Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Namibia
Namibia Fläche: 824 292 km2
Einwohner: (1995) 1,54 Mio.
Hauptstadt: Windhuk
Verwaltungsgliederung: 13 Regionen
Amtssprache: Englisch
Nationalfeiertag: 21. 3.
Währung: 1 Namibia-Dollar (N$) = 100 Cents (c)
Zeitzone: OEZ
(amtlich engl. Republic of N.), Staat in Südwestafrika, grenzt im N an Angola, im NO an Sambia (mit dem Caprivizipfel weit hineinreichend), im O an Botswana, im SO und S an die Rep. Südafrika, im W an den Atlantik; die einstige südafrikan. Enklave Walfischbai (1 124 km2) gehört seit 1994 zu Namibia.
Staat und Recht: Nach der Verf. von 1990 ist N. eine präsidiale Rep.; Staatsoberhaupt, Oberbefehlshaber der Streitkräfte und oberster Inhaber der Exekutive (Reg.chef) ist der auf fünf Jahre direkt gewählte Präs. Die Legislative liegt beim Zweikammerparlament, bestehend aus Nationalversammlung (72 Abg., auf fünf Jahre gewählt) und Nationalrat (26 Mitgl., je zwei pro Region). Einflussreichste Parteien: Südwestafrikan. Volksunion (SWAPO) und Demokrat. Turnhallenallianz (DTA).
Landesnatur: N. gliedert sich in drei küstenparallele Großräume. An der Küste erstreckt sich die Wüste Namib, im O begrenzt durch die Große Randstufe, d. h. den Steilanstieg zu den zentralen Hochländern (1 000-2 000 m ü. M.), die von Bergländern überragt werden; höchste Erhebung ist der Brandberg mit 2 610 m ü. M. Die Hochländer dachen sich im O zur abflusslosen Beckenlandschaft der Kalahari mit der Etoschapfanne ab. Das Klima ist trocken-randtropisch mit großen tages- und jahreszeitl. Temperaturschwankungen. Nur der äußerste NO erhält ausreichende Niederschläge (600 mm pro Jahr). Dornstrauchsavanne überwiegt im O und im Zentrum, im N und NO Trockensavanne, z. T. mit Trockenwald, im äußersten S und an der verkehrsfeindl. Küste Wüsten und Halbwüsten. Die einzigartige Flora und Fauna wird in mehreren Nationalparks (gesamt 99 616 km2) geschützt; eines der reichsten Wildschutzgebiete Afrikas ist der Etoscha-Nationalpark.
Bevölkerung: Sie setzt sich aus elf verschiedenartigen ethn. Gruppen zusammen; den größten Anteil haben Bantuvölker, bes. die im N lebenden Ambo (Ovambo) mit 49 %, daneben Kavango, Herero, Tswana, Bergdama, Hottentotten und Buschleute, die als Ureinwohner des Landes gelten. Im Raum Rehoboth leben die Rehobother Baster. Etwa 6 % sind Weiße (davon 30 % dt. Abstammung). Die Mehrzahl der Bewohner sind Christen. Schulpflicht besteht vom 7. bis 16. Lebensjahr. Eine Univ. wurde 1990 in Windhuk gegründet.
Wirtschaft, Verkehr: Die Wirtschaft ist auch nach der Unabhängigkeit des Landes weitgehend von der Rep. Südafrika abhängig (Zoll- und Währungsunion), stark exportorientiert und beruht auf Bergbau und Landwirtschaft. Hauptwirtschaftszweig ist der Bergbau; Förderung von Diamanten v. a. in der südl. Namib, Gold bei Karibib, Uran bei Swakopmund; in der Mine Tsumeb werden v. a. Kupfer, Blei, Zink und Silber gewonnen. Von der Landwirtschaft leben über 30 % der Erwerbstätigen; Ackerbau ist nur auf 1 % der Landesfläche möglich und dient v. a. der Eigenversorgung (Weizen, Mais, Sonnenblumen, Hirse, Gemüse); bed. sind Viehzucht (Rinder, Schafe, Ziegen) und Fischerei (200-Seemeilen-Zone). Die Ind. ist noch wenig entwickelt, neben Erzverhüttung u. a. Fisch- und Fleischverarbeitung, Metall-, Textil- und Lederindustrie, Salzgewinnung. Hauptindustriestandort ist Windhuk. Exportiert werden v. a. Diamanten, Uran, Kupfer, Blei u. a. Bergbauprodukte, Lebendvieh (Rinder), Rindfleisch, Karakulfelle, Fisch und Fischprodukte. Wichtigste Handelspartner sind neben der Rep. Südafrika Großbritannien, Dtl. und die USA. - N. ist verkehrsmäßig gut erschlossen; das Eisenbahnnetz umfasst 2 382 km, das Straßennetz rd. 42 000 km, davon 4 600 km asphaltiert. Walfischbai verfügt über einen Tiefwasserhafen; internat. Flughafen Windhuk.
