Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Neuseeland
Neuseeland⃟ Fläche: 270 534 km2
Einwohner: (1995) 3,575 Mio.
Hauptstadt: Wellington
Verwaltungsgliederung: 18 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 6. 2.
Währung: 1 Neuseeland-Dollar (NZ$) = 100 Cents (c)
Zeitzone: MEZ +11 Std.
(maorisiert Niu Tirani, amtlich engl. New Zealand, in der Maorisprache Aotearoa), Staat im südwestl. Pazifik, umfasst die südöstlich von Australien gelegenen beiden Hauptinseln Nordinsel und Südinsel sowie benachbarte kleinere Inseln. Überseeische Territorien sind die Tokelauinseln sowie in der Antarktis die Ross Dependency; assoziierte Gebiete mit Selbstverw. sind Niue und die Cookinseln.
Staat und Recht: N. ist eine parlamentar. Monarchie im Commonwealth. Eine geschriebene Verf. existiert nicht, das Verf.recht basiert auf Traditionen und Präzedenzfällen. Staatsoberhaupt und formell oberster Inhaber der Exekutive ist der brit. Monarch, vertreten durch einen Generalgouv. De facto wird die Exekutive von der Reg. unter Vorsitz des Premiermin. ausgeübt, die dem Parlament verantwortlich ist. Die Legislative liegt beim Generalgouv. und beim Repräsentantenhaus (seit 1996 120 auf drei Jahre gewählte Abg.; fünf Mandate sind den Maori vorbehalten). Einflussreichste Parteien: National Party (NP), Labour Party (LP), Alliance Party und New Zealand First (NZF).
Landesnatur: Die beiden Hauptinseln sind voneinander durch die rd. 35 km breite Cookstraße getrennt. Die Nordinsel (114 597 km2) hat zahlr. z. T. tätige Vulkane (Ruapehu 2 797 m ü. M.), die von Geysiren und heißen Quellen umgeben sind. Die Südinsel (151 757 km2) wird von den teilweise vergletscherten Neuseeländ. Alpen (im Mount Cook 3 764 m ü. M.) durchzogen, die nach W steil zur Tasmansee abfallen, nach O sich zu weiten Ebenen abdachen; im S tiefe Fjorde. N. hat ozean. Klima mit wenig Temperaturschwankungen und reichl. Niederschlägen. Vorherrschend sind Grasfluren, Wälder bedecken noch knapp 20 % des Landes. In Nationalparks und Küstenreservaten (19 % der Landesfläche) werden Landschaften sowie endem. Pflanzen und Tiere geschützt.
Bevölkerung: 73,8 % der Bev. sind europ. (meist brit.) Abstammung, 9,6 % Maori, 3,6 % andere Polynesier, ferner Chinesen, Inder u. a. Trotz rechtl. Gleichstellung mit den Weißen sind die Maori noch wirtschaftlich benachteiligt und haben eine schlechtere Ausbildung. 74 % der Bev. leben auf der Nordinsel. Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr (in öffentl. Schulen unentgeltl. Unterricht). N. hat 7 Univ. und 13 weitere Hochschulen. Die Mehrheit der Bev. sind Christen versch. Konfessionen, ferner wenige Muslime und Buddhisten.
Wirtschaft, Verkehr: Große Bedeutung hat die stark spezialisierte und mechanisierte Landwirtschaft; dabei stehen die Schaf- und Rinderzucht (Woll-, Fleisch-, Milcherzeugung) an erster Stelle. Angebaut werden neben Futterpflanzen v. a. Weizen, Gerste, Kartoffeln, Gemüse und Obst (bes. Kiwis). Nur ein Viertel der Wälder ist wegen des gebirgigen Landes für die Holzwirtschaft nutzbar. Fischfang (1978 Einführung der 200-Seemeilen-Fischereizone) und Fischverarbeitung haben an Bedeutung gewonnen. N. hat wenig Bodenschätze; abgebaut werden v. a. Kohle, Eisensande und Gold; Erdöl und Erdgas werden gefördert. Energie wird zu 75 % durch Wasserkraft erzeugt, 4 % aus geotherm. Quellen. Stark entwickelten sich Dienstleistungssektor und verarbeitende Ind.; führend ist die Nahrungsmittelind., ferner die Holz verarbeitende Ind., der Maschinen-, Kfz- und Flugzeugbau, Aluminiumverhüttung, Stahlerzeugung, Elektro-, Bekleidungs-, Schuh-, chem. und pharmazeut. Industrie. Der Tourismus (jährlich rd. 1 Mio. Besucher) hat zunehmend Anteil an den Deviseneinnahmen. Exportiert werden v. a. Fleisch, Wolle, Milchprodukte, Häute, Felle, Papier, Aluminium. Haupthandelspartner sind Australien, Japan, die USA und Großbritannien. - Das Eisenbahnnetz umfasst 3 973 km; das Straßennetz 94 315 km, davon über die Hälfte befestigt. Hochsee- und Küstenschifffahrt spielen für den Gütertransport eine große Rolle; die wichtigsten Häfen sind auf der Nordinsel Auckland und Wellington, auf der Südinsel Lyttelton. Internat. Flughäfen gibt es in Auckland, Wellington und Christchurch.
