Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nervensystem
Nervensystem,Gesamtheit des Nervengewebes als Funktionseinheit, das in Zusammenarbeit mit Rezeptoren und Effektoren Reize aufnimmt, verarbeitet, teilweise speichert, koordiniert und beantwortet. In den Rezeptoren werden die aufgenommenen Signale umgeformt und kodiert. Besondere zuführende Nerven leiten die empfangenen Reize zu den zentralen Sammelstellen Gehirn und Rückenmark; dort werden sie verarbeitet. Die Befehle dieser Zentren gelangen auf den ableitenden Nervenfasern zu den Organen der Körperperipherie, wo sie entsprechende Reaktionen auslösen.
Die einfachsten N. besitzen die Hohltiere; wobei die Polypen ein Nervennetz besitzen mit einer Konzentration von Nerven- und Sinneszellen um Mund und Stiel und die Medusen ein kompliziertes ringförmiges N. Bei den Wirbellosen konzentriert sich das Nervengewebe zu Nervensträngen, die bei einigen primitiven Würmern und Weichtieren sowohl Nervenzellkörper als auch Nervenfasern enthalten und dann als Markstränge bezeichnet werden. Ein entscheidender Fortschritt ist die Bildung von Ganglien durch Zusammenlegung mehrerer Nervenzellkörper um einen Knäuel von Nervenfasern. Bei den Gliedertieren befindet sich urspr. in jedem Körpersegment auf der Bauchseite ein Ganglienpaar. Durch die Längs- (Konnektive) und Querverbindungen zw. diesen Ganglien (Nervenknoten) kommt es zur Ausbildung eines sog. Strickleiter-Nervensystems. Die Gliederfüßer schließlich haben neben diesem Bauchmark in der Kopfregion noch ein Oberschlundganglion. Dieses »Gehirn« verarbeitet und koordiniert alle Erregungen, die von den Komplex- und Stirnaugen, den Fühlern und den anderen Sinnesorganen des Kopfs eintreffen. - Bei den Weichtieren sind die Nervenzellen auf wenige Ganglien konzentriert, die paarigen Fuß-, Wand-, Seiten- und Gehirnganglien.
Bei den Wirbeltieren einschl. den Menschen konzentriert sich in der Embryonalentwicklung die Masse des Nervengewebes im Medullarrohr am Rücken, das dann im Kopfbereich das Gehirn, im Rumpfbereich das Rückenmark formt. Diesem Zentral-N. mit Nerven- und Gliazellen steht im übrigen Körper das periphere N. (Hirn- und Rückenmarknerven) gegenüber. Neben willkürmotorischen (Bewegungsnerven) und sensiblen Nerven und Ganglien enthält es ein spezielles vegetatives (autonomes) N. (Eingeweide-N.), das über Sympathikus und Parasympathikus die Funktion der Eingeweide steuert und kontrolliert.
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