Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Möbel
Möbel[von frz. meuble, zu mobil], bewegl. Stück einer Innenraumausstattung: Kasten-M. (Truhen, Schränke, Kommoden), Tafel-M. (Tische, Pulte), Sitz- und Liege-M. (Bänke, Stühle, Sofas, Sessel, Betten). Holz-M. des 2. Jt. v. Chr. wurden in Ägypten gefunden. Aus röm. Zeit sind Bronze- und Stein-, auch Holz- und Korb-M. bekannt. Im MA. war das wichtigste Kasten-M. die Truhe. Im 15. Jh. kamen aus Rahmenwerk und Füllung gearbeitete M. auf; mit reichen Schnitzereien (Maßwerk, Faltwerk) wurden bes. die Schränke verziert. Von größerem Typenreichtum sowie klar und harmonisch gestaltet waren die M. der Renaissance (in Italien mit Intarsien als Flächendekoration), wuchtig und überreich geschmückt die M. des Barocks (Louis-quatorze-Stil, Boulle; in Dtl. Dielenschränke der Hansestädte). Das Rokoko liebte spielerisch-leichte Formen, bes. in Frankreich (Louis-quinze-Stil); in England bevorzugte man einen schlichteren Stil (Chippendale). Die dt. M. standen unter frz. Einfluss. Nur A. und D. Roentgen entwickelten einen eigenen Stil und belieferten die Fürstenhöfe in Paris, Dresden und Sankt Petersburg. In der 2. Hälfte des 18. Jh. wandte man sich wieder geradlinigen, einfacheren Formen zu, im Empire in Anlehnung an antike Vorbilder. Der Umschwung zum Biedermeier setzte um 1830 ein mit schlichten gediegenen M. Der Historismus in der 2. Hälfte des 19. Jh. zeigte überladene Tendenzen, gegen die sich der Jugendstil Ende des 19. Jh. und der Funktionalismus des Bauhauses im 20. Jh. wendeten. Die industrielle Fertigung und neue Werkstoffe brachten eine Umwälzung für den M.-Bau der Gegenwart mit zweckentsprechenden und Raum sparenden Formen (z. B. den Körperformen angepasste Sitz-M.; glatte Flächen; Anbau-M., Ausbau von Wand zu Wand und bis unter die Decke). Die allg. Tendenzen des Industriedesigns der 1980er-Jahre (Hightech, Minimalismus) prägten insbesondere auch die Entwürfe renommierter M.-Designer dieses Jahrzehnts. Sie verlagerten z. T. den Schwerpunkt von funktionalist. Aspekten auf ästhet. Gesichtspunkte und verliehen ihren M. den Charakter von Kunstobjekten. Daneben finden sich im modernen internat. M.-Design Tendenzen, Formen außereurop. Mobiliars aufzugreifen.
▣ Literatur:
Mang, K.: Geschichte des modernen M. Neuausg. Stuttgart 1989.
⃟ M. Von der Renaissance bis zum Jugendstil, hg. v. G. Nagel. München 61994.
Möbel[von frz. meuble, zu mobil], bewegl. Stück einer Innenraumausstattung: Kasten-M. (Truhen, Schränke, Kommoden), Tafel-M. (Tische, Pulte), Sitz- und Liege-M. (Bänke, Stühle, Sofas, Sessel, Betten). Holz-M. des 2. Jt. v. Chr. wurden in Ägypten gefunden. Aus röm. Zeit sind Bronze- und Stein-, auch Holz- und Korb-M. bekannt. Im MA. war das wichtigste Kasten-M. die Truhe. Im 15. Jh. kamen aus Rahmenwerk und Füllung gearbeitete M. auf; mit reichen Schnitzereien (Maßwerk, Faltwerk) wurden bes. die Schränke verziert. Von größerem Typenreichtum sowie klar und harmonisch gestaltet waren die M. der Renaissance (in Italien mit Intarsien als Flächendekoration), wuchtig und überreich geschmückt die M. des Barocks (Louis-quatorze-Stil, Boulle; in Dtl. Dielenschränke der Hansestädte). Das Rokoko liebte spielerisch-leichte Formen, bes. in Frankreich (Louis-quinze-Stil); in England bevorzugte man einen schlichteren Stil (Chippendale). Die dt. M. standen unter frz. Einfluss. Nur A. und D. Roentgen entwickelten einen eigenen Stil und belieferten die Fürstenhöfe in Paris, Dresden und Sankt Petersburg. In der 2. Hälfte des 18. Jh. wandte man sich wieder geradlinigen, einfacheren Formen zu, im Empire in Anlehnung an antike Vorbilder. Der Umschwung zum Biedermeier setzte um 1830 ein mit schlichten gediegenen M. Der Historismus in der 2. Hälfte des 19. Jh. zeigte überladene Tendenzen, gegen die sich der Jugendstil Ende des 19. Jh. und der Funktionalismus des Bauhauses im 20. Jh. wendeten. Die industrielle Fertigung und neue Werkstoffe brachten eine Umwälzung für den M.-Bau der Gegenwart mit zweckentsprechenden und Raum sparenden Formen (z. B. den Körperformen angepasste Sitz-M.; glatte Flächen; Anbau-M., Ausbau von Wand zu Wand und bis unter die Decke). Die allg. Tendenzen des Industriedesigns der 1980er-Jahre (Hightech, Minimalismus) prägten insbesondere auch die Entwürfe renommierter M.-Designer dieses Jahrzehnts. Sie verlagerten z. T. den Schwerpunkt von funktionalist. Aspekten auf ästhet. Gesichtspunkte und verliehen ihren M. den Charakter von Kunstobjekten. Daneben finden sich im modernen internat. M.-Design Tendenzen, Formen außereurop. Mobiliars aufzugreifen.
▣ Literatur:
Mang, K.: Geschichte des modernen M. Neuausg. Stuttgart 1989.
⃟ M. Von der Renaissance bis zum Jugendstil, hg. v. G. Nagel. München 61994.