Geschichte: Ende des 15. Jh. landeten erstmals Portugiesen an der Küste; im 17./18. Jh. wanderten von N Herero ein, die in Konflikt mit den im S ansässigen Nama gerieten. Großbritannien annektierte 1878 die Walfischbai, 1883 erwarb der dt. Kaufmann F. A. Lüderitz den Küstenstreifen zw. Oranjemündung und 22º s. Br., der 1884 dt. Schutzgebiet (Dt.-Südwestafrika) wurde. Verträge mit Portugal (1886) und Großbritannien (1890) legten die Grenzen fest. Gegen die dt. Herrschaft kam es 1903-07 zu Aufständen der Herero und Nama, die u. a. in der Schlacht am Waterberg niedergeschlagen wurden. 1920 erhielt die Südafrikan. Union das bis dahin dt. Gebiet vom Völkerbund als C-Mandat zugesprochen. 1966 entzog die UN-Vollversammlung Südafrika das Mandat, 1968 gab sie dem Land den Namen Namibia. Der Internat. Gerichtshof erklärte 1971 die fortgesetzte Präsenz Südafrikas in N. für illegal. Als nat. Befreiungsbewegung der mehrheitlich schwarzen Bevölkerung von N. wurde die Südwestafrikan. Volksunion (SWAPO) 1963 durch die OAU anerkannt, 1976 von der UN-Vollversammlung zur »Vertretung des namib. Volkes« erklärt.
Südafrika lockerte die Apartheidpolitik und stimmte einer Verfassungskonferenz aller elf ethn. Gruppen zu (nach ihrem Tagungslokal in Windhuk »Turnhallenkonferenz« gen.). Die SWAPO lehnte den von der Turnhallenkonferenz 1977 beschlossenen Verfassungsplan ab, beteiligte sich nicht an den im Dez. 1978 durchgeführten Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung und verstärkte (unterstützt von kuban. Truppen aus Angola) den bewaffneten Kampf. Die von Südafrika eingesetzte Regierung konnte die angespannte Lage nicht unter Kontrolle bringen. Unter internat. Druck kam 1988 der Unabhängigkeitsprozess wieder in Gang, nachdem dieser mit dem Abzug der kuban. Truppen aus Angola verknüpft werden konnte. 1988 vereinbarten die Rep. Südafrika, Angola und Kuba internat. überwachte freie Wahlen zu einer Verfassunggebenden Versammlung. Diese fanden im Nov. 1989 statt; die SWAPO errang dabei 57 %, die DTA rd. 29 % der Stimmen. Am 21. 3. 1990 wurde N. mit S. Nujoma (SWAPO) als Staatspräs. unabhängig. Am 1. 3. 1994 wurde das bis dahin zur Rep. Südafrika gehörende Gebiet Walfischbai Teil Namibias. Bei den ersten Wahlen im November 1994 errang die SWAPO die zu Verfassungsänderungen nötige Zweidrittelmehrheit; Präs. S. Nujoma wurde im Amt bestätigt. Neben Truppen aus Angola und Simbabwe unterstützten namib. Einheiten seit Mitte 1998 Präs. Kabila in der Demokrat. Rep. Kongo im Kampf gegen Aufständische. 1999 unterzeichneten N., Angola, die Demokrat. Rep. Kongo und Simbabwe einen regionalen Verteidigungspakt.
Literatur:
Pyck, F.u. Schwartze, A.: N. - der lange Weg in die Unabhängigkeit. Bochum 1991.
Schneider, K.-G. u. Wiese, B.: N. u. Botswana. Köln 31992.
Brugger, E. M.: N. Reiseführer mit Landeskunde. Frankfurt am Main 1993.
Grotpeter, J. J.: Historical dictionary of N. Metuchen, N. J., 1994.
Das südl. Afrika, Beiträge v. E. Klimm u. a. Bd. 2: N. - Botswana. Darmstadt 1994.
Bley, H.: N. under German rule. Hamburg 1996.
Bauer, G.: Labor and democracy in N., 1971 - 1996. Athens. Ohio, 1998.
Malan, J. S.: Die Völker N.s. A. d. Engl. Göttingen 1998.
N., ein geographischer Leitfaden, hg. v. U. Kröner. Stuttgart 1999.
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