Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Münster
I Mụ̈nster[ahd. von lat. monasterium »Kloster«], urspr. das gesamte Kloster, seit dem MA. die Kirche eines Klosters oder Kapitels (Stiftskirche); auch eine große Pfarrkirche (Hauptkirche einer Stadt); im dt. Sprachgebiet neben »Dom« auch Bez. der Bischofskirche.
II Mụ̈nster,
1) RegBez. in NRW, 6 905 km2, (1998) 2,596 Mio. Ew., umfasst die kreisfreien Städte Bottrop, Gelsenkirchen, M. und die Kr. Borken, Coesfeld, Recklinghausen, Steinfurt, Warendorf.
2) kreisfreie Stadt, Verw.sitz des RegBez. M., NRW, in der Mitte des Münsterlandes an der Aa (zum Aasee gestaut), 264 300 Ew.; Kulturzentrum eines weiten Umlands: Westfäl. Wilhelms-Univ., FH, Philosophisch-Theolog. Hochschule, Kunstakademie, Polizei-Führungsakademie (in Hiltrup), Verw.akademie, Staatsarchiv, Westfäl. Landesmuseum für Kunst- und Kulturgesch., für Vor- und Frühgesch., für Naturkunde, Geolog., Archäolog. und Mineralog. Museum, Bibelmuseum, Mühlenhof-Freilichtmuseum (Volkskunde), Theater, zoolog. und botan. Garten; Bundesanstalten für Fettforschung und für den Güterfernverkehr, Inst. der Biolog. Landesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, Wasser- und Schifffahrtsdirektion; Maschinenbau, chem., pharmazeut., Möbelind., Kraftfutterherstellung, Druckereien und Verlage; Hafen am Dortmund-Ems-Kanal. - Die maler. Altstadt wurde im Zweiten Weltkrieg zu mehr als 90 % zerstört, aber zum großen Teil stilgerecht, an traditionellen Formen orientiert, wieder aufgebaut; Lauben- und Giebelhäuser der Gotik und Renaissance am Prinzipalmarkt, darunter got. Rathaus (14. Jh.), Stadtweinhaus (1615); doppeltürmiger Dom (1225-64), die Hallenkirchen St. Ludgeri (um 1200, got. Turm), St. Servatii (um 1225-50), St. Lamberti (1375-1450, mit den Wiedertäuferkäfigen am Turm) und Liebfrauen (in Überwasser, »Überwasserkirche«, 1340-46), Kapuzinerkirche St. Ägidii (1724-29); barocke Adelshöfe, darunter der Erbdrostenhof (1753-57, von J. C. Schlaun); ehem. fürstbischöfl. Schloss (1767-87 von J. C. Schlaun). - Entstand um 782, seit Anfang des 9. Jh. Mittelpunkt eines Bistums und nach dem »monasterium« (»Kloster«) um die Kirche ben. Die Marktsiedlung war bereits unter Kaiser Otto III. Münzstätte; sie kann seit der 2. Hälfte des 12. Jh. als Stadt gelten (kodifiziertes Stadtrecht um 1214). Ab 1246 Mitgl. der rheinisch-westfäl. Städtebündnisse; seit dem 14. Jh. führendes Mitgl. der Hanse (ab 1494 Vorort von Westfalen). Seit 1524 Hinwendung zur Reformation; 1534/35 unter Johann von Leiden »Tausendjähriges Reich« der Täufer (blutig niedergeworfen); ab 1585/88 wurde M. rekatholisiert; 1645-48 einer der beiden Konferenzorte der Verhandlungen über den Westfäl. Frieden. 1661 Verlust der Privilegien; verstärkter wirtsch. Niedergang nach Verlegung der bischöfl. Residenz nach Köln bzw. Bonn (1723). 1802/03 fiel M. an Preußen, 1807 an das Großherzogtum Berg, 1810 an Frankreich, 1815 abermals an Preußen (1816-1946 Hptst. der Prov. Westfalen).
3) Bistum, 804 von Karl d. Gr. gegr. und der Kirchenprovinz Köln zugeordnet. Es umfasste das Gebiet zw. Lippe und dem Oberlauf der Ems, dazu bis ins 16. Jh. Teile Frieslands. Die Machtkämpfe im rheinisch-westfäl. Raum führten 1450-57 zur Münsterschen Stiftsfehde. 1667 kamen Teile der Diözese Osnabrück an M. 1815 fiel das Oberstift (etwa der heutige RegBez. M.) größtenteils an Preußen, das Niederstift (Meppen, Cloppenburg, Vechta) an Hannover und Oldenburg. - 1821 wurde das Bistum als Suffragan von Köln neu errichtet; 1958 fiel ein Teil an das neue Bistum Essen.
4) Bezirkshauptort im schweizer. Kt. Bern, Moutier.
5) (frz. Munster), Stadt im Oberelsass im frz. Dép. Haut-Rhin, im Münstertal der S-Vogesen, 4 700 Ew.; Fremdenverkehr; Textilind.- Die Benediktinerabtei M., im 7. Jh. gegr., bestand bis zur Frz. Revolution (1802 zerstört).- Die Stadt M. wurde im 13. Jh. Reichsstadt; 1536 Einführung der Reformation.
6) (bündnerroman. Müstair), Münstertal 1).
III Mụ̈nster,
Sebastian, Hebraist und Kosmograph, * Ingelheim am Rhein 20. 1. 1488, ✝ Basel 26. 5. 1552; seit 1529 Prof. in Basel; gab die erste christl. Ausgabe der hebr. Bibel heraus (2 Bde., 1534/35), beschrieb in der »Cosmographia« (1544) bes. die Länder und Städte Deutschlands.
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