Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Niedersachsen
I Niedersachsen,Land im NW von Deutschland, 47 613 km2, (1998) 7,852 Mio. Ew.;
Hptst. ist Hannover.Landesnatur: Der überwiegende Teil von N. gehört dem von der Saale-Eiszeit geprägten und überformten Norddt. Tiefland an. Im S geht das Tiefland in die Lössbördenzone über, die den Gebirgssaum der folgenden Mittelgebirge begleitet. An den Marschensaum an der Küste schließt sich das Wattenmeer mit den Ostfries. Inseln an. Im S hat N. Anteil an der mitteldt. Gebirgsschwelle (Harz, Solling, Ith, Hils, Sieben Berge, Deister, Hildesheimer Wald, Elm, Süntel). Hauptflüsse sind Ems, Weser, Elbe, die durch Kanäle untereinander verbunden sind.Bevölkerung: N. liegt fast ganz im Bereich der niederdt. Sprache; im äußersten NW spielt Friesisch (Friesen) eine Rolle. Zwei Drittel der Bev. sind evang., knapp 20 % katholisch. N. hat Univ. in Göttingen, Oldenburg (Oldenburg), Osnabrück, Hannover, Hildesheim und Lüneburg, TU in Braunschweig und Clausthal-Zellerfeld, medizin. und tierärztl. Hochschule in Hannover, Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, Hochschule für Musik und Theater in Hannover sowie 12 Fachhochschulen.Wirtschaft: Die Landwirtschaft nutzt 57 % der Fläche. 20,7 % der Fläche sind Wald. In der Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde werden Weizen und Zuckerrüben angebaut, auf den wenig fruchtbaren Geestplatten bes. Roggen, Hafer und Kartoffeln, in den Fluss- und Küstenmarschen herrscht Grünlandwirtschaft mit Viehzucht vor. Gemüse wird bes. zw. Hannover und Braunschweig und im Emsland angebaut, Gemüse und Obst bes. im Alten Land und Land Kehdingen. Bed. ist die Viehwirtschaft (Schweine, Rinder, Geflügel). Der niedersächs. Anteil an der dt. Erdgasförderung beträgt nahezu 100 %, an der Erdölförderung über 70 %. Die Schwerpunkte der Fördergebiete liegen für Erdgas in den Räumen Emsland, S-Oldenburg, Sulingen und Söhlingen, für Erdöl im Emsland und Celle-Gifhorn. Im Raum Celle-Hannover werden Stein- und Kalisalze, im Raum Helmstedt Braunkohle abgebaut. Die Ind. ist im südl. N. konzentriert: Eisenerzverhüttung, Eisen- und Stahlverarbeitung im Gebiet Salzgitter-Peine. Die bedeutendsten Ind.zweige sind Fahrzeugbau (Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter), Maschinenbau (Hannover, Braunschweig-Peine-Salzgitter-Gebiet), Elektrotechnik (Hannover, Süd-N.) und Nahrungsmittelind., ferner Textilind. (Osnabrück, südl. Emsland), feinmechanisch-opt. Ind. (Braunschweig, Göttingen). An der Küste dominieren Schiffbau, chem. und petrochem. Ind. und Fischverarbeitung. Der Fremdenverkehr spielt eine große Rolle in den Nordseebädern, der Lüneburger Heide und im Harz. N. weist zwei Hauptrichtungen des Durchgangsverkehrs auf: Der West-Ost-Verkehr verläuft v. a. am Nordsaum der Mittelgebirgsschwelle, der Nord-Süd-Verkehr, der von den Nordseehäfen ausgeht, führt v. a. durch das Leinetal. Zur umfangreichen Verkehrsinfrastruktur zählt neben dem Straßennetz und dem Eisenbahnnetz auch ein beachtl. Netz von Binnenwasserstraßen. Dortmund-Ems-Kanal, Elbeseitenkanal, Mittellandkanal und Küstenkanal sind für Europaschiffe (1 350 t) befahrbar. Wichtige Binnenhäfen sind Salzgitter, Emden, Oldenburg (Oldenburg), Brake und Nordenham, die wichtigsten Seehäfen Wilhelmshaven, Brake und Nordenham. Der internat. Flughafen Hannover hat überregionale Bedeutung.Verfassung: Nach der Verf. vom 13. 5. 1993 liegt die Legislative beim Landtag (155 Abg., für 4 Jahre gewählt). Der Landtag wählt den MinPräs., der die Mitgl. des Kabinetts beruft. Der Reg.chef kann durch konstruktives Misstrauensvotum gestürzt werden. Die neue Verf. stattet das Parlament mit mehr Rechten gegenüber der Reg. aus, sieht Volksentscheide vor und bestimmt u. a. Arbeit, Wohnen, Umweltschutz und Gleichberechtigung zu Staatszielen.
