Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Neue Sachlichkeit
Neue Sachlichkeit,von G. F. Hartlaub 1923 geprägter Begriff für eine in den 20er-Jahren in Dtl. entwickelte Kunstrichtung, für die die objektive und präzise Realitätswiedergabe charakterist. Anliegen war. Die Überschärfe und die starke Betonung der Gegenständlichkeit unter Ausschaltung von Licht und Schatten in vielen Werken lässt oft eine mag. Wirkung entstehen (mag. Realismus). Die Möglichkeiten der N. S. umfassen sowohl eine kubistisch bestimmte, formal monumentalisierte Auffassung (A. Kanoldt, G. Schrimpf) als auch eine sozial engagierte Gesellschaftskritik (O. Dix, G. Grosz). Weitere Vertreter der N. S. sind E. Thoms, R. Schlichter, C. Schad, K. Hubbuch, A. Räderscheidt, C. Mense, G. Scholz, H. Darvinghausen, F. Radziwill, C. Grossberg, K. Völker und O. Nerlinger. - In der Literatur entstanden ähnl. Tendenzen, v. a. als Reaktion auf das Pathos des Expressionismus. Die literar. Darstellung sozialer und wirtsch. Probleme war bevorzugtes Thema, wobei dem Theater (E. Piscator) sowie den neuen Medien Film (W. Ruttmann, R. Siodmak, E. Ulmar) und Rundfunk ein besonderer Stellenwert zukam. Es entstanden die Reportage (E. E. Kisch), die wiss. Quellen aufbereitende Biographie, der desillusionierende Geschichtsroman (R. Neumann, L. Feuchtwanger). Im Drama dominierte das Zeit- und Lehrstück (B. Brecht, F. Bruckner, Ö. von Horváth, G. Kaiser, C. Zuckmayer), im Roman wurde eine besondere Form des Gegenwartsromans gepflegt (A. Döblin, H. Fallada, E. Kästner, L. Renn, Anna Seghers). Vertreter neusachl. Gebrauchslyrik waren B. Brecht, W. Mehring, E. Kästner und J. Ringelnatz.
Literatur:
E. Bertonati. N. S. in Deutschland, bearb. v. A. d. Italien. Neuausg. Herrsching 1988.
Michalski, S.: N. S. Malerei, Graphik u. Photographie in Deutschland 1919-1933. Köln 1992.
Presler, G.: Glanz u. Elend der 20er Jahre. Die Malerei der N. S. Köln 1992.
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