Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Neumen
Neumen[mlat. neuma aus grch. pneũma »Atem«], Notationszeichen der einstimmigen frühmittelalterl. Musik, die aus Punkten, Strichen, Bogen und Häkchen bestehen und den Stimmverlauf nur ungefähr angeben (Steigen und Fallen der Melodie, Zugehörigkeit einer Tongruppe zu einer Textsilbe). Tonhöhe und Tondauer blieben in dieser Notierung unberücksichtigt. Diesem Mangel versuchte man durch Zusatzzeichen zu begegnen; hierdurch wurden die Melodieverläufe, von gedachten Linien ausgehend, klarer festgelegt, bis mit der Einführung von urspr. ein oder zwei Linien (allg. f oder c1, bezeichnet durch einen Tonbuchstaben am Anfang oder durch Rot- und Gelbfärbung) die Intervallverhältnisse eindeutig fixiert werden konnten. Die lat. N. West- und Mitteleuropas, deren früheste Belege bis in das 9. Jh. zurückreichen, dürften auf das Vorbild der seit dem 8. Jh. nachweisbaren byzantin. N. zurückgehen. Diese werden auf die prosod. Zeichen des grch. Alphabets zurückgeführt. Aus der lat. N.-Schrift ist im 12. Jh. durch Verdickung der Zeichen die quadrat. Choralnotation entstanden.
Literatur:
Walter, M.: Grundlagen der Musik des Mittelalters. Schrift - Zeit - Raum. Stuttgart u. a. 1994.
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