Geschichte: N. wurde durch die brit. Militärreg. am 1. 11. 1946 aus der ehem. preuß. Prov. Hannover und den Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gebildet. 1947 kamen Teile des Landes Bremen hinzu. 1947-74 war die SPD die stärkste Partei im Landtag (1970-74 absolute Mehrheit), 1977-78 und 1982-86 die CDU (seit 1982 absolute Mehrheit). 1990 wurde die SPD stärkste Partei (Koalition mit den Grünen; seit 1998 absolute Mehrheit). MinPräs.: H. W. Kopf (SPD; 1946-55, 1959-61), H. Hellwege (DP, später CDU; 1955-59), G. Diederichs (SPD; 1961-70), A. Kubel (SPD; 1970-76), E. Albrecht (CDU; 1976-90), G. Schröder (SPD; 1990-98); G. Glogowski (SPD; seit 1998).
▣ Literatur:
K. Brüning Handbuch der histor. Stätten Deutschlands, Bd. 2: N. u. Bremen, hg. v. u. Heinrich Schmidt. Stuttgart 51986.
⃟ N., polit. Landeskunde, bearb. v. D. Storch. Hannover 1987.
⃟ Geschichte des Landes N., Beiträge v. G. Schnath u. a. Freiburg im Breisgau u. a. 61994.
⃟ Grotjahn, K.-H.: Demontage, Wiederaufbau, Strukturwandel. Aus der Geschichte N.s. 1946 - 1996. Hameln 1996.
⃟ Krumwiede, H.-W.: Kirchengeschichte N.s. Göttingen 1996.
⃟ Niedersächsische Geschichte, hg. v. B. U. Hucker u. a. Göttingen 1997.
⃟ Übergang u. Neubeginn. Beiträge zur Verfassungs- u. Verwaltungsgeschichte N.s in der Nachkriegszeit, bearb. v. D. Poestges. Göttingen 1997.
⃟ Buchholz, G.: N. Geschichten u. Geschichte. Hannover 1998.
⃟ Seedorf, H. H.: Das Land N. Eine Landeskunde in ihrer Geschichte u. Präsentation. Hannover 1998.
II Niedersachsen,
deutscher Stamm (Sachsen).
Hptst. ist Hannover.Landesnatur: Der überwiegende Teil von N. gehört dem von der Saale-Eiszeit geprägten und überformten Norddt. Tiefland an. Im S geht das Tiefland in die Lössbördenzone über, die den Gebirgssaum der folgenden Mittelgebirge begleitet. An den Marschensaum an der Küste schließt sich das Wattenmeer mit den Ostfries. Inseln an. Im S hat N. Anteil an der mitteldt. Gebirgsschwelle (Harz, Solling, Ith, Hils, Sieben Berge, Deister, Hildesheimer Wald, Elm, Süntel). Hauptflüsse sind Ems, Weser, Elbe, die durch Kanäle untereinander verbunden sind.Bevölkerung: N. liegt fast ganz im Bereich der niederdt. Sprache; im äußersten NW spielt Friesisch (Friesen) eine Rolle. Zwei Drittel der Bev. sind evang., knapp 20 % katholisch. N. hat Univ. in Göttingen, Oldenburg (Oldenburg), Osnabrück, Hannover, Hildesheim und Lüneburg, TU in Braunschweig und Clausthal-Zellerfeld, medizin. und tierärztl. Hochschule in Hannover, Hochschule für Bildende Künste in Braunschweig, Hochschule für Musik und Theater in Hannover sowie 12 Fachhochschulen.Wirtschaft: Die Landwirtschaft nutzt 57 % der Fläche. 20,7 % der Fläche sind Wald. In der Braunschweig-Hildesheimer Lössbörde werden Weizen und Zuckerrüben angebaut, auf den wenig fruchtbaren Geestplatten bes. Roggen, Hafer und Kartoffeln, in den Fluss- und Küstenmarschen herrscht Grünlandwirtschaft mit Viehzucht vor. Gemüse wird bes. zw. Hannover und Braunschweig und im Emsland angebaut, Gemüse und Obst bes. im Alten Land und Land Kehdingen. Bed. ist die Viehwirtschaft (Schweine, Rinder, Geflügel). Der niedersächs. Anteil an der dt. Erdgasförderung beträgt nahezu 100 %, an der Erdölförderung über 70 %. Die Schwerpunkte der Fördergebiete liegen für Erdgas in den Räumen Emsland, S-Oldenburg, Sulingen und Söhlingen, für Erdöl im Emsland und Celle-Gifhorn. Im Raum