Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
München
I Mụ̈nchen,1) Landkreis im RegBez. Oberbayern, 667 km2, (1998) 283 800 Einwohner.
2) Hptst. Bayerns, an der Isar, 530 m ü. M., 1,192 Mio. Ew.; kreisfreie Stadt und Verw.sitz des Landkr. M. und des RegBez. Oberbayern. M. liegt auf der Schotterebene, die sich von der Moränenlandschaft im S gegen das Tertiärhügelland im N abdacht, am Austritt der Isar aus ihrem Engtal in das Erdinger Moos. M. ist Sitz des Erzbischofs von M. und Freising. Die Ludwig-Maximilians-Univ. M. (so seit 1802) wurde 1472 in Ingolstadt gegründet, 1800 nach Landshut, 1826 nach M. verlegt. Weitere Bildungseinrichtungen sind: TU, Ukrain. Univ., Hochschule der Bundeswehr (z. T. in Neubiberg), Hochschule für Philosophie und für Politik, FH M., Staatl. Hochschule für Musik, Akademie der bildenden Künste, Schauspielschule, Kath. Stiftungs-FH (für Sozialberufe), Dt. Journalistenschule, Hochschule für Fernsehen und Film, private Fachhochschulen, Bayer. Beamten-FH, Bundesbahn-Zentralschulen, Wirtschaftsakademie u. a. Fachakademien, Fachschulen. M. ist Sitz der Max-Planck-Ges. mit Max-Planck-Instituten für ausländisches und internationales Patent-, Urheber-und Wettbewerbsrecht, für Physik, für Psychiatrie, für ausländisches und internationales Sozialrecht und für psychologische Forschung und des Goethe-Inst. sowie der Dt. Akademie für Städtebau und Landesplanung, der Bayer. Akademie der Wissenschaften, der Bayer. Akademie der Schönen Künste u. a. wiss. Gesellschaften, versch. Behörden und Institutionen des Bundes (Dt. und Europ. Patentamt, Bundespatentgericht, Bundesfinanzhof); Bayer. Oberstes Landesger., Oberlandes-, Landger., Bayer. Verf.gerichtshof, Bayer. Verw.gerichtshof. Wichtige kulturelle Institutionen sind die zahlr. Museen (u. a. Bayer. Staatsgemäldesammlungen in der Alten und der Neuen Pinakothek, Bayer. Nationalmuseum, Dt. Museum, Prähistor. Staatssamml., Völkerkunde-, Stadtmuseum, Städt. Galerie im Lenbachhaus, Glyptothek, Antikensamml., Alpines Museum); Bayer. Staatsbibliothek u. a. Bibliotheken; Dt. Bucharchiv M.; Bayer. Staatsoper, Bayer. Staatsschauspiel, zahlr. Theater; Bayer. Rundfunk, mehrere private Rundfunk- und Fernsehanstalten, Filmstudios; botan. Garten, Tierpark Hellabrunn. Höhepunkte der in M. stattfindenden Veranstaltungen sind die Opernfestspiele (Sommerfestspiele, begr. 1875), die Schlosskonzerte und das Filmfest M. (seit 1983). Bed. Wirtschaftszentrum. Vorherrschende Industriezweige sind die elektron. Ind., Elektrotechnik, Maschinen- und Fahrzeugbau, feinmechan., opt., Nahrungs- und Genussmittelind. (Großbrauereien), ferner chem. und Textilind. sowie Verlagswesen, daneben Papier-, Kautschuk- sowie Lederind. und Holzverarbeitung; bed. Handels- und Bankenzentrum (Börse); wichtigstes Zentrum der dt. Versicherungswirtschaft. Bed. Fremdenverkehr; eine große Rolle spielt neben Kongressen und Messen das Oktoberfest. Bed. Verkehrsknoten: internat. Großflughafen (M. II) im Erdinger Moos.
