Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Napoleonische Kriege
Napoleonische Kriege, die von Napoleon I. geführten Kriege, die 1803 den Französischen Revolutionskriegen folgten.Die Erneuerung des Krieges zw. Frankreich und Großbritannien (seit 1803): Der britisch-frz. Friede von Amiens (1802) hatte nur ein Jahr gehalten. Am 18. 5. 1803 nahm Großbritannien den Krieg wieder auf, worauf die Franzosen das mit der brit. Krone in Personalunion verbundene Kurfürstentum Hannover besetzten. Die brit. Seeüberlegenheit verhinderte frz. Landungspläne; nach Nelsons Sieg bei Trafalgar (1805), der die frz.-span. Flotte vernichtete, konnten sich die Briten der meisten frz. und holländ. Kolonien bemächtigen.Der Krieg der 3. Koalition gegen Frankreich (1805-07): Großbritannien brachte 1805 durch Bündnisse mit Schweden, Russland und Österreich eine 3. europ. Koalition gegen Frankreich zusammen.Der Feldzug von 1805: Napoleon wandte sich gegen die Österreicher und zwang sie in Ulm zur Kapitulation (17. 10.), besetzte am 13./14. 11. Wien und siegte am 2. 12. über die Österreicher und Russen in der »Dreikaiserschlacht« bei Austerlitz. Daraufhin schloss Österreich am 26. 12. den Frieden von Preßburg, durch den es den Rest seiner italien. Besitzungen, Dalmatien, Tirol und Vorderösterreich verlor. Im Königreich Neapel erklärte Napoleon die Bourbonen für abgesetzt; sein Bruder Joseph wurde 1806, sein Schwager J. Murat 1808 König.Der Krieg der 4. Koalition gegen Frankreich (1806/07): Durch seine rücksichtslose Politik führte Napoleon im Herbst 1806 den Bruch mit Preußen, dem sich Kursachsen anschloss, herbei. Nach einem Gefecht bei Saalfeld (10. 10.) erlitten die Preußen am 14. 10. in den Schlachten bei Jena und Auerstedt vernichtende Niederlagen. Die preuß. Hauptfestungen ergaben sich fast widerstandslos. Am 27. 10. zog Napoleon in Berlin ein. Von hier aus verfügte er gegen Großbritannien die Kontinentalsperre. Sachsen schloss einen Sonderfrieden (11. 12.). - Der nach Ostpreußen geflohene König Friedrich Wilhelm III. setzte mit russ. Hilfe den Krieg fort (7./8. 2. 1807 Schlacht bei Preußisch Eylau). Nachdem die Russen nach der Niederlage bei Friedland (14. 6.) den Rückzug hinter die Memel antraten, musste Preußen den Frieden von Tilsit (7. und 9. 7.) hinnehmen; Russland schloss mit Napoleon ein Bündnis.Der Krieg auf der Pyrenäenhalbinsel (1808-14): Da Portugal den Anschluss an die Kontinentalsperre verweigerte, ließ Napoleon im Nov. 1807 das Land besetzen; die Königsfamilie flüchtete nach Brasilien. 1808 zwang Napoleon den span. König Karl IV. und den Kronprinzen Ferdinand zur Abdankung und setzte hier am 6. 6. 1808 seinen Bruder Joseph auf den Thron. Spanien erhob sich gegen die Fremdherrschaft, unterstützt von brit. Truppen unter Wellington. Durch persönl. Eingreifen im Nov./Dez. 1808 führte Napoleon zwar seinen aus Madrid vertriebenen Bruder in die Hauptstadt zurück, doch flammte der Volkskrieg bald von neuem auf. Die wechselvollen Kämpfe der nächsten Jahre banden hier ständig einen großen Teil der frz. Armee. Durch den Sieg bei Vitoria (21. 6. 1813) zwang Wellington die Franzosen zur Räumung Spaniens.Der Krieg Österreichs gegen Frankreich (1809): Ermutigt durch den span. Aufstand, erklärte Österreich am 9. 4. 1809 Frankreich den Krieg. Die Hauptmacht unter Erzherzog Karl, die in Bayern eingedrungen war, wurde von Napoleon bei Abensberg, Landshut und Eggmühl (20.-22. 4.) geschlagen, und bereits am 13. 5. konnte Napoleon wieder in Wien einziehen. In der Schlacht bei Aspern (21./22. 5.) errang Österreich einen Sieg, wurde jedoch bei Wagram (5./6. 7.) entscheidend geschlagen. Die Hoffnung Österreichs, im übrigen Dtl. Bundesgenossen zu finden, war fehlgeschlagen; es kam nur zu einzelnen Aufstandsversuchen, u. a. durch F. von Schill. Auch die Volkserhebung in Tirol unter A. Hofer blieb erfolglos. Österreich musste den Frieden von Schönbrunn (14. 10.) schließen, durch den es Salzburg, das Innviertel, W-Galizien, einen Teil O-Galiziens und seine adriat. Küstenländer verlor.Der Russische Feldzug von 1812: Der Streit über die Verschärfung der Kontinentalsperre führte schließlich zum Bruch Napoleons mit Russland. Er sammelte die Große Armee, die mit ihren 600 000 Mann den russ. Truppen mehr als zweifach überlegen war; Österreich und Preußen stellten Hilfskorps. Am 24. 6. überschritt Napoleon ohne Kriegserklärung die russ. Grenze. Nach der verlustreichen Schlacht bei Borodino (7. 9.), die auf russ. Seite von M. I. Kutusow geführt wurde, zog Napoleon am 14. 9. in Moskau ein. Der große Brand der Stadt, die schlechte Versorgung seiner Truppen und die unnachgiebige Haltung des russ. Kaisers zwangen ihn jedoch am 19. 10. zum Rückzug. Hunger, Kälte und partisanenähnl. Widerstand der gesamten Bevölkerung zerrieben die Große Armee völlig; ihr gelang noch unter schwersten Verlusten der Übergang über die Beresina (26.-28. 11.), dann löste sie sich völlig auf; Napoleon kehrte allein nach Paris zurück. Für das preuß. Hilfskorps schloss General Yorck von Wartenburg mit dem russ. General Diebitsch die Konvention von Tauroggen (30. 12. 1812), die den Anstoß zur Erhebung Preußens gegen Napoleon gab.
Die Kriege der 4. Koalition gegen Frankreich (1813-15): Befreiungskriege.
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