Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
magischer Realismus
magischer Realịsmus, 1) bildende Kunst: in den 1920er-Jahren entstandene Bez. für eine Darstellungsweise, die durch äußerste Akribie bzw. überscharfe Wiedergabe der Wirklichkeit unter Auslassung von Nebensächlichem, durch einen stat. Bildaufbau und mit perspektiv. Mitteln eine mag. Wirkung erzeugt. Sie entwickelte sich unter dem Einfluss der Pittura metafisica. Der Begriff wurde zunächst auf Werke der verist. Richtung der Neuen Sachlichkeit bezogen (G. Schrimpf, C. Mense, A. Kanoldt, F. Radziwill u. a.), dann auch auf die Malerei ähnlich vorgehender Künstler, v. a. in den USA (u. a. I. Albright und A. Wyeth), schließlich auch auf Werke der Wiener Schule des fantastischen Realismus und des Fotorealismus sowie der naiven Malerei.
Literatur:
Fluck, A.: »M. R.« in der Malerei des 20. Jh. Frankfurt am Main u. a. 1994.
2) Literatur: 1) Erzählstil in der dt. Literatur, etwa zw. 1920 und 1950, gekennzeichnet durch die Verbindung von realist. Ansatz mit unerklärl. (mag.) Geschehen; Beispiele bei H. Kasack (»Die Stadt hinter dem Strom«, 1947), E. Langgässer, E. Kreuder, H. E. Nossack, H. Lange. 2) Begriff, der die »magisch-realist.« Struktur der gebrochenen Zeit (Neben- und Ineinander verschiedenster Zeit- und Wirklichkeitsebenen) der (v. a. fantast.) lateinamerikan. Literatur im 20. Jh. beschreibt (u. a. bei M. Á. Asturias, A. Roa Bastos, A. Carpentier, J. Cortázar, J. Rulfo, G. García Márquez).
Literatur:
Scheffel, M.: M. R. Die Geschichte eines Begriffs u. ein Versuch seiner Bestimmung. Tübingen 1990.
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