. Putschversuchen sowie 1991 im N des Landes zu blutigen Auseinandersetzungen zw. Christen und Muslimen.
Mit dem Rücktritt Babangidas (Aug. 1993) und der Übergabe der Macht an eine Übergangsregierung und nicht an den vermutl. Sieger der (unterbrochenen) Präsidentschaftswahlen vom Juni 1993, M. K. O. Abiola, schlug der Demokratisierungsprozess fehl. Mit dem Militärputsch vom Nov. 1993 übernahm General S. Abacha (* 1943, ✝ 1998) die Macht, der ein diktator. Regierungssystem errichtete (Verhaftung von Oppositionellen, u. a. auch von Abiola, Einsetzung von Sondergerichten zur Aburteilung von Regimegegnern, öffentl. Massenhinrichtung in Lagos). Gegen den weltweiten Protest verurteilte im Nov. 1995 ein Gericht den Schriftsteller Ken Saro-Wiwa, den Vors. des »Movement for the Survival of the Ogoni People« (MOSOP), zum Tode (Ogoni). In der Folge geriet N. weltweit in die Isolation: u. a. (vorübergehender) Ausschluss aus dem Commonwealth, Verurteilung durch die UN-Generalversammlung. Nach dem Tod von Abacha wurde im Sommer 1998 General A. Abubakar Staatspräs., der die Übergabe der Macht an gewählte Institutionen einleitete. Bei den Parlamentswahlen im Febr. 1999 siegte die Demokrat. Volkspartei (PDP), neuer Staatspräs. wurde bei den wenig später durchgeführten Präsidentschaftswahlen der ehem. Militärmachthaber O. Obasanjo.
▣ Literatur:
Oyewole, A.: Historical dictionary of N. Metuchen, N. J., 1987.
⃟ Muslime in N. Religion u. Gesellschaft im polit. Wandel seit den 50er Jahren, hg. v. J. M. Abun-Nasr. Münster u. a. 1993.
⃟ Economic reform policies and the labour market in N., hg. v. T. Fashoyin. Lagos 1994.
⃟ Ikpuk, J. S.: Militarisation of politics and neo-colonialism. The Nigerian experience 1966 - 90. London 1995.
⃟ Nnadozie, E. U.: Oil and socioeconomic crisis in N. Lewiston 1995.
⃟ Peters, J.: The Nigerian military and the state. London 1997.
⃟ Transition without end. Nigerian politics and civil society under Babangida, hg. v. L. Diamond. Boulder, Colo., 1997.
⃟ Aborisade, O. u. Mundt, R. J.: Politics in N. New York 1998.
⃟ Badru, P.: Imperialism and ethnic politics in N. 1960 - 96. Trenton, N. J., 1998.
⃟ Beckett, P.: Democracy and the elite in N. Madison, Wisc., 1998.
⃟ Egwu, S. G.: Structural adjustment, agrarian change and rural ethnicity in N. Uppsala 1998.
⃟ Nonju, S. A.: La politique contemporaine du Nigéria en matière de sécurité internationale. Paris 1998.
⃟ Nwankwo, J. O.: Ethical challenges of authority in a pluralistic society. The Nigerian example. Frankfurt am Main 1998.
⃟ Osaghae, E. E.: Crippled giant. N. since independence. London 1998.
Einwohner: (1995) 111,721 Mio.
Hauptstadt: Abuja
Verwaltungsgliederung: 36 Bundesstaaten und 1 Bundesterritorium
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 1. 10.
Währung: 1 Naira (₦) = 100 Kobo (k)
Zeitzone: MEZ
(amtlich engl. Federal Republic of N., dt. Bundesrepublik N.), Bundesstaat in Westafrika, grenzt im S an den Golf von Guinea, im W an Benin, im N an Niger, im äußersten NO an Tschad (Tschadsee), im O und SO an Kamerun.
Staat und Recht: Nach dem Putsch vom Nov. 1993 waren die verfassungsmäßigen Organe aufgelöst und durch ein Militärregime ersetzt worden. Als höchstes legislatives und exekutives Gremium fungierte seither der Provisor. Regierungsrat (PRC; 26 Mitgl.). Sein Vors. war zugleich Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und Regierungschef. Dem Kabinett (Bundesexekutivrat, FEC) gehörten sowohl Militärs als auch Zivilisten an. Im Rahmen des seit 1995 laufenden Demokratisierungsprozesses fanden am 22. 2. 1999 Wahlen zum Zweikammerparlament, bestehend aus Repräsentantenhaus (360 Abg.) und Senat (119 Mitgl.), sowie Präsidentschaftswahlen statt. Einflussreichste der seit 1996 wieder zugelassenen Parteien: Demokrat. Volkspartei (PDP), Allianz für Demokratie (AD) und Partei des Gesamten Volkes (APP).
