Meyers Großes Taschenlexikon in 25 Bänden
Mädchenbildung
Mädchenbildung,ein z. T. bis ins 20. Jh. hineinreichendes Konzept eines speziellen Bildungswesens für Mädchen, das sich in den Bereich der Frauenbildung hinein fortsetzt; fast immer auf die häusl. Rolle und eine angebl. intellektuelle Minderbegabung der Frau zugeschnitten. Das höhere Mädchenschulwesen wurde in Dtl. nach 1870 v. a. auf Betreiben der Frauenbewegung stärker ausgebaut; 1908 wurde in Preußen das Lyzeum eingerichtet, auf das eine Frauenfachschule, ein Lehrerinnenseminar und (selten) eine Studienanstalt aufbaute. Seit 1923 führte das Oberlyzeum für Mädchen zur allg. Hochschulreife. Es hieß ab 1938 Oberschule für Mädchen, nach 1945 meist Mädchengymnasium. Ende der 1960er-Jahre setzte sich im öffentl. Schulwesen die Koedukation durch, sie erfüllte jedoch nicht die in sie gestellten Erwartungen, dass Mädchen dadurch gleiche Bildungschancen erhielten. Beim Vergleich der Schullaufbahnen von Mädchen in koedukativen und in reinen Mädchenschulen ergab sich, dass sie in reinen Mädchenschulen anspruchsvollere Kurse wählten und diese mit besserem Erfolg abschlossen. Begleitende Untersuchungen des Unterrichts in koedukativen Klassen ergaben, dass Beiträge von Mädchen von vornherein schlechter bewertet wurden als die von Jungen (Tests mit Stimmvertauschung), auch, dass Jungen häufiger das Wort erteilt und ihr Durchsetzungsverhalten gebilligt wird. Das Vorurteil, dass Mädchen in naturwiss. und techn. Fächern nicht Schritt halten könnten, macht bes. auf diesem Gebiet Maßnahmen nötig; Versuche mit nicht koedukativem Computerunterricht waren sehr ermutigend.
▣ Literatur:
Mitscherlich, M.: Über die Mühsal der Emanzipation. Tb.-Ausg. Frankfurt am Main 1994.
⃟ Kreienbaum, M. A.: Erfahrungsfeld Schule. Koedukation als Kristallisationspunkt. Weinheim 21995.
Mädchenbildung,ein z. T. bis ins 20. Jh. hineinreichendes Konzept eines speziellen Bildungswesens für Mädchen, das sich in den Bereich der Frauenbildung hinein fortsetzt; fast immer auf die häusl. Rolle und eine angebl. intellektuelle Minderbegabung der Frau zugeschnitten. Das höhere Mädchenschulwesen wurde in Dtl. nach 1870 v. a. auf Betreiben der Frauenbewegung stärker ausgebaut; 1908 wurde in Preußen das Lyzeum eingerichtet, auf das eine Frauenfachschule, ein Lehrerinnenseminar und (selten) eine Studienanstalt aufbaute. Seit 1923 führte das Oberlyzeum für Mädchen zur allg. Hochschulreife. Es hieß ab 1938 Oberschule für Mädchen, nach 1945 meist Mädchengymnasium. Ende der 1960er-Jahre setzte sich im öffentl. Schulwesen die Koedukation durch, sie erfüllte jedoch nicht die in sie gestellten Erwartungen, dass Mädchen dadurch gleiche Bildungschancen erhielten. Beim Vergleich der Schullaufbahnen von Mädchen in koedukativen und in reinen Mädchenschulen ergab sich, dass sie in reinen Mädchenschulen anspruchsvollere Kurse wählten und diese mit besserem Erfolg abschlossen. Begleitende Untersuchungen des Unterrichts in koedukativen Klassen ergaben, dass Beiträge von Mädchen von vornherein schlechter bewertet wurden als die von Jungen (Tests mit Stimmvertauschung), auch, dass Jungen häufiger das Wort erteilt und ihr Durchsetzungsverhalten gebilligt wird. Das Vorurteil, dass Mädchen in naturwiss. und techn. Fächern nicht Schritt halten könnten, macht bes. auf diesem Gebiet Maßnahmen nötig; Versuche mit nicht koedukativem Computerunterricht waren sehr ermutigend.
▣ Literatur:
Mitscherlich, M.: Über die Mühsal der Emanzipation. Tb.-Ausg. Frankfurt am Main 1994.
⃟ Kreienbaum, M. A.: Erfahrungsfeld Schule. Koedukation als Kristallisationspunkt. Weinheim 21995.