Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Münze
Münze[zu lat. moneta],
1) Kurzbez. für Münzstätte.
2) geprägtes, aus Münzmetall bestehendes Zahlungsmittel (Metallgeld), dessen Gewicht, Güte und Nennwert vom Staat kraft Münzhoheit durch Bild oder Schrift garantiert wird. - In modernen Währungssystemen existieren nur noch aus unedlen Metallen bzw. Metalllegierungen bestehende Scheide-M.; Edelmetalle werden nur noch für Gedenk-M. verwendet, die nicht zirkulieren, aber als offizielles Zahlungsmittel anerkannt werden, da ihr Wert den Nennwert häufig übersteigt.
Nach der Verkehrsbedeutung werden Kurs-M. (für den gewöhnl. Umlauf im Inland) und Handels-M. (für den überterritorialen und internat. Handelsverkehr) unterschieden, bei den Kurs-M. darüber hinaus Kurant-M. (Nennwert wird durch den Edelmetallgehalt repräsentiert) und Scheide-M. (M. kleinen Nennwerts für den tägl. Kleinverkehr; der Metallwert ist geringer als der festgelegte Nominalwert). Rechnungs-M. waren Werteinheiten, die als Münze nicht oder nicht mehr existierten, sondern durch umlaufendes Geld dargestellt wurden.
Die meisten M. sind rund. Im Allg. zeigt die Vorderseite (Avers) Hoheitszeichen (Wappen, Herrscherporträt oder andere Embleme), die Rückseite (Revers) die Wertangabe. Einseitig ausgeprägte M., z. B. Brakteaten, eckige M. oder M. mit welligem Rand sind Ausnahmen. Unter überseeischem Einfluss entstanden für die europ. Kolonien M. mit einem Loch in der Mitte (in China unabhängig vom europ. Einfluss). Die Legende verläuft bei der Mehrzahl der M. am Rand.
Münznamen entstanden u. a. nach der Farbe, z. B. Albus; nach dem Münzbild, z. B. Mariengroschen; nach dem Metall, z. B. Aureus, Gulden; nach dem Münzherrn, z. B. Louisdor; nach dem Herkunftsort, z. B. Taler, Turnose; nach einem Gewichts- oder Zählmaß, z. B. Mark.Geschichte: Gegossene M. aus Bronze sind wahrscheinlich schon im 12. Jh. v. Chr. in China hergestellt worden; sie blieben jedoch ohne Auswirkungen auf den kleinasiatisch-grch. Kulturkreis, wo im 7. Jh. v. Chr. in Lydien die ersten M. aus Elektrum, einer natürlich vorkommenden Legierung von Gold und Silber, geprägt wurden. Wichtigste Handels-M. der grch. Antike war die silberne Tetradrachme. Im antiken Röm. Reich war der silberne Denar die wichtigste M.; Rechnungs-M. war jedoch der Sesterz, der aber im Unterschied zu den Rechnungs-M. des MA. und der Neuzeit auch als M. vorhanden war. Im Byzantin. Reich wurde der Solidus geprägt. Im Fränk. Reich trat an seine Stelle dessen Drittelstück (Triens, Tremissis) aus Gold. Unter den Karolingern wurde im 8. Jh. der silberne Denar (Pfennig) zur dominierenden M. und blieb bis in das 13. Jh. im christl. Europa die einzige geprägte M. Der Grundtyp der Groschen entstand 1266 in Frankreich. Der Ursprung der bed. spätmittelalterl. Gold-M. liegt in Italien (z. B. Dukat), von wo sie sich über ganz Europa ausbreiteten. 1500 begann die Massenproduktion des Talers als Silberäquivalent des Guldens im sächs. und 1520 auch im böhm. Erzgebirge (Joachimstaler). Diese große Silber-M. wurde von den europ. Staaten übernommen (Écu, Crown) und als Peso und Dollar auch zur wichtigsten M. der Neuen Welt. In Dtl. wurde der Taler erst nach der Reichsgründung durch die Mark verdrängt (1871).
Literatur:
Sprenger, B.: Das Geld der Deutschen. Geldgeschichte Dtl.s von den Anfängen bis zur Gegenwart. Paderborn u. a. 21995.
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