Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nepal
Nepal Fläche: 147 181 km2
Einwohner: (1995) 21,9 Mio.
Hauptstadt: Kathmandu
Amtssprache: Nepali
Nationalfeiertage: 11. 1., 9. 11. und 28. 12.
Währung: 1 Nepalesische Rupie (NR) = 100 Paisa (P.)
Zeitzone: MEZ + 4 Std. und 45 Minuten
(amtlich Nepali: Nepal Adhirajya, dt. Königreich N.), Binnenstaat in Asien, im Himalaja; grenzt im N an China (Tibet), im W, S und O an Indien.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1990 ist N. eine konstitutionelle Monarchie mit Mehrparteiensystem. Staatsoberhaupt ist der König; die Exekutive wird vom Kabinett ausgeübt, dessen Mitgl. vom König auf Vorschlag des Premiermin. ernannt werden. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus der Staatenkammer (60 Mitgl., davon 10 vom König ernannt) und dem Repräsentantenhaus (205 Abg., auf fünf Jahre gewählt). Einflussreichste Parteien: Nepales. Kongresspartei (NCP), Kommunist. Partei N.s - Vereinigte Marxisten-Leninisten (CPN - UML) und Kommunist. Partei N.s - Marxisten-Leninisten (CPN - ML).
Landesnatur: N. gliedert sich in vier Zonen: den Hohen Himalaja mit den höchsten (z. T. vergletscherten) Bergen der Erde (Mount Everest, Kangchendzönga u. a.) und tief eingeschnittenen Flusstälern, den Vorderhimalaja mit dem fruchtbaren Nepaltal u. a. Hochtälern (mit subtrop. Klima) und im S in die Vorberge des Himalaja (Siwalikketten), vor denen sich die Schwemmlandebene des Terai ausdehnt. N. steht unter dem Einfluss des sommerl. SO-Monsuns, der 80-90 % des Jahresniederschlags bringt, und des trockenen, winterl. NW-Monsuns.
Bevölkerung: In N. finden sich sowohl tibetobirman. als auch indoar. Völker. Die herrschende Schicht bilden die Nepali sprechenden Gurkha, ferner die Sherpa und andere Bergvölker. Dicht besiedelt sind Teile des Terai und die Hochtäler im Mittelgebirgsland, dünn besiedelt der NW und der Hohe Himalaja. - Allg. Grundschulpflicht besteht vom 6. bis 11. Lebensjahr; der Primarschulunterricht ist unentgeltlich. In Kathmandu gibt es eine Univ. (gegr. 1958). Die Analphabetenquote lag 1991 bei 74,4 %. - Der hinduist. Staatsreligion gehören rd. 90 % der Bev. an, rd. 5 % sind Buddhisten, rd. 3 % Muslime.
Wirtschaft, Verkehr: Gemessen am Bruttosozialprodukt gehört N. zu den ärmsten Ländern der Erde. In der Landwirtschaft, die 60 % der Exporterlöse bringt, arbeitet ein Großteil der Erwerbstätigen (überwiegend als Kleinbauern). Die wichtigsten Anbaugebiete liegen im Terai (60 % der gesamten Nutzfläche und 85 % der gesamten Reisanbaufläche) und im Mittelgebirgsraum. Buchweizen, Kartoffeln und Gerste werden bis zur Anbaugrenze bei 4 000 m Höhe kultiviert. Die wichtigsten Exportkulturen sind Jute, Zuckerrohr, Ingwer, Hülsenfrüchte, Heilkräuter und Tabak. Im Terai werden Wasserbüffel als Zugtiere, Milch- und Fleischlieferanten gehalten, auf den Hochweiden im N neben Schafen und Ziegen auch Jak. Durch Brandrodungsfeldbau und unkontrollierte Brennholzgewinnung sind mehr als die Hälfte des Waldbestandes dem Raubbau zum Opfer gefallen. Die hierdurch bewirkten Erosionsschäden (durch Bodenerosion ausgelöste katastrophale Überschwemmungen auch in Indien und Bangladesh) sind beträchtlich. Mit der Wiederaufforstung wurde begonnen. Außer Glimmerschiefer und Kalkstein werden die nachgewiesenen Bodenschätze (Gold, versch. Erze, Kohle, Schwefel) kaum ausgebeutet. Die gering entwickelte Ind. basiert v. a. auf der Verarbeitung landwirtsch. Produkte; Eisenwalzwerk, Zement-, Kunstdüngerfabrik. Der stark zunehmende Trekking-Tourismus führt ebenfalls zu Umweltbelastungen. Tourist. Hauptanziehungsgebiete sind das Kathmandutal, die Gebiete um den Mount Everest und den Annapurna. - Im Grenzgebiet gibt es zwei Stichbahnen zum ind. Eisenbahnnetz, zus. 102 km lang. Das Straßennetz ist 7 615 km lang, davon nur die Hälfte ganzjährig befahrbar. Daneben gibt es etwa 10 000 km Maultierpfade. Hier spielen Träger und Packtiere noch eine wichtige Rolle für den Gütertransport, für den auch die 42 km lange Lastenseilbahn zw. Hitaura und Kathmandu von Bedeutung ist. Internat. Flughafen in Kathmandu.
Geschichte: Das 1482 in die Königreiche Kathmandu, Patan und Bhaktapur geteilte Land wurde bis 1768 von den Fürsten der Gurkha erobert und zu einem Reich vereint. 1846-1951 übte die Familie Rana, in der das Amt des MinPräs. erblich war, die Macht aus. N. wurde Einflussgebiet Britisch-Indiens, seit 1947 der Ind. Union (1950 Freundschaftsvertrag). Nach Einführung der konstitutionellen Monarchie (1951) erhielt das Land 1959 eine Verfassung. König Mahendra Bir Bikram Schah (1955-72) entließ 1960 Parlament und Reg., verbot 1961 alle Parteien und erließ 1962 die Panchayat-Verf., die ihm eine beherrschende polit. Stellung sicherte. 1972 bestieg Birendra Bir Bikram den Thron. Seit Mitte der 1980er-Jahre entwickelte sich unter der Führung der verbotenen Nepales. Kongresspartei v. a. in den Städten eine Demokratiebewegung. Nach blutigen antiroyalist. Unruhen im April 1990 ernannte der König Krishna Prasad Bhattarai (Kongresspartei) zum Premierminister. Mit der Verf. von 1990 wurde die konstitutionelle Monarchie wiederhergestellt und das Mehrparteiensystem eingeführt. Bei den Parlamentswahlen 1994 erhielt die kommunist. CPN-UML die meisten Stimmen und bildete unter Man Mohan Adhikari eine Minderheitsreg. (im Amt bis 1995). 1998 übernahm die Kongresspartei wieder die Führung der Reg., zunächst unter Girija Prasad Koirala (bereits 1991-94 Premiermin.), der nach dem Wahlsieg seiner Partei 1999 von Bhattarai als Reg.chef abgelöst wurde.
Literatur:
Gruber, U.: N. Ein Königreich im Schatten des Himalaya. München 1991.
Krämer, K.-H.: N. - der lange Weg zur Demokratie. Unkel 1991.
Gautam, R. u. Thapa-Magar, A. K.: Tribal ethnography of N., 2 Bde. Delhi 1994.
Nationalism and ethnicity in a Hindu kingdom. The politics of culture in contemporary N., Beiträge v. D. N. Gellner u. a. Amsterdam 1997.
Pandey, R. N.: Making of modern N. Delhi 1997.
Selves in time and place. Identities, experience, and history in N., hg. v. D. Skinner u. a. Lanham, Md., 1998.
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