Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nationalismus
Nationalịsmusder, auf den Begriff der Nation und den souveränen Nationalstaat als zentrale Werte bezogene Ideologie. Nationalbewusstsein und N. sind geeignet, soziale Großgruppen zu integrieren und voneinander abzugrenzen, wobei der N. nach außen und nach innen militant auftreten kann; er ist Mittel versch. Bewegungen zur Ausbildung einer eigenen Nation. Der aggressive N., der die eigene Nation absolut setzt (Chauvinismus) und damit die Existenz anderer Nationen bedroht, war bes. für die Zeit zw. den beiden Weltkriegen charakteristisch. Die danach in Europa als Folge v. a. der Weltkriegserfahrungen und der internat. Bündnisbeziehungen zunächst relativierte polit. Wirksamkeit des N. wuchs seit 1989 mit dem polit. Umbruch in Mittel-, O- sowie SO-Europa und dem damit verbundenen offenen Ausbruch schwelender Nationalitätenfragen, bes. seit dem Zerfall der UdSSR und Jugoslawiens (1991), wieder an und führte häufig zu ethn. Konflikten. Mit dem Erstarken des islam. Fundamentalismus gewann der N. bes. im arab. Raum an Bedeutung.
Literatur:
Schieder, T.: Der Nationalstaat in Europa als histor. Phänomen. Köln 1964.
Deutsch, K. W.: Der N. u. seine Alternativen. A. d. Amerikan. München 1972.
Rothermund, D.: N. u. sozialer Wandel in der Dritten Welt, in: N. u. sozialer Wandel, hg. v. O. Dann. Hamburg 1978.
Winkler, H. A. u. Schnabel, T.: Bibliographie zum N. Göttingen 1979.
N., hg. v. H. A. Winkler. Königstein im Taunus 21985.
Micksch, J.: Kulturelle Vielfalt statt nat. Einfalt. Eine Strategie gegen N. u. Rassismus. Frankfurt am Main 1989.
Poliakov, L.: Der arische Mythos. Zu den Quellen von Rassismus u. N. A. d. Frz. Hamburg 1993.
Dann, O.: Nation u. N. in Deutschland, 1770-1990. München 31996.
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