Geschichte: Das von polynes. Maori besiedelte N. wurde 1642 von dem niederländ. Seefahrer A. J. Tasman entdeckt und 1769/70 von J. Cook erkundet (Feststellung der Doppelinselnatur). 1814 begann die Missionierung von N.; die brit. New Zealand Company organisierte ab 1839 die Einwanderung von Europäern. Durch den Vertrag von Waitingi (6. 2. 1840) mit den Maori ergriff Großbritannien Besitz von N. (ab 1841 separate Kronkolonie, 1852 eigene Verf.). Die sich gegen ihre Verdrängung wehrenden Maori wurden in blutigen Kämpfen (1860-71) dezimiert. Goldfunde auf der Südinsel (1861) belebten die wirtsch. Entwicklung. 1907 wurde N. Dominion im brit. Commonwealth und erhielt 1931 (Westminsterstatut) seine Unabhängigkeit. An beiden Weltkriegen nahm N. auf brit. Seite teil. Nach der Besetzung von Westsamoa (1914) verwaltete N. dieses Gebiet 1920-64 als Mandatsgebiet des Völkerbundes bzw. Treuhandgebiet der UN. - 1951 wurde N. Mitgl. des ANZUS-Paktes, 1954 der SEATO (Beteiligung am Korea- und Vietnamkrieg mit eigenen Truppen). Innenpolitisch wechselten sich seit den 1930er-Jahren Regierungen der Labour Party (LP; 1935 bis 1949, 1957-60, 1972-75 und 1984-90) und der National Party (NP; 1949-57, 1960-71, 1975-84 und seit 1990) ab. In einem Abkommen vom Mai 1995 gab die Regierung unter Premiermin. J. Bolger (seit 1990 im Amt) erstmals in der Geschichte N.s erobertes Land (15 782 ha), das sich in Staatsbesitz befand, an die Maori zurück. Bei den Parlamentswahlen von Okt. 1996, die zum ersten Male nach dem Verhältniswahlrecht durchgeführt wurden, errang weder die NP noch die LP eine eindeutige Mehrheit. Im Dez. 1996 übernahm Bolger die Führung einer Koalitionsreg. von NP und NZF (engl. Abk. für »Neuseeland Zuerst«). Nach sechsjährigen Verhandlungen einigten sich Sept. 1997 Reg. und Vertreter der Maori über Entschädigungsmodalitäten gegenüber den Ureinwohnern. Im Nov. übernahm Jenny Shipley den Vorsitz der NP; sie wurde im folgenden Monat als erste Premiermin. N.s vereidigt.
Aufgrund der 1984 eingeleiteten antinuklearen Politik (Sperrung der neuseeländ. Häfen für Kernwaffen führende Kriegsschiffe) verschlechterten sich die Beziehungen zu den USA, die 1986 die militär. Zusammenarbeit mit N. für beendet erklärten (Ausschluss aus dem ANZUS-Pakt). 1987 proklamierte sich N. zur »nuklearfreien Zone«. Versuche der Reg. Bolger, die Antinuklearpolitik einer Revision zu unterziehen, waren innenpolitisch umstritten. 1994-95 beteiligte sich N. mit einem Truppenkontingent im Rahmen von UNPROFOR an der Friedensmission der UNO in Bosnien und Herzegowina.
▣ Literatur:
Hüttermann, A.: N. München 1992.
⃟ Weltatlas der alten Kulturen: Nile, R. u. Clerk, C.: Australien, N. u. der Südpazifik. München 1995.
⃟ Jackson, K. u. McRobie, A.: Historical dictionary of New Zealand. Lanham, Md., 1996.
⃟ N. Tiere u. Pflanzen einer einzigartigen Inselwelt, Beiträge v. G. Cubitt u. L. Molloy. A. d. Engl. Augsburg 1996.
⃟ Bowen, G.: Defending New Zealand. New Zealand's search for security 1945 - 1985. Auckland 1997.
⃟ Evison, H. C.: The long dispute. Maori land rights and European colonisation in Southern New Zealand. Christchurch 1997.
⃟ The political economy of New Zealand, hg. v. C. Budd u. a. Auckland 1997.