Landesnatur: An die an Lagunen und Sümpfen reiche Küstenebene, die sich im Nigerdelta zu einem 100 km breiten Sumpfgebiet erweitert, schließen sich Plateaus und Hügelländer an (bis 600 m ü. M.). Nach N folgt eine 80-160 km breite Senkungszone, der die Flüsse Niger und Benue folgen. Es schließt sich die nordnigerian. Plateaulandschaft an, die im Hochland von Bauchi 1 780 m ü. M. erreicht. Im NW und NO finden sich ausgedehnte Ebenen. Die höchste Erhebung des Landes ist der Vogel Peak mit 2 042 m ü. M. an der Grenze zu Kamerun. N. hat trop. Klima (Regenzeit im S April-Nov., in der Mitte April-Okt., im N Mai-Okt.). An die Mangrovebestände der Küste schließt sich landeinwärts trop. Regenwald an, der nach N in Feucht-, Trocken- und Dornstrauchsavanne übergeht.
Bevölkerung: N. ist der volkreichste Staat Afrikas mit einer Vielzahl von Völkern und Stämmen. Hauptgruppen sind im N die Hausa (21 % der Bev.), Fulbe (11 %) und Kanuri, im SW die Yoruba (21 %), im SO die Ibo (18 %). Rd. 39 % der Bev. leben in Städten; Lagos und Ibadan haben über 1 Mio. Ew., über 40 Städte zw. 100 000-500 000 Ew. - Die Voraussetzungen für die bestehende allg. Schulpflicht (7.-12. Lebensjahr) sind noch nicht überall gegeben; die Analphabetenquote liegt bei knapp 50 %. Es bestehen 13 Univ. sowie landwirtsch., techn. u. a. Hochschulen. - 45 % der Bev. sind Muslime, 49 % Christen, ferner Anhänger von Naturreligionen.
Wirtschaft, Verkehr: N. ist der größte Erdölproduzent Afrikas. Um die starke Abhängigkeit vom Rohölexport zu überwinden, wird die Landwirtschaft wieder mehr gefördert. Rd. 75 % der Landesfläche sind für Ackerbau, Viehzucht und Forstwirtschaft geeignet. Die Landwirtschaft kann den Eigenbedarf nicht decken; vorherrschend sind Kleinbetriebe und Wanderfeldbau. Angebaut werden Jamswurzel, Mais, Hirse, Reis, Maniok, Bananen; für den Export bes. Kakao, Ölpalmen (Palmkerne und -öl), Erdnüsse, Kautschuk, Kokosnüsse, Tabak und Baumwolle. Vieh-(Nomaden-)wirtschaft treiben im nördl. Savannengebiet die Fulbe. Der Wald wird v. a. für Brennholz genutzt; Aufforstung ist nötig. Der Fischfang (Küste und Binnengewässer) ist noch wenig entwickelt. - Hauptwirtschaftszweig ist die Erdölförderung, ferner Förderung von Erdgas, Abbau von Zinn, Columbit, Steinkohle, Eisenerz u. a. Bodenschätzen. Vielseitige Ind.: Nahrungs- und Genussmittelind., Textil-, pharmazeut., elektrotechn. Ind., Zement-, Düngemittel-, Hüttenwerke, Kfz-Montage; Erdölraffinerien. Ausgeführt werden bes. Erdöl (95 % des Ausfuhrwertes), ferner Kakao, Zinn; Haupthandelspartner sind Großbritannien, Dtl., USA. - Das Verkehrsnetz ist (außer im N) gut ausgebaut; das Eisenbahnnetz umfasst 3 505 km, das Straßennetz 143 000 km, davon 32 000 km asphaltiert; 6 500 km Binnenwasserstraßen. Haupthäfen sind Lagos und Port Harcourt mit Erdölhafen Bonny; internat. Flughäfen bei Lagos, Kano, Port Harcourt und Abuja.
