Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Müller
Mụ̈ller,1) Adam Heinrich Ritter von Nittersdorff (seit 1826), Staats- und Gesellschaftstheoretiker, * Berlin 30. 6. 1779, ✝ Wien 17. 1. 1829; seit 1813 in österr. Dienst, 1815-27 Generalkonsul in Leipzig. Publizistisch vertrat er eine romant. Staats- und Gesellschaftslehre. Er wandte sich gegen rationale Gesellschaftsordnungen, Individualismus und die Annahme von Marktgesetzlichkeiten und betonte die organ. Ganzheit von Staat und Wirtschaft; er war ein Anhänger des korporativen Ständestaates und trat wirtschaftspolitisch für den Protektionismus ein.
Werke: Die Lehre von Gegensätzen (1804); Die Elemente der Staatskunst (3 Bde., 1809).
2) Friedrich, gen. Maler M., Maler und Dichter, * Bad Kreuznach 13. 1. 1749, ✝ Rom 23. 4. 1825; kam 1774 nach Mannheim, wurde 1777 Hofmaler; durch Goethes Vermittlung ab 1778 in Rom. Als Maler und Dichter vertrat M. einen sinnlich-derben Realismus; er schrieb Idyllen (»Die Schafschur«, 1775; »Das Nußkernen«, 1811), Gedichte, Dramen.
3) Friedrich Max, brit. Indologe, Sprach- und Religionswissenschaftler dt. Herkunft, * Dessau 6. 12. 1823, ✝ Oxford 28. 10. 1900, Sohn von 22); förderte die Vedaforschung durch seine Ausgabe der »Rig-Veda-Sanhita« (6 Bde., 1849-74); Begründer der vergleichenden Religionswissenschaft.
4) Gebhard, Jurist und Politiker, * Füramoos (heute zu Eberhardzell, Kr. Biberach) 17. 4. 1900, ✝ Stuttgart 7. 8. 1990; 1947-52 Landesvors. der CDU; 1948-52 Staatspräs. von Südwürttemberg-Hohenzollern; 1953-58 MinPräs. von Bad.-Württ.; 1958-71 Präs. des Bundesverfassungsgerichts.
5) Georg Elias, Psychologe, * Grimma 20. 7. 1850, ✝ Göttingen 23. 12. 1934; Mitbegründer der experimentellen Psychologie; schrieb u. a. »Zur Analyse der Gedächtnistätigkeit und des Vorstellungsverlaufes« (3 Tle., 1911-17).
6) Gerhard (Gerd), Fußballspieler, * Nördlingen 3. 11. 1945; spielte u. a. beim FC Bayern München (1964-79), bei Fort Lauderdale Strikers (Fla., 1979-81) und Smith Brothers Lounge (Fla., 1981/82); 62 Länderspiele (zw. 1966 und 1974, 68 Tore); u. a. Weltmeister 1974, Europameister 1972, WM-Endrundenteilnehmer 1970. Europas Fußballer des Jahres 1970, Fußballer des Jahres 1967 und 1969; Torschützenkönig 1967, 1969, 1970, 1972-74 und 1978.
7) Gerhard-Kurt, Grafiker und Maler, * Leipzig 1. 10. 1926; belebte die Technik des Holzstichs neu, bekannt durch seine monumentale, streng statuar. Malerei zu histor. und polit. Themen.
8) Heiner, Schriftsteller, Dramatiker, * Eppendorf (Landkr. Freiberg) 9. 1. 1929, ✝ Berlin 30. 12. 1995; auch Regisseur, 1970-76 Dramaturg, war seit 1992 (mit anderen) Leiter des Berliner Ensembles; 1990-93 Präs. der Akademie der Künste Berlin. M. gilt als einer der innovativsten (auch heftig umstrittenen) dt. Dramatiker des 20. Jh. Bereits in seinen frühen, z. T. mit seiner Frau Inge M. (* 1925, ✝ 1966) verfassten, an den Lehrstücken B. Brechts orientierten Produktionsstücken (»Der Lohndrücker«, 1957; »Der Bau«, 1965) setzte sich M. kritisch mit Problemen der sozialist. Entwicklung in der DDR auseinander (1961 Ausschluss aus dem Schriftstellerverband, 1988 Wiederaufnahme). Danach griff er häufig klass., antike und mytholog. Stoffe sowie Dramen Shakespeares auf (»Philoktet«, 1965; »Macbeth«, 1972). In den 1970er-Jahren problematisierte er v. a. das Verhältnis von Staat und Revolution (»Zement«, 1974; »Die Schlacht«, 1975; »Germania Tod in Berlin«, 1977). M. entwickelte eine auf traditionelle Ausdrucksmittel verzichtende Dramaturgie und eine schockierende Bildwelt, die seiner Absage an vernunftorientierte Geschichtsmodelle entspricht (»Hamletmaschine«, 1978; »Wolokolamsker Chaussee I-V«, 1987). 1992 erschienen »Krieg ohne Schlacht - Leben in zwei Diktaturen« (Autobiographie) und »Gedichte«. 1993 debütierte M. mit einer Inszenierung von R. Wagners »Tristan und Isolde« in Bayreuth. M. erhielt 1985 den Georg-Büchner-Preis, 1990 den Kleist-Preis.