Celle-Hannover werden Stein- und Kalisalze, im Raum Helmstedt Braunkohle abgebaut. Die Ind. ist im südl. N. konzentriert: Eisenerzverhüttung, Eisen- und Stahlverarbeitung im Gebiet Salzgitter-Peine. Die bedeutendsten Ind.zweige sind Fahrzeugbau (Wolfsburg, Braunschweig, Hannover, Salzgitter), Maschinenbau (Hannover, Braunschweig-Peine-Salzgitter-Gebiet), Elektrotechnik (Hannover, Süd-N.) und Nahrungsmittelind., ferner Textilind. (Osnabrück, südl. Emsland), feinmechanisch-opt. Ind. (Braunschweig, Göttingen). An der Küste dominieren Schiffbau, chem. und petrochem. Ind. und Fischverarbeitung. Der Fremdenverkehr spielt eine große Rolle in den Nordseebädern, der Lüneburger Heide und im Harz. N. weist zwei Hauptrichtungen des Durchgangsverkehrs auf: Der West-Ost-Verkehr verläuft v. a. am Nordsaum der Mittelgebirgsschwelle, der Nord-Süd-Verkehr, der von den Nordseehäfen ausgeht, führt v. a. durch das Leinetal. Zur umfangreichen Verkehrsinfrastruktur zählt neben dem Straßennetz und dem Eisenbahnnetz auch ein beachtl. Netz von Binnenwasserstraßen. Dortmund-Ems-Kanal, Elbeseitenkanal, Mittellandkanal und Küstenkanal sind für Europaschiffe (1 350 t) befahrbar. Wichtige Binnenhäfen sind Salzgitter, Emden, Oldenburg (Oldenburg), Brake und Nordenham, die wichtigsten Seehäfen Wilhelmshaven, Brake und Nordenham. Der internat. Flughafen Hannover hat überregionale Bedeutung.Verfassung: Nach der Verf. vom 13. 5. 1993 liegt die Legislative beim Landtag (155 Abg., für 4 Jahre gewählt). Der Landtag wählt den MinPräs., der die Mitgl. des Kabinetts beruft. Der Reg.chef kann durch konstruktives Misstrauensvotum gestürzt werden. Die neue Verf. stattet das Parlament mit mehr Rechten gegenüber der Reg. aus, sieht Volksentscheide vor und bestimmt u. a. Arbeit, Wohnen, Umweltschutz und Gleichberechtigung zu Staatszielen.
Geschichte: N. wurde durch die brit. Militärreg. am 1. 11. 1946 aus der ehem. preuß. Prov. Hannover und den Ländern Braunschweig, Oldenburg und Schaumburg-Lippe gebildet. 1947 kamen Teile des Landes Bremen hinzu. 1947-74 war die SPD die stärkste Partei im Landtag (1970-74 absolute Mehrheit), 1977-78 und 1982-86 die CDU (seit 1982 absolute Mehrheit). 1990 wurde die SPD stärkste Partei (Koalition mit den Grünen; seit 1998 absolute Mehrheit). MinPräs.: H. W. Kopf (SPD; 1946-55, 1959-61), H. Hellwege (DP, später CDU; 1955-59), G. Diederichs (SPD; 1961-70), A. Kubel (SPD; 1970-76), E. Albrecht (CDU; 1976-90), G. Schröder (SPD; 1990-98); G. Glogowski (SPD; seit 1998).
▣ Literatur:
K. Brüning Handbuch der histor. Stätten Deutschlands, Bd. 2: N. u. Bremen, hg. v. u. Heinrich Schmidt. Stuttgart 51986.
⃟ N., polit. Landeskunde, bearb. v. D. Storch. Hannover 1987.
⃟ Geschichte des Landes N., Beiträge v. G. Schnath u. a. Freiburg im Breisgau u. a. 61994.
⃟ Grotjahn, K.-H.: Demontage, Wiederaufbau, Strukturwandel. Aus der Geschichte N.s. 1946 - 1996. Hameln 1996.
⃟ Krumwiede, H.-W.: Kirchengeschichte N.s. Göttingen 1996.
⃟ Niedersächsische Geschichte, hg. v. B. U. Hucker u. a. Göttingen 1997.
⃟ Übergang u. Neubeginn. Beiträge zur Verfassungs- u. Verwaltungsgeschichte N.s in der Nachkriegszeit, bearb. v. D. Poestges. Göttingen 1997.
⃟ Buchholz, G.: N. Geschichten u. Geschichte. Hannover 1998.
⃟ Seedorf, H. H.: Das Land N. Eine Landeskunde in ihrer Geschichte u. Präsentation. Hannover 1998.
II Niedersachsen,
deutscher Stamm (Sachsen).