Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
mechanische Musikinstrumente
mechanische Musik|instrumente(mechanische Musikwerke, Musikautomaten), Musikinstrumente, die durch mechan. Antrieb zum Klingen gebracht werden. Herzstück der m. M. ist seit dem 14. Jh. die Stiftwalze, eine drehbare Holzwalze (später auch Metall) mit vorstehenden Metallwinkeln, Eisenbolzen oder Nagelstiften, die in Umdrehungsrichtung entsprechend dem Rhythmus, in Querrichtung entsprechend der Tonhöhe angeordnet sind, wobei eine Walze mehrere Musikstücke tragen kann. Je nach Klangerzeugungsprinzip steuern die Stifte den Klöppelschlag von Turmglockenspielen, den Hammermechanismus automat. Klaviere (Walzenklavier), das Ventilsystem einer Pfeifenorgel (Drehorgel) oder reißen die Zungen eines Stahlkammes (Spieldose) an. Der Antrieb der Walze sowie anderer mechan. Funktionen (z. B. Blasebälge) erfolgte bei größeren m. M. (z. B. Orchestrion) über Hängegewichte, bei kleineren meist über eine Handkurbel (z. T. mit Schwungrad) oder ein Uhrwerk, ab etwa 1900 auch durch Elektromotoren. Ende des 19. Jh. wurde die Stiftwalze z. T. abgelöst durch perforierte Platten aus Hartpapier oder Blech (Organette), bei dem elektrisch-pneumat. Selbstspielklavier (Pianola) durch eine Lochstreifensteuerung (Ton-, Notenrolle).
Den Höhepunkt in der techn. Entwicklung der m. M. stellt das nach 1900 entwickelte elektropneumat. Reproduktionssystem für Klaviere und Orgeln dar, das im Ggs. zum starren Abspielverfahren herkömml. m. M. erstmals eine anschlagsgerechte Wiedergabe über direkt eingespielte Notenrollen ermöglichte. Solche »Künstlerrollen« bespielten u. a. M. Reger, C. Debussy, G. Mahler, E. Grieg, F. Busoni. Mit dem Aufkommen elektron. Wiedergabegeräte fand die Geschichte der m. M. ihren (vorläufigen) Abschluss.
Literatur:
Jüttemann, H.: M. M. Einführung in Technik u. Geschichte. Frankfurt am Main 1987.
M. M., bearb. v. A. Buchner. Hanau 1992.
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