Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nibelungenlied
Nibelungenlied,mhd. Heldenepos eines namentlich nicht bekannten Dichters um 1200 im Donaugebiet, das in 39 »Aventiuren« in der Form der Nibelungenstrophe von Siegfrieds Werbung um die burgund. Königstochter Kriemhild und der Gewinnung Brünhilds für König Gunther, der Vermählung beider Paare, von Siegfrieds Ermordung durch Hagen und von Kriemhilds Rache mithilfe des hunn. Königs Etzel (Attila) berichtet. Das N. gliedert sich in zwei urspr. selbstständige Teile: die Siegfried-Brünhild-Kriemhild-Handlung und den Burgundenuntergang; dem zweiten Teil liegen geschichtl. Ereignisse zugrunde: die Vernichtung der Burgunden am Rhein durch die Hunnen 436 oder 437 und der Tod Attilas 453. - Von der Beliebtheit des N. zeugen 35 Handschriften (Fragmente) aus dem 13. bis zum frühen 16. Jh. Sie repräsentieren zwei Hauptfassungen: die »Nôt«-Fassung, vertreten durch die Handschrift A (Hohenems-Münchener Handschrift; 2 316 Strophen) und die Handschrift B (St.-Galler Handschrift; 2 376 Strophen), sowie die »Liet«-Fassung, vertreten durch die Handschrift C (Hohenems-Laßbergische oder Donaueschinger Handschrift; 2 442 Strophen) mit einer deutlich höf. Tendenz. - Das N. wurde 1755 von J. H. Obereit (* 1725, ✝ 1798) wieder entdeckt, 1757 von J. J. Bodmer teilweise und 1782 von C. H. Müller (* 1740, ✝ 1807) vollständig publiziert. Neuere Behandlungen des Stoffes von W. Jordan, Hans Sachs, F. de la Motte-Fouqué, E. Raupach, E. Geibel, F. Hebbel, P. Ernst, M. Mell, F. Fühmann; Opernwerk (»Ring des Nibelungen«) von R. Wagner.
Literatur:
Hoffmann, W.: Das N. Stuttgart u. a. 61992.
Härd, J. E.: Das Nibelungenepos. Wertung u. Wirkung von der Romantik bis zur Gegenwart. A. d. Schwed. Tübingen u. a. 1996.
Heinzle, J.: Das N. Eine Einführung. Neuausg. Frankfurt am Main 5.-6. Tsd. 1996.
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