Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
merowingische Kunst
merowingische Kunst,die Kunst des Frankenreiches unter den Merowingerkönigen (5.-8. Jh.). Der histor. Epochenbez. entspricht keine stilgeschichtl. Einheit, vielmehr spiegelt sich in der Kunst der übergreifende Prozess der Auseinandersetzung heidnisch-german. mit christlich-spätantiker Kultur wider. Der Formenschatz entstammt weitgehend dem Mittelmeerraum, doch wird er durch spezifisch german. Neigungen zum Ornamentalen, Koloristischen und Flächenhaften modifiziert. Die Sakralarchitektur zeigt meist im Grundriss ein doppeltes Quadrat (Saint-Pierre in Vienne, 5. Jh.; Baptisterium in Poitiers, 6./7. Jh.). Daneben entstehen oktogonale Baptisterien sowie Basiliken, wobei sich als merowing. Sonderform die Herausbildung von Kuppeltürmen zw. Mittelschiff und Apsis abzeichnet (Bischofskirche in Nantes, geweiht um 558). Der Baudekor zeigt in der Kapitell- und Sarkophagplastik (z. B. in der Nordkrypta der Abtei von Jouarre, 7. Jh.) hohe Qualität, v. a. in ornamentalen Darstellungen. Auch bed. Zeugnisse der Grabmalkunst (Grabstein von Niederdollendorf, 7. Jh.; Bonn, Rhein. Landesmuseum), der Metallkunst (Dagobert-Thron; Schatz des Grabes Childerichs I.) und der Buchmalerei (v. a. der Klöster von Luxeuil und Corbie).
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