Einwohner: (1995) 3,575 Mio.
Hauptstadt: Wellington
Verwaltungsgliederung: 18 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 6. 2.
Währung: 1 Neuseeland-Dollar (NZ$) = 100 Cents (c)
Zeitzone: MEZ +11 Std.
(maorisiert Niu Tirani, amtlich engl. New Zealand, in der Maorisprache Aotearoa), Staat im südwestl. Pazifik, umfasst die südöstlich von Australien gelegenen beiden Hauptinseln Nordinsel und Südinsel sowie benachbarte kleinere Inseln. Überseeische Territorien sind die Tokelauinseln sowie in der Antarktis die Ross Dependency; assoziierte Gebiete mit Selbstverw. sind Niue und die Cookinseln.
Staat und Recht: N. ist eine parlamentar. Monarchie im Commonwealth. Eine geschriebene Verf. existiert nicht, das Verf.recht basiert auf Traditionen und Präzedenzfällen. Staatsoberhaupt und formell oberster Inhaber der Exekutive ist der brit. Monarch, vertreten durch einen Generalgouv. De facto wird die Exekutive von der Reg. unter Vorsitz des Premiermin. ausgeübt, die dem Parlament verantwortlich ist. Die Legislative liegt beim Generalgouv. und beim Repräsentantenhaus (seit 1996 120 auf drei Jahre gewählte Abg.; fünf Mandate sind den Maori vorbehalten). Einflussreichste Parteien: National Party (NP), Labour Party (LP), Alliance Party und New Zealand First (NZF).
Landesnatur: Die beiden Hauptinseln sind voneinander durch die rd. 35 km breite Cookstraße getrennt. Die Nordinsel (114 597 km2) hat zahlr. z. T. tätige Vulkane (Ruapehu 2 797 m ü. M.), die von Geysiren und heißen Quellen umgeben sind. Die Südinsel (151 757 km2) wird von den teilweise vergletscherten Neuseeländ. Alpen (im Mount Cook 3 764 m ü. M.) durchzogen, die nach W steil zur Tasmansee abfallen, nach O sich zu weiten Ebenen abdachen; im S tiefe Fjorde. N. hat ozean. Klima mit wenig Temperaturschwankungen und reichl. Niederschlägen. Vorherrschend sind Grasfluren, Wälder bedecken noch knapp 20 % des Landes. In Nationalparks und Küstenreservaten (19 % der Landesfläche) werden Landschaften sowie endem. Pflanzen und Tiere geschützt.
Bevölkerung: 73,8 % der Bev. sind europ. (meist brit.) Abstammung, 9,6 % Maori, 3,6 % andere Polynesier, ferner Chinesen, Inder u. a. Trotz rechtl. Gleichstellung mit den Weißen sind die Maori noch wirtschaftlich benachteiligt und haben eine schlechtere Ausbildung. 74 % der Bev. leben auf der Nordinsel. Allg. Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr (in öffentl. Schulen unentgeltl. Unterricht). N. hat 7 Univ. und 13 weitere Hochschulen. Die Mehrheit der Bev. sind Christen versch. Konfessionen, ferner wenige Muslime und Buddhisten.
Wirtschaft, Verkehr: Große Bedeutung hat die stark spezialisierte und mechanisierte Landwirtschaft; dabei stehen die Schaf- und Rinderzucht (Woll-, Fleisch-, Milcherzeugung) an erster Stelle. Angebaut werden neben Futterpflanzen v. a. Weizen, Gerste, Kartoffeln, Gemüse und Obst (bes. Kiwis). Nur ein Viertel der Wälder ist wegen des gebirgigen Landes für die Holzwirtschaft nutzbar. Fischfang (1978 Einführung der 200-Seemeilen-Fischereizone) und Fischverarbeitung haben an Bedeutung gewonnen. N. hat wenig Bodenschätze; abgebaut werden v. a. Kohle, Eisensande und Gold; Erdöl und Erdgas werden gefördert. Energie wird zu 75 % durch Wasserkraft erzeugt, 4 % aus geotherm. Quellen. Stark entwickelten sich Dienstleistungssektor und verarbeitende Ind.; führend ist die Nahrungsmittelind., ferner die Holz verarbeitende Ind., der Maschinen-, Kfz- und Flugzeugbau, Aluminiumverhüttung, Stahlerzeugung, Elektro-, Bekleidungs-, Schuh-, chem. und pharmazeut. Industrie. Der Tourismus (jährlich rd. 1 Mio. Besucher) hat zunehmend Anteil an den Deviseneinnahmen. Exportiert werden v. a. Fleisch, Wolle, Milchprodukte, Häute, Felle, Papier, Aluminium. Haupthandelspartner sind Australien, Japan, die USA und Großbritannien. - Das Eisenbahnnetz umfasst 3 973 km; das Straßennetz 94 315 km, davon über die Hälfte befestigt. Hochsee- und Küstenschifffahrt spielen für den Gütertransport eine große Rolle; die wichtigsten Häfen sind auf der Nordinsel Auckland und Wellington, auf der Südinsel Lyttelton. Internat. Flughäfen gibt es in Auckland, Wellington und Christchurch.
