Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Nation
Nation[aus lat. natio »Geburt«, »Geschlecht«, »Art«, »Stamm«, »Volk«, zu nasci »geboren werden«] die, polit. Gemeinschaft, gekennzeichnet durch das Bewusstsein der polit. und/oder kulturellen Eigenständigkeit, das Bewusstsein einer als gemeinsam empfundenen Geschichte, Tradition, Religion, Kultur und Sprache oder eines gemeinsamen Wohngebietes und den Willen zur Zusammengehörigkeit.
Seit dem 18. Jh. entwickelte sich die N. zu einem Kernbegriff des staatlich-polit. Denkens. Die westeurop. (frz.) Auffassung begreift seitdem N. als eine historisch geformte Willensgemeinschaft, die in der Einheit des Staatswesens hervortritt (Staats-N.). Die Eigenart der dt. Geschichte, die erst spät einen dt. Nationalstaat hervorbrachte, hat sich in einer weniger eindeutigen Vorstellung von N. niedergeschlagen (deutsche Nation). Die dt. Denker der klass. und romant. Epoche (J. G. Herder, J. Möser, J. G. Fichte) betonten die volkhaft-kulturelle, vorstaatl. N. (Kultur-N.). Das Nationalstaatsprinzip beruht auf der Verbindung der Idee der N. mit den seit der Frz. Revolution lebendig gebliebenen polit. Grundsätzen der Volkssouveränität und der Selbstbestimmung: Der Staat ist nicht mehr das Ergebnis einer Territorialpolitik, sondern er wird nur durch die in ihm sich organisierende N. legitimiert (Nationalstaat). Dieses Prinzip ist seit dem frühen 19. Jh. ein wirkungsvolles polit. Postulat, das als Rechtfertigung für die Gründung neuer Staaten diente (z. B. Dtl., Italien, Wiederherstellung Polens). Mit der Ausbildung der modernen N. ab diesem Zeitpunkt gewann auch das Bewusstsein, einer polit. und sozialen Gemeinschaft anzugehören, die eine staatlich organisierte N. bildet oder bilden will (Nationalbewusstsein), an Bedeutung. (Nationalismus)
▣ Literatur:
Schulze, Hagen: Staat u. N. in der europ. Geschichte. München 21995.
⃟ Hobsbawm, E. J.: Nationen u. Nationalismus. Mythos u. Realität seit 1780. A. d. Engl. Neuausg. München 1996.
⃟ Mythos u. N., hg. v. H. Berding. Frankfurt am Main 1996.
Nation[aus lat. natio »Geburt«, »Geschlecht«, »Art«, »Stamm«, »Volk«, zu nasci »geboren werden«] die, polit. Gemeinschaft, gekennzeichnet durch das Bewusstsein der polit. und/oder kulturellen Eigenständigkeit, das Bewusstsein einer als gemeinsam empfundenen Geschichte, Tradition, Religion, Kultur und Sprache oder eines gemeinsamen Wohngebietes und den Willen zur Zusammengehörigkeit.
Seit dem 18. Jh. entwickelte sich die N. zu einem Kernbegriff des staatlich-polit. Denkens. Die westeurop. (frz.) Auffassung begreift seitdem N. als eine historisch geformte Willensgemeinschaft, die in der Einheit des Staatswesens hervortritt (Staats-N.). Die Eigenart der dt. Geschichte, die erst spät einen dt. Nationalstaat hervorbrachte, hat sich in einer weniger eindeutigen Vorstellung von N. niedergeschlagen (deutsche Nation). Die dt. Denker der klass. und romant. Epoche (J. G. Herder, J. Möser, J. G. Fichte) betonten die volkhaft-kulturelle, vorstaatl. N. (Kultur-N.). Das Nationalstaatsprinzip beruht auf der Verbindung der Idee der N. mit den seit der Frz. Revolution lebendig gebliebenen polit. Grundsätzen der Volkssouveränität und der Selbstbestimmung: Der Staat ist nicht mehr das Ergebnis einer Territorialpolitik, sondern er wird nur durch die in ihm sich organisierende N. legitimiert (Nationalstaat). Dieses Prinzip ist seit dem frühen 19. Jh. ein wirkungsvolles polit. Postulat, das als Rechtfertigung für die Gründung neuer Staaten diente (z. B. Dtl., Italien, Wiederherstellung Polens). Mit der Ausbildung der modernen N. ab diesem Zeitpunkt gewann auch das Bewusstsein, einer polit. und sozialen Gemeinschaft anzugehören, die eine staatlich organisierte N. bildet oder bilden will (Nationalbewusstsein), an Bedeutung. (Nationalismus)
▣ Literatur:
Schulze, Hagen: Staat u. N. in der europ. Geschichte. München 21995.
⃟ Hobsbawm, E. J.: Nationen u. Nationalismus. Mythos u. Realität seit 1780. A. d. Engl. Neuausg. München 1996.
⃟ Mythos u. N., hg. v. H. Berding. Frankfurt am Main 1996.