Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Neuzeit
Neuzeit,die an das MA. anschließende und bis in die Gegenwart reichende Epoche. Das Ende des Mittelalters und der Beginn der Neuzeit werden i. Allg. zw. 1450 und 1500 angesetzt. Das Zeitalter der großen Entdeckungen, von Humanismus, Renaissance und Reformation begründete ein neues Welt- und Menschenbild und leitete grundlegende Veränderungen in den meisten Lebensbereichen ein. Neben geistig-kulturellen Wandlungen kam es auch durch die Bildung von Nationalstaaten, die schon im 14./15. Jh. mit der Entwicklung von nat. Königtum und nationalkirchl. Bestrebungen in England, Frankreich (Gallikanismus), Spanien einsetzte und mit dem Begriff der Souveränität (J. Bodin, T. Hobbes) verbunden war, sowie durch die Entstehung des modernen europ. Staatensystems zur Aufhebung der durch das Papsttum repräsentierten mittelalterl. Einheit auf dem Fundament der christl. (lat.) Kirche. Zudem prägte die Emanzipation des Bürgertums gegenüber dem Adel das polit. Gesicht der N. Sie wurde gestützt durch gesellschaftlich-ökonom. Veränderungen, wie die im 15. Jh. von Italien ausgehende und v. a. vom städt. Bürgertum getragene Weiterentwicklung von Handwerk und Gewerbe, bes. der Textilherstellung. Dieser Übergang zu rationelleren (frühkapitalist.) Wirtschaftspraktiken und Handelstechniken (v. a. Mathematisierung auf der Grundlage der arab. Ziffern), führte zu einem neuen Denk- und Arbeitsstil (Zweckrationalität). - Häufig wird zw. der frühen N. (bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges 1648, z. T. auch bis 1789) und der jüngeren N. unterschieden und Letztere noch in die neueste Zeit (seit Beginn der Frz. Revolution 1789) und die Zeitgeschichte (seit 1917, Oktoberrevolution und Eintritt der USA in den Ersten Weltkrieg) unterteilt.
Literatur:
Bauer, L.u. Matis, H.: Geburt der N. Vom Feudalsystem zur Marktgesellschaft. München 21989.
Friedell, E.: Kulturgeschichte der N. München 155.-162. Tsd. 1996.
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