Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mühle
Mühle,1) Brettspiel zw. zwei Spielern, von denen jeder abwechselnd je neun schwarze oder weiße Steine auf ein mit Punkten versehenes Liniensystem setzen und dabei versuchen muss, eine Figur (M.) aus drei nebeneinander liegenden Steinen zu bilden (bei Gelingen wird dem Gegner jedes Mal ein Stein weggenommen). Bes. vorteilhaft ist eine Zwickmühle, eine Doppel-M., bei der durch das Öffnen einer M. eine zweite geschlossen wird. Verlierer ist, wer nur noch zwei Steine besitzt oder von den gegner. Steinen eingeschlossen ist.
2) Technik: Maschine zum Mittel- (Grieß-) und Feinmahlen, bei der das Mahlgut durch Druck-, Schlag-, Prall- oder Scherbeanspruchung zerkleinert wird. Die Walzen-M. arbeitet mit zwei sich gegenläufig drehenden zylindr. Walzen. Scher-M. beanspruchen das Mahlgut scherend zw. einer fest stehenden, meist radial gerippten und einer ähnlich ausgebildeten, um eine Achse rotierenden Mahlfläche. Hierzu gehören die Glocken-M. (bei der sich ein Mahlkegel in einem glockenförmigen Hohlkegel dreht) und die Scheiben-M. (das Mahlgut wird im Spalt zw. zwei radial gerippten Scheiben, von denen eine fest steht und die andere angetrieben wird, zerrieben). Schlag-M. zerkleinern das Gut mithilfe von Schlagkörpern (Schlagwerke). Bei Prall-M. wird das Mahlgut von Rotoren gegen fest stehende Prallplatten oder sich gegenläufig zu den Rotoren drehende Prallscheiben (Prallteller-M.) geschleudert, bei Luftstrahl-M. in einem Gas- oder Luftstrom auf über 300 m/s beschleunigt. Trommel-M. zerkleinern das Mahlgut in rotierenden (auch schwingenden) Mahltrommeln. - Nach der Antriebsart lassen sich die M. in Wasser-M., Wind-M. und elektrisch betriebene M. einteilen. Die Bez. M. wird auch für Anlagen verwendet, die zum Zerkleinern (Schneide-M., Säge-M.), Auspressen (Öl-M.) o. Ä. dienen. - Die Gewinnung mehlartiger Erzeugnisse, bes. von Mehl aus Getreidekörnern durch Zerkleinern der Ausgangsstoffe (Müllerei), erfolgt in meist elektrisch betriebenen M. Die Aufbereitung des Getreides im M.-Betrieb umfasst die Getreidereinigung, das Konditionieren (Entzug oder Zugabe von Wasser bis zu dem für die Vermahlung optimalen Gutfeuchtegehalt), die Vermahlung und u. U. das Mischen des gemahlenen Gutes, um einheitl. Mehltypen zu erhalten. Bei der Vermahlung sind zw. den Walzenstühlen Sichtmaschinen angeordnet, die die gemahlenen Erzeugnisse in ihre Bestandteile (z. B. Schrot, Grieß, versch. Mehlsorten) trennen.
Wirtschaftliches: Nach der Geschäftsart gibt es heute fast ausnahmslos Handels-M., die Getreide kaufen, vermahlen und die Mahlerzeugnisse verkaufen. 1997/98 wurden in Dtl. von 515 M. (ohne Kleinst-M. mit einer Jahresvermahlung unter 250 t) rd.6,01 Mio. t Weizen und 1 Mio. t Roggen vermahlen. - Dachorganisation der M. ist seit 1998 der Verband Dt. Mühlen (VDM) in Bonn.
Geschichte: Wasser-M. waren schon bei den Römern im 1. Jh. v. Chr. bekannt; vereinzelt sind sie seit dem 3. Jh. n. Chr. nördlich der Alpen nachweisbar; ihre Ausbreitung beginnt jedoch erst im 11./12. Jh. Wahrscheinlich über die Araber und die Kreuzfahrer gelangte die Wind-M. mit senkrechter Flügelachse von Persien aus in den Westen; die Wind-M. mit waagerechter Flügelachse wurden im 12./13. Jh. in Europa entwickelt. Die erste Dampf-M. in London (1784) markierte den Übergang zur modernen Mühlentechnik.
Literatur:
Mager, J.u. a.:Die Kulturgeschichte der M. Tübingen 1989.
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