Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nazigold
Nazigold (in der Schweiz meist Raubgold genannt), schlagwortartige Bez. für Wertsachen wie Gold, Schmuck oder Kunstwerke, die von den Nationalsozialisten von Opfern des Holocaust geraubt und in die Schweiz transferiert wurden sowie für Zentralbankvermögen der vom nat.-soz. Dtl. annektierten oder besetzten Länder, die die dt. Reichsregierung oder andere dt. Stellen über die Schweiz und andere neutrale Länder in Umlauf brachten, um damit z. T. kriegswichtige Warenlieferungen zu bezahlen. Die seit langem bekannte Rolle der Schweiz, bes. ihrer Banken, bei diesen Geschäften wurde zu Beginn der 1990er-Jahre neu beleuchtet. Mit dieser Problematik eng verknüpft ist das Schicksal nachrichtenloser Konten. Dabei handelt es sich um Konten, die vor oder während des Zweiten Weltkrieges bei Schweizer Banken eingerichtet wurden und die seit Ende des Krieges von ihren Inhabern, in vielen Fällen Verfolgte des Naziregimes, nicht mehr bewegt wurden. Als die Öffentlichkeit 1996 erfuhr, dass in der Schweiz Listen mit nachrichtenlosen Konten ohne weitere Prüfung vernichtet werden sollten, erhob sich eine lebhafte Diskussion. Unter dem Druck des Vorwurfs, Angehörigen ermordeter Juden Millionenbeträge vorenthalten zu haben, erklärten sich die Schweizer Banken bereit, in ihren Instituten nach »nachrichtenlosen« Vermögen zu fahnden und deren Verbleib aufzuklären. Die Schweizer Reg. setzte 1996 eine Kommission ein, die sich mit der Problematik der im Zweiten Weltkrieg in die Schweiz gelangten Vermögen auseinander setzen soll, und richtete 1997 einen Fonds für die Opfer des Völkermordes an den Juden ein.
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: Nazigold