Geschichte: Die ältesten Staaten in vorkolonialer Zeit waren im N des heutigen N. Kanem-Bornu und die Hausastaaten (Hausa). Im S entstanden etwa im 15. Jh. die ersten Yoruba-Königreiche, Oyo und Benin, mit dem kulturellen Mittelpunkt Ife (afrikanische Kunst). Seit dem 16. Jh. führten zunächst Portugiesen, später Engländer Sklaventransporte nach Amerika durch. Der Gründung zahlr. Handelsstützpunkte durch Briten, Deutsche und Franzosen folgte ab 1880 die Errichtung der brit. Herrschaft (1914 Kolonie), die den Sklavenhandel endgültig unterband. 1960 erhielt N. die Unabhängigkeit. Am 30. 5. 1963 wurde die Republik N. ausgerufen, Staatspräs. wurde N. Azikiwe. Nach einem Militärputsch kam 1966 General Y. Gowon an die Macht. Ein blutiger Bürgerkrieg um die zumeist von Ibo bewohnte Ostregion Biafra erschütterte 1967-70 das Land. Nach innenpolit. Beruhigung und wirtsch. Stabilisierung übernahm 1975 nach einem unblutigen Staatsstreich General Murtala Ranat Mohammed die Staatsführung; bei einem gescheiterten Putschversuch 1976 wurde er ermordet. General Olusegun Obasanjo übernahm die Reg. und leitete 1977 die Rückkehr zu gewählten Staatsorganen ein. Die Wahlen 1979 gewann S. Shagari, der sich als neuer Staatspräs. um eine Konsolidierung der Demokratie bemühte. Korruptionsvorwürfe gegenüber der politisch führenden Schicht lösten im Dez. 1983 einen Putsch aus; die Verf. wurde suspendiert, Parteien wurden verboten. Der neue Staatschef General Mohammed Buhari wurde 1985 nach einem Putsch durch General I. Babangida ersetzt, der die Rückkehr zu einer zivilen Herrschaft einleitete (Zulassung polit. Parteien, Kommunalwahlen 1989, Parlamentswahlen 1992). Die Reg. übernahm ein Übergangsrat aus Militärs und Zivilisten. Vor dem Hintergrund der weiterhin bestehenden kulturell-ethn. Spannungen kam es zu zahlr. Putschversuchen sowie 1991 im N des Landes zu blutigen Auseinandersetzungen zw. Christen und Muslimen.
Mit dem Rücktritt Babangidas (Aug. 1993) und der Übergabe der Macht an eine Übergangsregierung und nicht an den vermutl. Sieger der (unterbrochenen) Präsidentschaftswahlen vom Juni 1993, M. K. O. Abiola, schlug der Demokratisierungsprozess fehl. Mit dem Militärputsch vom Nov. 1993 übernahm General S. Abacha (* 1943, ✝ 1998) die Macht, der ein diktator. Regierungssystem errichtete (Verhaftung von Oppositionellen, u. a. auch von Abiola, Einsetzung von Sondergerichten zur Aburteilung von Regimegegnern, öffentl. Massenhinrichtung in Lagos). Gegen den weltweiten Protest verurteilte im Nov. 1995 ein Gericht den Schriftsteller Ken Saro-Wiwa, den Vors. des »Movement for the Survival of the Ogoni People« (MOSOP), zum Tode (Ogoni). In der Folge geriet N. weltweit in die Isolation: u. a. (vorübergehender) Ausschluss aus dem Commonwealth, Verurteilung durch die UN-Generalversammlung. Nach dem Tod von Abacha wurde im Sommer 1998 General A. Abubakar Staatspräs., der die Übergabe der Macht an gewählte Institutionen einleitete. Bei den Parlamentswahlen im Febr. 1999 siegte die Demokrat. Volkspartei (PDP), neuer Staatspräs. wurde bei den wenig später durchgeführten Präsidentschaftswahlen der ehem. Militärmachthaber O. Obasanjo.
▣ Literatur:
Oyewole, A.: Historical dictionary of N. Metuchen, N. J., 1987.
⃟ Muslime in N. Religion u. Gesellschaft im polit. Wandel seit den 50er Jahren, hg. v. J. M. Abun-Nasr. Münster u. a. 1993.
⃟ Economic reform policies and the labour market in N., hg. v. T. Fashoyin. Lagos 1994.
⃟ Ikpuk, J. S.: Militarisation of politics and neo-colonialism. The Nigerian experience 1966 - 90. London 1995.
⃟ Nnadozie, E. U.: Oil and socioeconomic crisis in N. Lewiston 1995.
⃟ Peters, J.: The Nigerian military and the state. London 1997.
⃟ Transition without end. Nigerian politics and civil society under Babangida, hg. v. L. Diamond. Boulder, Colo., 1997.
⃟ Aborisade, O. u. Mundt, R. J.: Politics in N. New York 1998.
⃟ Badru, P.: Imperialism and ethnic politics in N. 1960 - 96. Trenton, N. J., 1998.
⃟ Beckett, P.: Democracy and the elite in N. Madison, Wisc., 1998.
⃟ Egwu, S. G.: Structural adjustment, agrarian change and rural ethnicity in N. Uppsala 1998.
⃟ Nonju, S. A.: La politique contemporaine du Nigéria en matière de sécurité internationale. Paris 1998.
⃟ Nwankwo, J. O.: Ethical challenges of authority in a pluralistic society. The Nigerian example. Frankfurt am Main 1998.
⃟ Osaghae, E. E.: Crippled giant. N. since independence. London 1998.