Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
mesoamerikanische Hochkulturen
mesoamerikanische Hochkulturen,die vorspan. indian. Hochkulturen im Gebiet von Mesoamerika. Hier hatte sich seit 1500 v. Chr. eine gemeinsame kulturelle Tradition herausgebildet. Diese Entwicklung erreichte ihren Höhepunkt in der klass. Zeit zw. 200 und 900 n. Chr. Dabei war das westl. Mesoamerika im Lauf der Zeit von mehreren unterschiedl. Kulturen geprägt, während der östl. und südl. Teil von der verhältnismäßig einheitl. Mayakultur beherrscht wurde. Gemeinsame Merkmale waren die Wirtschaftsgrundlage (intensiver Feldbau: Mais, Bohnen, Chili), das hierarch. Gesellschaftssystem, der auf einem 52-Jahre-Zyklus beruhende Kalender, die Hieroglyphenschrift und Grundzüge der Religion mit einer Vielzahl von Göttern, darunter der Gott Quetzalcóatl, der Regengott (Chac bei den Maya, Tlaloc bei den Azteken), der Maisgott, der Todesgott oder der Sonnengott. Sie wurden so vielfältig dargestellt wie Tiergestalten aus der Mythologie. Weitere Gemeinsamkeiten sind die Stufenpyramide, die Verwendung von Stuck und Zement in der Architektur und eine Form der Ämterrotation.Die Geschichte der m. H. ist kaum aus schriftl. Zeugnissen zu erschließen, vielmehr tragen v. a. archäolog. und sprachwiss. Untersuchungen zu ihrer Kenntnis bei. Drei Epochen lassen sich unterscheiden: die vorklass. Zeit mit den Kulturen von Teotihuacán im zentralmexikan. Hochland und Monte Albán sowie als früheste Hochkultur die der Olmeken an der Golfküste. In klass. Zeit brachte die Kultur von Teotihuacán ihre größten Leistungen hervor, v. a. aber erreichte die Mayakultur ihre höchste Blüte mit den Zentren Tikal, Copán, Palenque u. a. In nachklass. Zeit (900-1521) gründeten die Tolteken das Zentrum Tula und drangen um 1000 in das Gebiet der Maya in Yucatán ein, dem sie eine neue kulturelle Hochblüte brachten (Chichén Itzá). Die Zapoteken, Träger der Kulturen von Monte Albán und Mitla, wurden um 1000 von den Mixteken vertrieben, deren Kultur sich nach 900 im Becken von Puebla um Cholula entfaltet hatte. Von Tenochtitlán (gegr. 1370) aus dehnten die Azteken ihren Machtbereich aus.Frühe Zeugnisse der Kunst der m. H. sind die kolossalen Steinköpfe der Olmeken (La Venta, San Lorenzo). Steinbauwerke gab es erst in der klass. Periode, bes. bei den Maya, in Teotihuacán, bei den Zapoteken, Tolteken, später bei den Azteken: mit Tempeln gekrönte Stufenpyramiden, Paläste, Observatorien u. a. Die Metallverarbeitung breitete sich erst in der Toltekenzeit (10. Jh.) aus (Goldarbeiten der Mixteken). Bronze wurde erst kurz vor der span. Eroberung verwendet. Höhepunkt der keram. Kunst sind die Figurenurnen der Zapoteken, die mit Figuren bemalten Gefäße der Maya, die Dreifußgefäße aus Teotihuacán und die polychrome Keramik der Mixteken.In den Schriftsystemen der m. H. kommen Hieroglyphen in versch. Formen und Entwicklungsstufen vor. Am besten bekannt sind diejenigen der Azteken und der Maya. Letztere entwickelten eine Hieroglyphenschrift mit einem begrenzten Zeichenkorpus und bestimmten Regeln in ihrer Anwendung.
Literatur:
Prem, H. J.: Geschichte Altamerikas. München 1989.
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