Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Neuplatonismus
Neuplatonịsmus,das letzte große System der grch. Philosophie, etwa zw. 200 und 500 n. Chr. Außer platon. Begriffen sind aristotel., stoische und solche der spätantiken Mystik in den N. eingegangen. Höchster Begriff ist das über alle Bestimmungen erhabene Eine (Gott), aus dem nicht durch Schöpfung, sondern durch wesensnotwendige Ausstrahlung (Emanation) alle Seinsformen hervorgehen: zuerst der Geist, der die Ideen enthält, dann die Weltseele und die Bereiche der Erscheinung bis hinab zur Materie. Alle Wesen haben den Drang, zu dem Einen als ihrem Ursprung zurückzukehren, sodass das Stufensystem der Welt nach der einen Richtung Emanation, nach der anderen Erlösung ist. Als Stifter des N. gilt Ammonius Sakkas (✝ 242 n. Chr.), der bedeutendste Systemschöpfer war Plotin (Emanationslehre). Eine spätere von Iamblichos begründete Richtung (syr. Schule) verband die spätantiken und oriental. Götterlehren und Erlösungsmysterien mit der Systematik der Seinsstufen. Die pergamen. Schule versuchte, das Christentum durch den Polytheismus zu verdrängen. Der N. des 5. und 6. Jh. setzte die theologisierende Richtung in der athen. Schule (Proklos) fort, entwickelte das philosoph. System weiter und widmete sich der Kommentierung älterer philosoph. Schriften, bes. der Dialoge Platons. Andere neuplaton. Schulen, z. B. die alexandrin. Schule, öffneten sich dem Christentum.
Literatur:
C. Zintzen. Die Philosophie des N., hg. v. Darmstadt 1977.
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