Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Neue Musik
Neue Musik,die Musik seit 1908, die sich nach Charakter und Kompositionstechnik von den traditionsgebundenen Werken unterscheidet. Im Widerstand gegen den Zwang der Dur-Moll-Tonalität entstand die atonale Musik, die sich bes. in der Zwölftonmusik ausprägte. Daneben zeigten sich archaisierende und exot. Tendenzen, die in Melodie, Rhythmus und Dynamik auf frühe und außereurop. Formen der Musik zurückgriffen. Die Anwendung von Zahlenreihen führte zur seriellen Musik. Eine bed. Erweiterung der Geräuschskala brachte die konkrete Musik; auf elektron. Klangerzeugung anstelle der herkömml. Instrumente greift die elektronische Musik zurück. Seit 1960 gewann eine Art von Klangfarbenkomposition an Bedeutung, in der ein sich stets verändernder Tonkomplex das Grundelement bildet. Seit der Mitte der 60er-Jahre ist die Entwicklung der N. M. durch die Auseinandersetzung mit neuen Materialien und Verfahrensweisen gekennzeichnet. Die experimentelle Musik empfängt aus der Kombination von herkömml. Instrumentarium, elektron. Klängen, Tonbandeinblendungen, Sprachlauten u. a. neue Impulse. Das klangl. Ergebnis einer Aufführung lässt sich vielfach nicht mehr grundsätzlich vorherbestimmen, sondern bleibt dem Zufall überlassen. In der Notation verläuft die Entwicklung über zusätzlich der überkommenen Notenschrift hinzugefügte (z. T. grafisch gestaltete) Zeichen und die musikalische Grafik bis zur Aufzeichnung verbaler Anweisungen (Aktionsschrift, Verbalpartitur). Versuche, auch Farbe und Szene in die experimentelle Musik einzubeziehen, haben zur Multimediakunst geführt.
Charakteristisch für die Musik seit den 1970er-Jahren ist ihre Vielfalt. Der Erschließung neuer Klangräume dienen (neben freien Formen der Collage, z. B. als Kombination von musikal. und sprachl. Versatzstücken aus versch. Ländern und Epochen) mobile Praktiken wie etwa das Wandelkonzert (gleichzeitige Darbietungen in versch. Räumen mit Standortwechsel des Hörers oder einzelner Instrumentengruppen). Der Verbund versch. Medien wirkt sich - außer in den Multi-media-Realisationen i. e. S. - auch im instrumentalen Theater aus. Weitere Erscheinungsformen der neueren Musikentwicklung sind die Minimalmusic mit einer statuar., oft meditativen Klanglichkeit und Elementen der Popmusik sowie eine im Ggs. zur experimentellen Musik stehende, auch als »neotonal« oder »neoromantisch« bezeichnete Richtung (Neue Einfachheit) mit deutlich traditionellen Zügen. Gegen die Beliebigkeit der »Postmoderne« der 1980er-Jahre, die von der Vielfalt der Elemente und histor. Rückbezügen lebt, versucht Ende des Jahrzehnts die »Neue Komplexität« mit handwerklich höchst differenziert strukturierten Kompositionen anzutreten; dabei gerät sie allerdings mitunter an die Grenzen von Aufführungspraxis und Durchhörbarkeit.
▣ Literatur:
D. de la Motte. N. M. - Quo vadis? 17 Perspektiven, hg. v. Mainz u. a. 1988.
⃟ Die Musik der achziger Jahre, hg. v. E. Jost. Mainz u. a. 1990.
⃟ Mießgang, T.: Semantics - n. M. im Gespräch. Hofheim 1991.
⃟ Danuser, H.: Die Musik des 20. Jh. Sonderausg. Laaber 1996.
Neue Musik,die Musik seit 1908, die sich nach Charakter und Kompositionstechnik von den traditionsgebundenen Werken unterscheidet. Im Widerstand gegen den Zwang der Dur-Moll-Tonalität entstand die atonale Musik, die sich bes. in der Zwölftonmusik ausprägte. Daneben zeigten sich archaisierende und exot. Tendenzen, die in Melodie, Rhythmus und Dynamik auf frühe und außereurop. Formen der Musik zurückgriffen. Die Anwendung von Zahlenreihen führte zur seriellen Musik. Eine bed. Erweiterung der Geräuschskala brachte die konkrete Musik; auf elektron. Klangerzeugung anstelle der herkömml. Instrumente greift die elektronische Musik zurück. Seit 1960 gewann eine Art von Klangfarbenkomposition an Bedeutung, in der ein sich stets verändernder Tonkomplex das Grundelement bildet. Seit der Mitte der 60er-Jahre ist die Entwicklung der N. M. durch die Auseinandersetzung mit neuen Materialien und Verfahrensweisen gekennzeichnet. Die experimentelle Musik empfängt aus der Kombination von herkömml. Instrumentarium, elektron. Klängen, Tonbandeinblendungen, Sprachlauten u. a. neue Impulse. Das klangl. Ergebnis einer Aufführung lässt sich vielfach nicht mehr grundsätzlich vorherbestimmen, sondern bleibt dem Zufall überlassen. In der Notation verläuft die Entwicklung über zusätzlich der überkommenen Notenschrift hinzugefügte (z. T. grafisch gestaltete) Zeichen und die musikalische Grafik bis zur Aufzeichnung verbaler Anweisungen (Aktionsschrift, Verbalpartitur). Versuche, auch Farbe und Szene in die experimentelle Musik einzubeziehen, haben zur Multimediakunst geführt.
Charakteristisch für die Musik seit den 1970er-Jahren ist ihre Vielfalt. Der Erschließung neuer Klangräume dienen (neben freien Formen der Collage, z. B. als Kombination von musikal. und sprachl. Versatzstücken aus versch. Ländern und Epochen) mobile Praktiken wie etwa das Wandelkonzert (gleichzeitige Darbietungen in versch. Räumen mit Standortwechsel des Hörers oder einzelner Instrumentengruppen). Der Verbund versch. Medien wirkt sich - außer in den Multi-media-Realisationen i. e. S. - auch im instrumentalen Theater aus. Weitere Erscheinungsformen der neueren Musikentwicklung sind die Minimalmusic mit einer statuar., oft meditativen Klanglichkeit und Elementen der Popmusik sowie eine im Ggs. zur experimentellen Musik stehende, auch als »neotonal« oder »neoromantisch« bezeichnete Richtung (Neue Einfachheit) mit deutlich traditionellen Zügen. Gegen die Beliebigkeit der »Postmoderne« der 1980er-Jahre, die von der Vielfalt der Elemente und histor. Rückbezügen lebt, versucht Ende des Jahrzehnts die »Neue Komplexität« mit handwerklich höchst differenziert strukturierten Kompositionen anzutreten; dabei gerät sie allerdings mitunter an die Grenzen von Aufführungspraxis und Durchhörbarkeit.
▣ Literatur:
D. de la Motte. N. M. - Quo vadis? 17 Perspektiven, hg. v. Mainz u. a. 1988.
⃟ Die Musik der achziger Jahre, hg. v. E. Jost. Mainz u. a. 1990.
⃟ Mießgang, T.: Semantics - n. M. im Gespräch. Hofheim 1991.
⃟ Danuser, H.: Die Musik des 20. Jh. Sonderausg. Laaber 1996.