Stadtbild: Der Kern innerhalb des ersten Mauerrings (um 1175), die Welfenstadt mit der Kaufingerstraße, dem Rathaus (Altes Rathaus, 1310, 1470-80 neu gebaut; Neues Rathaus, neugotisch, 1867-1908) am Marienplatz, der Pfarrkirche Sankt Peter (Mitte 11. Jh., wiederholt umgebaut) und der Frauenkirche (1271, Neubau 1468-88; größte Hallenkirche Süd-Dtl.s), ist Citykern geworden. Zur Geschäftsstadt entwickelte sich auch die um 1300 mit dem zweiten Mauerring umgebene Altstadt, in der der alte herzogl. Burgsitz lag (»Alte Veste«, heute Finanzbehörde). Erste große Maßnahme der verstärkten Bautätigkeit des 16. Jh. wurde der Ausbau der Residenz (1560 begonnen, unter Maximilian I. ab 1601 und unter Ludwig I. 1826-42 durch L. von Klenze erweitert). Danach entstanden die Jesuitenkirche St. Michael (1583-97) und das Jesuitenkolleg (1585-97), später die barocke Theatinerkirche St. Kajetan (1663-75), die Johann-Nepomuk-Kirche der Brüder Asam (1733-46) und Adelspaläste, darunter das Erzbischöfl. Palais (1733-37). Der Fall der Befestigung (1792) schuf Platz für eine neue große Bautätigkeit. 1789 war an der Isar der Engl. Garten, einer der frühesten und größten Landschaftsgärten in Dtl., entstanden, darauf folgten die Prachtstraßen im N und O. Am Königsplatz entstanden die Glyptothek (1816-30, L. von Klenze), die Staatl. Antikensamml. (1838-48) und die Propyläen (1846-62, Klenze), nördlich davon die Alte Pinakothek (1826-36, Klenze) und die Neue Pinakothek (Neubau 1981 eröffnet). Nordwestlich vom Königsplatz das Lenbachhaus (Wohnsitz und Atelier des Malers F. Lenbach 1836-1904; Städt. Galerie). Die Ludwigstraße wurde von Klenze und F. von Gärtner (Staatsbibliothek, Ludwigskirche, Univ. u. a.) ab 1817 angelegt. Den nördl. Abschluss bildet das Siegestor (1843-50), den südl. die Feldherrnhalle. 1853-75 entstand die Maximilianstraße, die von dem durch die Südfassade der Residenz, dem Residenz- und dem Nationaltheater (1811-18, nach Brand von Klenze 1823-25 wieder aufgebaut) sowie Klenzes Arkaden am ehem. Palais Törring (1747-58, 1836-39 von Klenze zur Hauptpost umgebaut) begrenzten Max-Joseph-Platz zum Maximilianeum (1857-74) führt. An der Prinzregentenstraße liegen das Bayer. Nationalmuseum (1894-99), die Schack-Galerie (1907-09), das Haus der Kunst (1933-37), die Villa Stuck (1897-98 nach Entwürfen des Malers F. von Stuck, Jugendstilmuseum) und das Prinzregententheater (1900/01). Seit 1854 wurden zahlr. Gemeinden eingegliedert, darunter Nymphenburg mit dem Schloss. Stärkste Bauverdichtung brachten die Jahre 1880-1910. Zu den architektonisch wichtigsten Bauten nach dem Zweiten Weltkrieg gehören u. a.: die Rekonstruktion der Maxburg an der Pacellistraße (1956/57); Anlage und Sportbauten für die Olymp. Sommerspiele 1972 von G. Behnisch (1967-72, mit F. Otto); BMW-Verw.gebäude (1970-73); Hypobankgebäude am Arabellapark (1975-81); Kultur-, Bildungs- und Tagungszentrum Gasteig (1985); der »Kunstbau« der Städt. Galerie im Lenbachhaus in der U-Bahnstation Königsplatz (1994 eröffnet). 1996 wurde der Grundstein für die von S. Braunfels entworfene Pinakothek der Moderne (Staatsgalerie für moderne Kunst) gelegt.
Geschichte: Herzog Heinrich der Löwe von Bayern und Sachsen zerstörte 1157/58 den bischöflich-freising. Marktort Oberföhring, v. a. die dortige Zollbrücke, und verlegte den Isarübergang nach der 1158 als Munichen (»bei den Mönchen«) erwähnten Siedlung; sie wurde nach 1180 bischöflich-freisingisch; seit 1214/17 Stadt, fiel 1240 an die Wittelsbacher (1255-1918 deren Residenz); 1294 erstes Stadtrecht. In Reformation und Gegenreformation (16./17. Jh.) ein Zentrum des Katholizismus in Dtl.; im Span. Erbfolgekrieg 1705-15, im Österr. Erbfolgekrieg fast durchgehend 1742-44 österr. besetzt. Seit dem 16. Jh. eines der Zentren der dt. und europ. Kunstpflege und der Wiss. (Blüte im 19. Jh.). Im Nov. 1918 Proklamation des republikan. Freistaates Bayern durch K. Eisner; nach dessen Ermordung wurde am 7. 4. 1919 in M. die Räterepublik ausgerufen. Aus der 1919 in M. gegr. »Dt. Arbeiterpartei« ging die NSDAP hervor. Am 9. 11. 1923 scheiterte vor der Feldherrnhalle der Hitlerputsch. 1938 wurde das Münchener Abkommen abgeschlossen. Im Zweiten Weltkrieg wurde M. zur Hälfte zerstört. 1972 war M. Austragungsort der Olymp. Sommerspiele.
Literatur:
R. Bauer M. Geschichte einer Stadt, bearb. v. u. E. Piper. Lizenzausg. München 1996.
II Mụ̈nchen, FC Bayern,
Fußballklub, gegr. 1900; internat. Pokalerfolge: Europapokal der Landesmeister (1974-76), Europapokal der Pokalsieger (1967), UEFA-Pokal (1996) und Weltpokal (1976).
Sie können einen Link zu dem Wort setzen

Ansicht: München