Literatur:
Theweleit, K.: H. M. Traumtext. Basel 1996.
Tschapke, R.: H. M. Berlin 1996.
9) Hermann, Politiker (SPD), * Mannheim 18. 5. 1876, ✝ Berlin 20. 3. 1931; 1916-18 und 1920-31 MdR, 1919/20 Reichsaußenmin., 1920 und 1928-30 Reichskanzler.
10) Herta, rumäniendt. Schriftstellerin, * Nitzkydorf (rumän. Niţchidorf, bei Temesvar) 17. 8. 1953; lebt seit 1987 in der Bundesrep. Dtl.; setzte sich in ihren Prosawerken mit dem dörfl. Leben in den dt.sprachigen Enklaven Rumäniens auseinander (Romane »Niederungen«, 1982; »Barfüßiger Februar«, 1987), später mit der Wirklichkeit in Dtl. (»Reisende auf einem Bein«, E., 1989; »Heute wäre ich mir lieber nicht begegnet«, R., 1977); erhielt 1994 den Kleist-Preis.
11) Johannes, Mathematiker und Astronom, Regiomontanus.
12) Johannes von (seit 1791), schweizer. Historiker, * Schaffhausen 3. 1. 1752, ✝ Kassel 29. 5. 1809; preuß. Historiograph (ab 1804), als Anhänger Napoleons I. Generaldirektor des Unterrichtswesens im Königreich Westfalen (1808); Verfasser der »Gesch. der Schweizer. Eidgenossenschaft« (5 Bde., 1786-1808).
13) Johannes Peter, Physiologe und Anatom, * Koblenz 14. 7. 1801, ✝ Berlin 28. 4. 1858; gilt als Begründer der neuzeitl. Physiologie.
14) Josef, Politiker, * Steinwiesen (Kr. Kronach) 27. 3. 1898, ✝ München 12. 9. 1979; vor 1933 in der BVP; ab 1939 in der Abwehrabteilung des OKW, verhandelte als Vertreter der Widerstandsbewegung mit der Kurie und der brit. Reg., 1944 inhaftiert; 1945 Mitbegründer und 1945-49 Vors. der CSU, 1947-49 stellv. MinPräs., 1947-49 und 1950-52 Justizmin. in Bayern.
15) Jutta, Eiskunstlauftrainerin, * Chemnitz 13. 12. 1928; betreute bei ihrem EM-Debüt 1961 ihre Tochter Gabriele Seyfert, die 1969/70 Weltmeisterin und 1967, 1969/70 Europameisterin wurde; mit ihren späteren Schützlingen, v. a. Jan Hoffmann, Anett Pötsch und Katarina Witt, erreichte sie drei Olympiasiege (1980-88), acht Weltmeister- (zw. 1974 und 1988) sowie 15 Europameistertitel (zw. 1974 und 1990).
16) Karl Alex, schweizer. Physiker, * Basel 20. 4. 1927; Prof. am IBM-Forschungslaboratorium in Rüschlikon, Forschungen zur Hochtemperatur-Supraleitung; Nobelpreis für Physik 1987 zus. mit J. G. Bednorz für die Entdeckung einer bereits bei — 238 ºC supraleitenden keram. Substanz.
17) Kerstin, Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen), * Siegen 13. 11. 1963; Juristin; seit 1994 MdB und Sprecherin der Bundestagsfraktion ihrer Partei.
18) Ludwig, evang. Theologe, * Gütersloh 23. 6. 1883, ✝ (Selbstmord) Berlin 31. 7. 1945; am 25. 4. 1933 von Hitler zu seinem »Bevollmächtigten« für die Angelegenheiten der evang. Kirche berufen; seit 1933 Reichsbischof der Dt. Evang. Kirche; 1935 durch den Reichskirchenausschuss entmachtet. (Kirchenkampf)
19) Paul Hermann, schweizer. Chemiker, * Olten 12. 1. 1899, ✝ Basel 13. 10. 1965; arbeitete v. a. über Wirkung, Toxizität und Struktur der Chlorkohlenwasserstoffe; er entwickelte 1939 das DDT und erhielt hierfür 1948 den Nobelpreis für Physiologie oder Medizin.
20) Robert, schweizer. Bildhauer, * Zürich 17. 6. 1920; Schüler von Germaine Richier; sein Werk umfasst Eisen- und Stahlplastiken, die aus konkaven und konvexen Elementen zusammengeschweißt sind; auch Zeichnungen, Collagen.
21) Werner, Politiker (parteilos), * Essen 1. 8. 1946; nach langjähriger Tätigkeit als Manager bei RWE und im Veba-Konzern seit 1998 Bundeswirtschaftsminister.
22) Wilhelm, Dichter, * Dessau 7. 10. 1794, ✝ ebd. 1. 10. 1827, Vater von 3); schrieb sangbare, meist in leichtem Volksliedton gehaltene Lieder (»Im Krug zum grünen Kranze«, »Am Brunnen vor dem Tore«, »Das Wandern ist des Müllers Lust«). Von seinen Liederzyklen wurden »Die schöne Müllerin« und »Die Winterreise« vertont (F. Schubert). Mit den »Liedern der Griechen« (5 Bde., 1821-24) wurde er in Dtl. Hauptvertreter des literar. Philhellenismus (»Griechen-Müller«).
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