Geschichte: Das von polynes. Maori besiedelte N. wurde 1642 von dem niederländ. Seefahrer A. J. Tasman entdeckt und 1769/70 von J. Cook erkundet (Feststellung der Doppelinselnatur). 1814 begann die Missionierung von N.; die brit. New Zealand Company organisierte ab 1839 die Einwanderung von Europäern. Durch den Vertrag von Waitingi (6. 2. 1840) mit den Maori ergriff Großbritannien Besitz von N. (ab 1841 separate Kronkolonie, 1852 eigene Verf.). Die sich gegen ihre Verdrängung wehrenden Maori wurden in blutigen Kämpfen (1860-71) dezimiert. Goldfunde auf der Südinsel (1861) belebten die wirtsch. Entwicklung. 1907 wurde N. Dominion im brit. Commonwealth und erhielt 1931 (Westminsterstatut) seine Unabhängigkeit. An beiden Weltkriegen nahm N. auf brit. Seite teil. Nach der Besetzung von Westsamoa (1914) verwaltete N. dieses Gebiet 1920-64 als Mandatsgebiet des Völkerbundes bzw. Treuhandgebiet der UN. - 1951 wurde N. Mitgl. des ANZUS-Paktes, 1954 der SEATO (Beteiligung am Korea- und Vietnamkrieg mit eigenen Truppen). Innenpolitisch wechselten sich seit den 1930er-Jahren Regierungen der Labour Party (LP; 1935 bis 1949, 1957-60, 1972-75 und 1984-90) und der National Party (NP; 1949-57, 1960-71, 1975-84 und seit 1990) ab. In einem Abkommen vom Mai 1995 gab die Regierung unter Premiermin. J. Bolger (seit 1990 im Amt) erstmals in der Geschichte N.s erobertes Land (15 782 ha), das sich in Staatsbesitz befand, an die Maori zurück. Bei den Parlamentswahlen von Okt. 1996, die zum ersten Male nach dem Verhältniswahlrecht durchgeführt wurden, errang weder die NP noch die LP eine eindeutige Mehrheit. Im Dez. 1996 übernahm Bolger die Führung einer Koalitionsreg. von NP und NZF (engl. Abk. für »Neuseeland Zuerst«). Nach sechsjährigen Verhandlungen einigten sich Sept. 1997 Reg. und Vertreter der Maori über Entschädigungsmodalitäten gegenüber den Ureinwohnern. Im Nov. übernahm Jenny Shipley den Vorsitz der NP; sie wurde im folgenden Monat als erste Premiermin. N.s vereidigt.
Aufgrund der 1984 eingeleiteten antinuklearen Politik (Sperrung der neuseeländ. Häfen für Kernwaffen führende Kriegsschiffe) verschlechterten sich die Beziehungen zu den USA, die 1986 die militär. Zusammenarbeit mit N. für beendet erklärten (Ausschluss aus dem ANZUS-Pakt). 1987 proklamierte sich N. zur »nuklearfreien Zone«. Versuche der Reg. Bolger, die Antinuklearpolitik einer Revision zu unterziehen, waren innenpolitisch umstritten. 1994-95 beteiligte sich N. mit einem Truppenkontingent im Rahmen von UNPROFOR an der Friedensmission der UNO in Bosnien und Herzegowina.
▣ Literatur:
Hüttermann, A.: N. München 1992.
⃟ Weltatlas der alten Kulturen: Nile, R. u. Clerk, C.: Australien, N. u. der Südpazifik. München 1995.
⃟ Jackson, K. u. McRobie, A.: Historical dictionary of New Zealand. Lanham, Md., 1996.
⃟ N. Tiere u. Pflanzen einer einzigartigen Inselwelt, Beiträge v. G. Cubitt u. L. Molloy. A. d. Engl. Augsburg 1996.
⃟ Bowen, G.: Defending New Zealand. New Zealand's search for security 1945 - 1985. Auckland 1997.
⃟ Evison, H. C.: The long dispute. Maori land rights and European colonisation in Southern New Zealand. Christchurch 1997.
⃟ The political economy of New Zealand, hg. v. C. Budd u. a. Auckland 1997.